Gelsenkirchen. Eine Frauenquote von 50 Prozent in der CDU? An der Gelsenkirchener Basis ist man geteilter Meinung. Was vier Frauen und ein Mann dazu sagen.
Es scheint, als möchte die CDU moderner werden: Bis zum Jahr 2025 strebt die Union eine verbindliche Frauenquote ab der Kreisvorstandsebene an. Im Rahmen eines Stufenmodells soll sie am Ende des Prozesses bei 50 Prozent liegen. Wird das ein Aufbruch in neue Zeiten? Wie sehen es die Parteimitglieder vor Ort, hier in Gelsenkirchen?
Gelsenkirchens CDU ist bei Frauenquote geteilter Meinung
"Eine starre Quote von 50 Prozent halte ich für schwierig", sagt Laura Rosen. Die 26-Jährige gilt als junges Gesicht der Gelsenkirchener CDU, ist 2013 Mitglied der Jungen Union geworden, heute leitet sie als Vorsitzende den CDU-Ortsverband Schalke. Der Grund für ihre Skepsis: Eine Forderung nach einer Frauenquote müsse man "an die Mitgliederstruktur anpassen", so Laura Rosen.
Will heißen: Eigentlich bräuchte es insgesamt in der CDU mehr Frauen. Häufiger besteht "kein Anreiz mehr für sie, der Partei beizutreten", ist Laura Rosens Einschätzung. Dabei geht es ihr vor allem um die Vereinbarkeit von ehrenamtlichem Partei-Engagement, Familie und Beruf. Grundsätzlich sei eine Frauenquote wünschenswert. Aber: "Am Ende des Tages will keine Frau Quotenfrau sein", ist Laura Rosen überzeugt.
Viele Frauen bringen sich engagiert in die Parteiarbeit ein
"Was die Situation in Gelsenkirchen angeht, ist das ein Problem, das wir flächendeckend als CDU gar nicht haben", erläutert Parteichef Sascha Kurth. In der Vergangenheit sei gute Arbeit gemacht worden: In dieser Stadt gibt es "viele Frauen, die sich schon jetzt engagiert in die Parteiarbeit einbringen", so Kurth weiter. Der Anteil an Frauen sei deutlich oberhalb des Bundesschnitts - "wir übererfüllen das Quorum schon heute." Der Frauenanteil liegt aktuell bei 40,1 Prozent.
Und er stimmt seiner Parteikollegin Laura Rosen zu: Die Einführung einer Frauenquote löst die eigentliche Fragestellung nicht. Für Kurth ist es deutlich wichtiger, sich damit auseinanderzusetzen, wie man das grundsätzliche Problem angehen kann. Also eben: Die Vereinbarkeit von Ehrenamt in der Politik, Familie und Beruf zu erleichtern.
Die Frauenquote kann auch eine Chance sein
Birgit Luchts Bewertung ist eine andere: "Mittlerweile", sagt die CDU-Ratsfrau, "stehe ich ihr wieder sehr positiv gegenüber." Und verweist in diesem Zusammenhang auf ihre persönlichen Erfahrungen. Als sie Mutter wurde, fehlte neben dem Beruf die Zeit für politisches Engagement. Als sie dann wieder Fuß fassen wollte, stellte sie fest, dass sich viele Dinge geändert hatten, dass wichtige Netzwerke verloren gingen. Harte Arbeit, sie wiederherzustellen. Die Frauenquote sieht sie demnach als Chance. Auch und gerade für die Frauen, die eine Auszeit von der Politik hatten.
Ihre Parteikollegin Monika Kutzborski sieht eine Frauenquote "nicht unbedingt positiv." Ihres Empfindens nach würden die "jungen Frauen gar nicht mehr an eine Quote denken", so selbstverständlich gehen sie in die Politik. Sie schlägt vor: Man könne die Frauenquote als Vorschlag durchaus installieren, müsse sie aber nicht verpflichtend einsetzen. Das Interesse vor Ort entscheidet dann über ihren Einsatz.
"Es braucht jetzt einfach diesen Schritt"
Die stellvertretende Parteivorsitzende Christina Totzeck meint: "Um eine Quotenregelung kommen wir nicht herum." Und sie meint auch: "Es braucht jetzt einfach diesen Schritt."
Ein weiterer Punkt, den die 36-Jährige anführt: Dass "Frauen sich oftmals zurückhalten, sich selbst etwas zuzutrauen." Dahinter steckt auch der Gedanke, wie schwer es für Frauen ist, in führenden Positionen oder politischen Ämtern anzukommen. Christina Totzecks Hoffnung für die Zukunft ist ganz klar: "Dass es die Quote irgendwann vielleicht nicht mehr braucht."
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