Gelsenkirchen. Rolf Wagemann hört als Veranstalter endgültig auf. Das bedeutet für die Jazztage Gelsenkirchen nach 32 Jahren wohl das endgültige Aus.
„Ich bin jetzt raus – endgültig!“ Diesen Satz sagt Rolf Wagemann im Brustton der Überzeugung. Und diesmal sei er auch wirklich in Stein gemeißelt, versichert der 71-Jährige. Seit 1988 hat er als Veranstalter 32 Auflagen der Gelsenkirchener Jazztage in verantwortlicher Position organisiert. Die dreitägige Open-Air-Party in der Altstadt zählte stets zu den Höhepunkten im Kulturkalender. Nach der Absage des diesjährigen Festivals, die im April erfolgte, steigt Wagemann nun komplett aus. Das stehe seit wenigen Tagen felsenfest. Und das bedeutet dann wohl auch das Aus für die Jazztage.
Musikfreund werden feststellen, dass Wagemann diesen Schritt in den Vorjahren bereits mehrmals angekündigt hatte. Doch immer wieder ließ er sich überzeugen und lud dann doch Jazzgrößen aus aller Welt zum Konzertmarathon in Gelsenkirchen ein. „Mein Herz würde auch diesmal liebend gern weitermachen“, gibt Wagemann zu. Doch der Kopf und seine Ehefrau Maria (68) sagen etwas Anderes: nämlich, dass nun genau die richtige Zeit zum Aufhören ist. Für immer.
Budget in Höhe von zuletzt 30.000 Euro musste im Vorfeld eingeworben werden
Die Verantwortung, das finanzielle Risiko im Vorfeld schultern zu müssen, sei ihm zu groß geworden, nennt er einen Grund für seinen Abschied. Bei rund 30.000 Euro hatte das Budget für die Jazztage im Vorjahr gelegen. Die habe er dank der finanziellen Unterstützung von Sponsoren und der Stadt Gelsenkirchen auch stets einwerben könne, doch inzwischen empfindet er die Organisation eben mehr als Bürde denn als Spaßgewinn.
Hinzu komme, dass in Zeiten von verschärften Brandschutzverordnungen und Sicherheitsbestimmungen für Großveranstaltungen ein Event wie die Jazztage für eine Privatperson nicht mehr zu verantworten sei, so Wagemann.
Im Gespräch mit der WAZ blickt er auf die vergangenen drei Jahrzehnte zurück. Vieles sei ihm da in Erinnerung geblieben. Doch Wagemann hat auch sein Privatarchiv daheim „ausgemistet“ und einige Stücke mitgebracht. Darunter das Foto, das ihn mit Wendell Brunious zeigt. Der Enkel von Louis „Satchmo“ Armstrong war bei der sechsten Auflage im Jahr 1993 zu Gast. „Das ist ein feiner Kerl“, erinnert sich Wagemann, als er auf das Bild blickt.
Organisationsarbeiten im Vorfeld wurden von TV-Teams begleitet
Gleich mehrmals haben ihn auch die Teams verschiedener Fernsehsender im Vorfeld eines Festivals begleitet – etwa jenes von RTL bei der Erstauflage 1988 oder die ZDF-Crew von „Hallo Deutschland“ im Jahr 2014. Die Kopien mit den Aufzeichnungen der Sendungen hat er allesamt aufgehoben. Wagemann, seit 2001 Träger der Bundesverdienstmedaille, hat aber auch Hilfsaktionen ins Leben gerufen. So etwa 2005, als der Hurrikan „Katrina“ auch weite Teile von New Orleans verwüstet hatte. Die in der Welthauptstadt des Jazz lebenden Musiker standen größtenteils vor dem Ruin. Mit Benefizveranstaltungen sprang Wagemann in die Bresche und stellte die Erlöse den Musikern aus den USA zur Verfügung. Zu vielen von ihnen war der Veranstalter immer in Kontakt geblieben, nachdem sie bei den hiesigen Jazztagen aufgetreten waren.
Die letzte Hoffnung auf eine mögliche Fortsetzung
Die Jazztage hätten nur dann ein Zukunft, wenn die Stadt Gelsenkirchen künftig als Veranstalter agieren würde, so Wagemann. Gespräche mit Markus Schwardtmann vom zuständigen Stadtmarketing habe er bereits geführt. Eine Entscheidung gebe es aber noch nicht.
Nicht nur in Gelsenkirchen gab es ein von Rolf Wagemann verantwortetes Jazzfestival, sondern auch auf Mallorca. Dieses endete aber nach 19 erfolgreichen Veranstaltungen.