Gelsenkirchen-Rotthausen. Vandalismus, Diebstahl und wohl auch Prostitution. Zwei Vereine in Gelsenkirchen-Rotthausen werden von ungebetenen Gästen heimgesucht.
Die Gelsenkirchener Vereine SSV/FCA und DjK TuS Rotthausen kommen nicht zur Ruhe. Erst haben die penibel gepflegten Fußballplätze „Auf der Reihe“ eine magische Anziehungskraft auf Randalierer ausgeübt, jetzt auf Langfinger. Der Schaden ist dieses Mal besonders hoch: Er dürfte nah an der 10.000 Euro-Marke liegen. Aber das ist längst noch nicht alles: Der Parkplatz vor der Anlage dient Sex-Suchenden wohl in der Dunkelheit als Spielfläche.
In Peter Weise (51) und Jürgen Kaminski (63), den beiden Vereinsvorsitzenden, brodelt es. Denn es ist der zweite Einbruch innerhalb von etwa vier Wochen. „Das trifft uns schwer, die Leidtragenden sind vor allem die Kinder“, sagen sie. Denn die Corona-Krise hat nicht nur den Spielbetrieb gestoppt, sondern auch wichtige Einnahmequellen beider Vereine mit insgesamt 23 Jugendmannschaften versiegen lassen: Geld durch den Verkauf von Speisen und Getränken oder durch Turniere wie den Backwerk-Cup, bei dem sonst 84 Teams um den Sieg wetteifern. „Überlebenswichtig für jeden Verein“, sagen die Vereinschefs.
Der Beutezug jetzt reißt tiefe Löcher in die Kasse. Denn die Versicherung wird wohl nur einen Teil des Schadens übernehmen, vielleicht 50 Prozent. „Um alle Schäden über die Versicherung abdecken zu lassen, fehlt schlichtweg das Geld.“ Die Raten seien enorm hoch.
Kurios: Diebe stehlen vier Kühlschränke mit nicht-alkoholischen Getränken
Besonders schwer traf es den SSV/FCA Rotthausen. Vermutlich der gehärtete Stahl eines großen Bolzenschneiders hat sich durch die fingerdicken Gitterstäbe an den Fenstern des Vereinsheimes gefressen. Beute: Ein 50-Zoll-Fernseher, eine Musikanlage, eine Mikrowelle, eine Zapfanlage, zwei Industrie-Kaffeemaschinen, eine Bluetooth-Box, einen 5.1-Mehrkanalverstärker und – besonders kurios - vier Kühlschränke befüllt mit nicht-alkoholischen Getränken aus zwölf Kisten. Die Diebe dürften recht kräftig gewesen sein, um solche Lasten und Mengen schnell verschwinden zu lassen - und sie verfügten wohl auch über Insiderwissen, glauben Peter Weise und Jürgen Kaminski.
Etwa vier Wochen zuvor machten Einbrecher nebenan im Vereinsheim der DjK Tus Rotthausen zwar keine Beute, doch auch die Gebäudeschäden wollen repariert und beglichen werden. Das geht ebenso ins Geld.
Teure Maschinen gestohlen: Rasenmäher, Kettensäge, Freischneider und mehr
„Das ist noch längst nicht alles“, sagt Michael Bubach (48) und zeigt auf zwei Garagen, die nebst Inhalt Gelsensport gehören. Darin befanden sich Gerätschaften, mit denen der Platzwart die vier Spielflächen und die Grünanlagen in Schuss hält - jetzt sind die Maschinen, alles Markenware von Husqvarna, Stihl und Sabo – weg. Gestohlen wurde ein Rasenmäher, ein Kompressor, ein Laubbläser, ein Freischneider, eine Kettensäge und eine Schleifmaschine (Flex mitsamt der Scheiben).
DjK und SSV setzen große Hoffnungen auf die Ermittler der Gelsenkirchener Polizei. Denn die Sportanlage wird seit etwa drei Jahren per Videokameras überwacht. „So konnte auch der Täter des ersten Einbruchs geschnappt werden.“ Fünf Personen zeigen Kaminski und Weise zufolge die neuen Aufnahmen. Polizeisprecher Christopher Grauwinkel bestätigt den Einbruch: „Die unbekannten Täter sind in der Nacht von Montag auf Dienstag eingebrochen.“ Der Tatzeitraum am 25./26 Mai 2020 liegt zwischen 15 Uhr und 8.30 Uhr.
In der Vergangenheit hatten ungebetene Besucher den beiden Rotthauser Vereinen das Leben öfter schwer gemacht. Grill-Abende auf der Tribüne oder sogar auf dem dann verkohlten (Kunst-)Rasen nebst Müll und andere Beschädigungen beklagten die Vereine. Darunter abgerissene und entleerte Feuerlöscher, zertrümmerte Torstangen. Das Ganze gipfelte darin, dass sogar der frühere Platzwart bedroht, mit Steinen beschmissen und von Gewalttätern verfolgt wurde.
Die Videoüberwachung hat dem Spuk ein Ende gesetzt, aber es gibt ein weiteres Problem. Kaminski und Weise: „Der Parkplatz vor der Anlage ist zu einem Straßenstrich geworden. Unser Platzwart findet morgens regelmäßig Hinterlassenschaften wie Kondome von diesen Sex-Treffen.“