Gelsenkirchen. OB-Kandidatin Karin Welge (SPD) rückt im Wahlkampf Bildung, Integration, Arbeitsplätze und Innenstädte in den Fokus. Motto: 'Echt.Gelsenkirchen.'
Zur Vorstellung ihres Wahlkampfprogramms haben die Gelsenkirchener Sozialdemokraten sich einen symbolträchtigen Ort ausgesucht: Die ehemalige Schule an der Paulstraße, in der seit 124 Jahren Gelsenkirchener fürs Leben lernen. Im heute dort ansässigen Internationalen Migrantenzentrum der AWO gibt es unter anderem die Möglichkeit, den Hauptschulabschluss nachzuholen. Im historischen Klassenzimmer erklärte Karin Welge als SPD-Kandidatin für das Oberbürgermeisteramt den Journalisten an den Schülerpults, wo der Weg mit ihr als OB hinführen soll, was ihre zentralen Themen sind: Bildung, Arbeit, Integration und die Zukunft der beiden Gelsenkirchener Zentren. Das Motto der SPD-Kampagne: "Echt. Gelsenkirchen" und "Echt.Welge".
Bildungscampus soll die Arbeitswelt auf neue Art vernetzen
Doch zunächst zu den ersten vier Schwerpunktthemen der Kampagne -- mehr Themen und Geschichten dazu will die Partei schrittweise nachreichen; um die Spannung zu erhalten. Beim Thema Bildung etwa gehe es ihr nicht nur um Digitalisierung und Schulneubauten, betont die Kandidatin, sondern um die Errichtung eines "interdisziplinären, ganzheitlichen Bildungscampus, der die Arbeitswelt auf eine ganz neue Weise vernetzt." Es gelte, menschliche Potentiale zu ermitteln, berufliche Bildung anders zu definieren und gemeinsam mit lokalen Arbeitgebern junge Menschen zu qualifizieren und motivieren, in Gelsenkirchen zu arbeiten und leben.
Als zweiten Schwerpunkt nennt Welge eine Arbeitsplatzoffensive für die Zeit nach Corona im mit Arbeitsplätzen ohnehin nicht eben gesegneten Gelsenkirchen. Auch hierbei sollen Unternehmer, Lehrende Gewerkschaften, Berufsverbände und die Stadt ebenso wie Bürger "partizipativ" eingebunden werden. "Dabei braucht es Mut, einen Gelsenkirchener Weg zu beschreiten, der nicht alles verspricht. Doch am Ende des Tages enttäuscht und verliert man Menschen mit Versprechen, die sich nicht halten lassen", mahnt die derzeitige Kämmerin. Erste Analysen seien erstellt, Bedarf und Möglichkeiten ermittelt.
"Wir müssen uns auf eine gemeinsame Werteplattform verständigen"
Auch der dritte Schwerpunkt ist ein klassisch sozialdemokratischer: "Integration heißt Miteinander". Neben gegenseitigem Respekt und Toleranz betont die gelernte Juristin Welge dabei aber auch die Notwendigkeit, auf dem Weg dorthin die Rechtsordnung einzuhalten. Corona habe gezeigt, "wie brüchig das System ist". Es gelte, sich über eine gemeinsame Werteplattform zu verständigen, "mit einem Weg der kleinen, aber unverzichtbaren Schritte", um die durch unhaltbare Versprechen simpler Lösungen gefährdete Demokratie zu sichern. Der Weg zum Miteinander und die notwendigen Diskussionen darüber soll mit "Dialogpfeilern" wie den Präventionsräten und Bürgerforen wie "Gelsenkirchen. Wir müssen reden" geebnet werden.
Vision für die Innenstädte in 20 Jahren entwickeln
Punkt vier des Schwerpunktprogramms befasst sich mit der Zukunft der beiden Innenstädte Gelsenkirchens, ihrer Struktur in 20 Jahren. Online-Käufe, Corona und geringe Kaufkraft forderten neue Konzept für diese zentralen Bereiche. Hier brauche es Visionen und Debatten mit den Beteiligten -- wie etwa in den Bezirksforen für den Bürgerhaushalt bereits praktiziert.
Weitere Kampagneninhalte will die SPD nach und nach veröffentlichen. Bis zum 13. September, dem Tag der Kommunalwahl, sind es -- Stand Montag, 15. Juni -- noch 91 Tage. Inwieweit Straßenwahlkampf möglich sein wird, darüber entscheidet die Corona-Entwicklung.
Karin Welge: Echte Liebe zu Gelsenkirchen -- auf den zweiten Blick
Das Kampagnenmotto "Echt.Gelsenkirchen" und "Echt.Welge" stehe für das ganze Wahlkampfteam, erklärt die stellvertretende Parteivorsitzende Heike Gebhard. Das Team bilden Gelsenkirchener Querschnitt der Bevölkerung ab, mit Mitstreitern aller Generationen, verschiedenster Herkunft, erfahrenen und neu hinzugekommenen Politikern. Die Plakate zeigen Karin Welge mit Frauen im Nordsternpark mit "echt" Plakaten und rote Luftballons, die am Wissenschaftspark in den Himmel steigen.
Auf die Echtheit ihrer Liebe zu Gelsenkirchen beharrt die 57-Jährige, die vor zehn Jahren nach Gelsenkirchen. Auch wenn es eine Liebe auf den zweiten Blick gewesen sei, so sei diese umso inniger und echter, erklärt die gebürtige Saarländerin, die fließend französisch spricht. In Gelsenkirchen begann sie als Sozialdezernentin, später übernahm sie die Kämmerei. In diesen Jahren habe sie die Stadt und die Menschen hier sehr gut kennen- und lieben gelernt.
"Mir macht so schnell keiner was vor"
Die Volljuristin und Mutter von zwei Töchtern verweist auf ihre 33 Jahre Verwaltungserfahrung in verschiedenen Positionen und Funktionen. Stationen waren nach der Universität Saarbrücken, wo sie EU-Verwaltungsrecht kennenlernte, unter anderem in Bonner Bundestag das Büro des rechtspolitischen Sprechers der SPD, die heutige Hochschule für Polizei und Verwaltung als Dozentin für das mittlere Management für Polizei und Verwaltung, der Verwaltungsvorstand in Xanten und schließlich Gelsenkirchen. Diese Erfahrung in Politik und Verwaltung sei wichtig, um zum Beispiel in Berlin für Projekte in Gelsenkirchen kämpfen zu können, betont Welge. "Ich weiß auch, wie man in Düsseldorf Türen öffnet. Ich kann mit Fug und Recht sagen: Mir macht keiner so schnell etwas vor. Auch nicht, wenn es gilt, schnelle Entscheidungen zu treffen."
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