Gelsenkirchen-Bulmke-Hüllen. Die Pauluskirche hat Pfingsten ausgedient. In Gelsenkirchen-Bulmke werden weitere Nutzungspläne diskutiert. Ein Blick zurück auf Kunst und Kirche.
Der Abschied von diesem Gotteshaus steht lange fest, doch das Ende haben sich alle sicher anders vorgestellt:. Die Evangelische Pauluskirche zu Bulmke hat ausgedient. Ein letzter, regulärer Gottesdienst wird am Pfingstsonntag, 31. Mai, um 11 Uhr von Pfarrerin Andrea Neß und Pfarrer Henning Disselhoff gefeiert – unter Corona-Schutzbedingungen, also im sehr überschaubaren Kreis mit maximal 55 Besuchern, mit Abstand, ohne Gesang. Ein eher trauriger Ausklang.
In der Gelsenkirchener Apostel-Kirchengemeinde stehen die Zeichen auf Abschied
In der evangelischen Apostel-Kirchengemeinde stehen die Zeichen schon länger auf Trennung. Auch wenn sie nicht entwidmet wird und auch weiterhin Gottesdienstort bleiben kann, wird viel vertrautes enden in dieser mächtigen Kirche, die wie ein Glaubensweg gestaltet ist: Mit Fensterbildern von den zwölf Aposteln, dem alten Altarkreuz, das wie ein keltisches Kreuz gearbeitet ist, der Apostelkapelle, die 2002 nach Plänen des Architekten Gido Hülsmann realisiert wurde. Oder dem konisch geformten Taufstein aus einem Block Wirbelau-Marmor, den der Halfmannshöfer Künstler Hubert Nitsch schuf, auch der mächtigen Konzertorgel.
Das Instrument mit über 2200 Pfeifen wurde von der Firma Führer aus Wilhelmshaven gebaut und kostete 1964 exakt 87.864,62 Mark. Bestimmend für den Kirch- und Altarraum ist das riesige, 10,5 mal sechs Meter große Altarfenster hinter dem schlichten, schlanken, aus Nadelholz gefertigten Altarkreuz. Das Fenster wurde nach einem Entwurf von Eduard Bischoff aus der Künstlersiedlung Halfmannshof gefertigt. Bischoff gestaltete auch die Apostelfenster im Eingangsbereich, die 1959 fertiggestellt wurden.
Die Kirche wurde am 15. Dezember 1911 eingeweiht
Am 9. Oktober 1910 wurden der Grundstein für die Kirche gelegt, am 15. Dezember 1911 wurde sie schließlich eingeweiht. 200.000 Reichsmark kostete das Bauwerk, das von außen mit seiner Fassade aus Sand- und Vulkanstein an eine trutzige „feste Burg“ erinnert, im Inneren Anlehnungen an den Jugendstil erkennen ließ.
Der Zweite Weltkrieg hat auch die Pauluskirche gezeichnet: 1943 treffen Luftminen Turm und Dach. Bei den Reparaturen wurde unter dem Turm ein Luftschutzkeller errichtet, in dem sich auch eine Brandwache in Sicherheit bringen konnte. Am 16. September 1944 konnte die Wache aber nichts ausrichten. Brandbomben zerstörten Dach und Innenausbau. Am 6. November 1944 dann der letzte Schlag: Sprengbomben treffen die Ruine, zwei Außenwände stürzen ein, das Pfarrhaus wird völlig zerstört.
Wiederaufbau nach Plänen von Architekt Otto Prinz
Nach elf Jahren wagten Kirchbauverein und Presbyterium den Neuanfang und den Wiederaufbau nach Plänen von Architekt Otto Prinz. Die Wiedereinweihung wurde am 23. Juni 1957 gefeiert. Erhalten blieb das Geläut der Pauluskirche. 1921 wurden die drei Glocken angeschafft, nachdem die ersten Turmglocken 1917 als Kriegsspende hergegeben werden mussten. Pfingstsonntag werden sie im (als Schutzmaßnahme) grün vernetzten Turm noch den Gottesdienst einläuten. Und dann? „Wir haben im Förderkreis und im Presbyterium gesagt, dass wir die große Feier nachholen, ohne Corona-Abstand, vielleicht mit einem Gemeindefest“, sagt Pfarrer Disselhoff.
Gemeinsame Planungen mit Gauß-Gymnasium und Martinschule
Auch ohne aktives Gemeindeleben wird die Pauluskirche eine Zukunft haben – wie die aussehen wird, welche Nutzung möglich ist, steht noch nicht wirklich fest. Gemeinsame Planungen mit Gauß-Gymnasium und Martinschule laufen. „Wir werden in der Zeit nach Pfingsten relativ schnell die Kirchbänke entfernen“, sagt Diesselhoff. „Wir wollen sehen, welche Erfahrungen man mit dem Raum machen kann.“ Es werden auf jeden Fall andere sein als bisher.