Gelsenkirchen-Buer. Deni Biancolin verehrt den Maler Botticelli. In seinem Café in Gelsenkirchen sind dessen Meisterwerke den Gästen nah – zwei gar in Originalgröße.
Einem der größten Künstler Italiens und der Welt wird in Buer seit 17 Jahren gehuldigt – und viel zu selten widmet man sich diesen Kunstwerken. Die Rede ist von Sandro Botticelli. Drei seiner Werke hängen im gleichnamigen Café an der Hochstraße, wenn auch natürlich nicht im Original, dann doch in zwei Fällen in Originalgröße.
Der Raum
„Ich wollte, dass die Menschen zu uns kommen können und die Emotionen dieser Bilder spüren“, sagt Deni Biancolin, der Schöpfer dieser kleinen Galerie und lebenslanger Verehrer von Botticelli. Der Maler sei Stellvertreter eines „besonderen Moments der italienischen Kulturgeschichte“. Tatsächlich wird der Künstler 1445 in eine goldene Zeit hinein geboren. Rasch erarbeitet sich der Florentiner in der Kunstwelt einen Namen, zu seinen Hauptauftraggebern gehören später der Vatikan, an dessen Sixtinischer Kapelle er mitarbeitet, und die Florentiner Herrscherfamilie der Medici. Damit kann sich Botticelli künstlerisch ausleben – und schafft einige der bedeutendsten Werke der Kunstgeschichte.
Die Geburt der Venus
„Schon als junger Mann habe ich mir das Bild regelmäßig in den Uffizien angeschaut. Es hat mich immer wieder fasziniert“, erzählt Dani Biancolin von seiner Beziehung zu dem 1484 entstandenen, mythischen Bild, diesem Sinnbild für absolute Schönheit, für einen Schöpfungsakt und, so sieht es der Wahl-Bueraner, dem Symbol der Hoffnung auf einen Neubeginn nach schwierige, dunklen Zeiten. Jeden Tag, so sagt er, schaue er sich das Bild an. „Wenn ich morgens rein komme, gilt mein erster Blick der Geburt der Venus – speziell in dieser jetzigen Zeit.“ Dass seine Wahl einst ausgerechnet auf diese Arbeit fiel, das sei aus heutiger Sicht fast ein bisschen visionär: Selten hätten die Menschen ein solches Symbol der Hoffnung auf einen Neubeginn derart nötig gehabt.
Frühling
Eine ganz ähnliche Bedeutung hat für Deni Biancolin das Bild „Primavera“, also „Frühling“. Der stehe schließlich auch für das Ende des Winters, den Beginn einer besseren Zeit. In seinem Café hat der Bueraner nur einen Ausschnitt hängen. Jener macht die Perfektion der Darstellung in Botticellis Arbeit besonders deutlich: Zu sehen ist nur die makellose junge Frau, die den Frühling darstellt. Das 1482 gemalte Werk ist, ebenso wie die „Geburt der Venus“, im Auftrag der Medici entstanden und in den Uffizien in Florenz ausgestellt.
Selbstportrait
Das dritte Bild, das im buerschen Café zu sehen ist, ist das „Portrait eines jungen Mannes mit Medaille“. Die Kunstwelt ist sich nicht einig, ob es sich um ein Selbstportrait Botticellis oder ein Portrait seines Bruders handelt. In jedem Fall also trägt es Züge des Superstars der frühen Renaissance, der Kunstgeschichte. Eine gute Gelegenheit also, Sandro Botticelli einmal etwas näher zu kommen.