Gelsenkirchen-Scholven. „Ruhr Oel – BP“ und Uniper haben eine Zusammenarbeit vereinbart: Abwärme aus der Gelsenkirchener Raffinerie soll als Fernwärme genutzt werden.

In einer Raffinerie geht es bisweilen mächtig heiß zu: Wer im Stadtnorden wohnt, der weiß das, der kennt den Anblick der brennenden BP-Fackeln. Bei vielen Prozessen in der Raffinerie wird Wärme erzeugt. In der Regel ist sie dabei aber nur ein Nebenprodukt. In Zukunft soll sie sinnvoller genutzt werden.

„Nutzung industrieller Abwärme für die Fernwärmeversorgung“ – so heißt das Prinzip auf Technikdeutsch. Was damit gemeint ist, lässt sich schnell erklären: Die Wärme, die bei industriellen Prozessen entsteht und eigentlich ungenutzt entweicht, kann etwa dafür genutzt werden, um Privatwohnungen zu heizen. Auf diesem Gebiet wollen die beiden Unternehmen „Ruhr Oel GmbH – BP Gelsenkirchen“ und Uniper Wärme Gmbh (UWG) zusammenarbeiten.

Die Firmen, beide mit Sitz im Gelsenkirchener Norden, haben jetzt ein gemeinsames Projekt geplant. Dazu unterschrieben die Verantwortlichen eine entsprechende Absichtserklärung. Insgesamt wollen BP und Uniper 33 Millionen Euro in die Hand nehmen.

Bis zu 30.000 Haushalten in Gelsenkirchen, Gladbeck und Recklinghausen können versorgt werden


„Mit diesem Projekt gewinnen wir Wärme und nutzen die Abwärme der Prozessanlagen der Raffinerie effizienter“, erklärt Nikola Feldmann, eine der beiden Geschäftsführerinnen von Uniper Wärme. „Nach ersten Berechnungen können wir dadurch rund 60.000 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr einsparen. Mit der aus den Raffinerieprozessen ausgekoppelten Wärmeleistung können wir bis zu 30.000 Haushalte in Gelsenkirchen, Gladbeck und bis nach Recklinghausen mit Wärme versorgen.“


Uniper mit dem Kraftwerk und BP mit der Raffinerie prägen die Skyline von Scholven – da liegt eine Zusammenarbeit auf der Hand. Auch das Thema CO2-Reduzierung passt in die langfristige Strategie von Uniper. Das Kraftwerk, zurzeit noch mit Kohle betrieben, soll langfristig auf Erdgasbetrieb umgestellt werden. In diesem Jahr hat Uniper mit dem Bau von zwei neuen Gasturbinen und einem Dampfkessel am Standort Scholven begonnen.

Bürger sollen durch die Bauarbeiten so wenig wie möglich behindert werden


Um die Abwärme von BP zu nutzen, muss gebaut werden: Auf dem BP-Gelände entstehen Wärmetauscher, außerdem müssen knapp drei Kilometer Rohrleitungen zum Uniper-Kraftwerk verlegt werden – der Großteil davon unterirdisch. Von den Bauarbeiten sollen die Bürger möglichst wenig gestört werden. „Der größte Teil der Strecke verläuft auf den beiden Firmengeländen. Ansonsten werden wir uns bemühen, die Verkehrsbehinderungen so gering wie möglich zu halten“, sagt Uniper-Sprecherin Ilona Flechtner.


Andreas Salomon, zuständiger Manager bei BP, stellt das Projekt in einen Zusammenhang mit dem Modernisierungsprogramm, in dessen Rahmen der BP-Mutterkonzern zwei Milliarden Euro in den Standort Gelsenkirchen steckt. „Die Schwerpunkte dieses Programms sind eine verbesserte Energieeffizienz und die Reduzierung von Emissionen“, so Salomon. „Dazu kann das gemeinsame Projekt mit Uniper einen wichtigen Beitrag leisten.“

Im kommenden Jahr sollen die Bauarbeiten beginnen

Starten sollen die Bauarbeiten bereits im kommenden Jahr. Ab dem vierten Quartal 2022 könnte die erste Wärme ins Fernwärme-Netz der UWG eingespeist werden, so hoffen es die Verantwortlichen.