Hassel. Seit vielen Jahren nimmt die evangelische Gemeinde in Gelsenkirchen-Hassel am internationalen Austausch teil. Nun ist Julian Schuap zu Gast.

Junge Menschen zieht es oftmals „weltwärts“. Das gilt in nahezu allen Teilen dieser Erde. Während viele Jugendliche im Stadtnorden von der Fremde träumen, kommen seit etlichen Jahren junge Erwachsene aus Lateinamerika, meist aus Argentinien, ins Bonni. Ein Jahr lang leben und arbeiten sie im Stadtteil und mit dessen Menschen – alles im Rahmen des Programms „Weltwärts Süd-Nord“ der „Evangelischen Kirche von Westfalen“ und ihrer Partnerorganisation.

Jugendbereich im Stadtteilzentrum

Im Februar ist Julian Schuap angekommen. Keine gute Zeit ist das, um sich hier einzuleben. Kaum ist der Argentinier hier, muss der Jugendbereich im Stadtteilzentrum auch schon schließen – coronabedingt. Rasch werden zumindest einige Angebote im Internet gemacht. Hier bringt auch der 18-Jährige sich ein: „Wir haben gemeinsam Videos gedreht“, erzählt er, dass man sich bemüht hat, Beschäftigungsangebote zu machen für Groß und Klein. „Ich habe zwei Videos gestaltet, einen Spanischkurs, in dem ich etwas Basiswissen vermittelt habe.“ Einen Satz dieser Lektion hat er als Beispiel parat: „Ich bleibe zu Hause“, sagt er und lacht. Im zweiten Video habe er ein Koch-Tutorial gestaltet. Darin bereitet er ein typisches Essen aus seiner Heimatstadt zu, die Mehlspeise „Reviro“.

Streetworker arbeitet mit Obdachlosen

Auf diesem Wege lernen ihn die Menschen aus der Gemeinde schon etwas kennen. Mit Folgen: „Als wir jetzt wieder geöffnet haben, kam ein Kind zu mir und hat mich spanisch begrüßt“, freut sich Julian Schuap. Fortan hat er, innerhalb der neuen Verhaltensregeln, endlich „echten“ Kontakt zu den Hasselern. In den nächsten Monaten werde er mit den Kindern und Jugendlichen arbeiten und zuweilen auch in der Küche des Hauses helfen, erzählt er, dessen Herz für die Sozialarbeit schlägt. Schon bevor er her kommt, arbeitet er als Streetworker mit Obdachlosen. Gerne will er nach seiner Heimkehr Sozialarbeit studieren. „In Argentinien haben wir viele Probleme. Da will ich helfen.“

Das kann und soll er auch in Hassel. Gleichzeitig wird er selbst dazu lernen, insbesondere auf persönlicher Ebene. Das ist ein wesentlicher Bestandteil des Projektes. Ein zweiter ist die internationale Begegnung. „Das Diakonische Jahr International gibt die Möglichkeit, in einem umfassenden Verständnis persönlich zu wachsen“, erklärt Volker Miesczynski vom Bonni. Er ist einer derer, die Julian Schuap betreuen, auch zu sich nach Hause einladen. Dort unternehme man einiges gemeinsam – zum Beispiel Grillen. Die Leidenschaft dafür nämlich haben beide Nationen schon mal gemeinsam.