Gelsenkirchen. Der Stadtrat stellt in Gelsenkirchen die Weichen für die weitere IGA-Planung an der Emscher. Klar ist: Die Wunschpläne sind nicht umzusetzen.
Die IGA, die Internationale Gartenausstellung, soll 2027 Strahlkraft für die Region entwickeln. Gelsenkirchen wird – neben Duisburg und Dortmund – einer der Hauptschauplätze der Schau sein, die räumlich an die Buga, die Bundesgartenschau von 1997 anknüpft. Die hat den Standort Nordstern nachhaltig verändert und die rund 100 Hektar große, ehemalige Industriefläche höchst attraktiv aufgewertet. Einen großen Wurf plante die Stadt auch für die IGA, die 30 Jahre später ein Stück Zukunft der Metropole Ruhr verkörpern wird. Doch die Pläne sind arg zusammengeschnurrt.
Die „Blaue Mitte“ wird das IGA-Kernstück in Gelsenkirchen
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Der Rahmenplan umfasst für Gelsenkirchen einen recht großen Bereich von etwa neun Kilometern. Im Blickpunkt: Der Nordsternpark und die „Blaue Mitte“, die Emscherinsel auf der Langstrecke zwischen Amphitheater und Uechtingstraße. Wie sich gezeigt hat, bremst die Realität hier vielfach die „blaue“ Theorie aus. „Es gibt viele Restriktionen in dem Bereich, teilweise sind sie sicherheitsrelevant“, sagt Christoph Prinz, IGA-Beauftragter der Stadt. Beispielsweise werde es am Raffinerie-Tanklager „keine Durchgängigkeit geben“. Auch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung hegt Bau-Pläne für Kanal und Schleusenbereich, die sich mit den IGA-Ideen kreuzen. Klar ist: IGA-Gestaltung im Uferbereich macht wenig Sinn, wenn sie ab 2028 umgehend wieder von den Wasserbauern weggebaggert würde. Nächstes Problem: Die Emscher: 2027 wird sie zwar abwasserfrei fließen, aber eben noch nicht umgestaltet sein. Auch hier: Kollisionskurs.
Der Gelsenkirchener Stadtbaurat kann „die Enttäuschung verstehen“
„Wir haben sehr viele Abstimmungsgespräche geführt“, betonte Prinz zuletzt im Planungsausschuss und zeigte sich überzeugt: „Die Zukunftsgärten und die geforderten Inhalte bekommen wir auf der Insel hin.“ Durch die IGA 2027 werde der Fluss zu einem attraktiven Freizeitraum und zu einem verbindenden Element zwischen Nord und Süd gestaltet werden. Glücklich war die Politik nicht damit, dass Gelsenkirchen sich „etliche schöne Dinge abschminken“ musste. „Aber sie haben aus der Lage noch das Beste gemacht“, stellte der Stadtverordnete Burkhard Wüllscheidt für die Grünen fest. Er könne die Enttäuschung verstehen, räumte Stadtbaurat Christoph Heidenreich im Ausschuss ein. „Wir hätten gerne mit der ganzen Insel geplant. Aber wir sind an einem Punkt, wo wir immer noch ein gutes Projekt für den Nordsternbereich haben.“
Im Dezember 2018 hatte der Rat der Stadt den IGA-Grundsatzbeschluss gefasst. Gelsenkirchen wird sich – 2015 im Rahmen einer Machbarkeitsstudie ermittelt – mit dem Standort „Zukunftsgarten“ und der „Zukunftsinsel“ beteiligen. Der Anspruch ist vielfältig: Natürlich geht es auch um eine Leistungsschau des Gartenbaugewerbes, um Verbesserungen für die Stadtlandschaft, ebenso um die Optimierung der touristischen Infrastruktur, aber auch um Fragen, wie Menschen morgen leben, wohnen und arbeiten wollen. Im Blickpunkt: Eben der Nordsternpark und die „Blaue Mitte“, die Emscherinsel.
Emscherinsel wird einer von drei Bezahlstandorten der IGA
Hier soll auch einer der drei „Bezahlstandorte“ der IGA entstehen, an denen von Besuchern Eintritt verlangt wird. Zudem sollen Grünanlagen wie die Berger Anlagen, der Biomassepark Hugo, der Stadtteilpark Hassel, aber auch Bereiche wie das Stadtquartier Graf Bismarck oder die Zoom Erlebniswelt eingebunden werden, ebenso auf der „Stadtteilebene“ Gelsenkirchener, lokale, Gruppen und Vereine, die sich mit eigenen grünen Projekten beteiligen wollen. Vorgesehen ist, so die Verwaltung, „auch die Aufwertung der Kanalpromenade nördlich der Schurenbachhalde und die Gestaltung der Emscherpromenade“.
Geplante Bestandteile der Zukunftsinsel sind unter anderem der begrünte „Green Tower“, der ehemalige Kohlebunker der Zeche Nordstern, als zentraler Anlaufpunkt und Wahrzeichen, die Umgestaltung des Wendebeckens des ehemaligen Hafens der Zeche Nordstern zu einem Freizeitort, die ökologische Umgestaltung der Schwarzbachmündung, innovative Mobilitätstechniken für den Besuchertransport und die Aufwertung und Begrünung des Parkplatzes am Amphitheater.
Rund 8,3 Millionen Euro Fördermittel für Gelsenkirchen
Für die die Bezahlstandorte stellt das Land rund 25 Millionen Euro an Anschub-Fördermitteln bereit, also rund 8,3 Millionen Euro für Gelsenkirchen, weitere Fördertöpfe will die Stadt anzapfen. Sie sieht die IGA dabei als großen Zeil eines wesentlich größeren Projekts: „Für die Stadt ist die Entwicklung des Kanalraums von wesentlicher Bedeutung“, so Stadtplanerin Janine Feldmann. „Wir werden hier mit der Stadterneuerung zehn bis 15 Jahre zu tun haben, also wesentlich länger als die IGA da ist.“