Westerholt. Erinnerung an vergangene Zeiten: Pferderücker im Einsatz. Warum Nachhaltigkeit für den neuen Förster des Westerholter Waldes so wichtig ist.

Max ist ein echter Prachtbursche. Er strotzt vor Kraft, ist muskulös, einfach in Bestform. Vor allem, weil er in den vergangenen Wochen rund siebzig Kilo abgenommen hat, verrät Harald Henßen. Sein tierischer Helfer bringe nun rund 950 Kilo auf die Waage. Und er macht sich gut im Wald. Hier arbeiten beide täglich im Team. Immer dort, wo sie gebraucht werden – derzeit im Westerholter Wald, am Rande von Gelsenkirchen-Buer.

Gelsenkirchen: „Ruhestätte Natur“ wird auf natürlichem Weg erweitert

Die „Ruhestätte Natur“ wird erweitert. Dafür wird der Wald gestaltet, werden einige Bäume „geerntet“. Jene könnte man mit großen Maschinen von hier weg bringen – oder eben mit ausgebildeten Pferden wie denen der „Fuhrhalterei Stertenbrink“ aus Erkrath. „Das ist für die Natur die schonendere Methode“, sagt Conrad Speth von Schülzburg. Die „Ruhestätte Natur“ ist seine Wirkungsstätte als Förster. Erst seit knapp einem Jahr ist er hier im Einsatz, macht sich noch immer mit „seinem Revier“ vertraut und gesteht lachend, jeden einzelnen Baum kenne er noch nicht.

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Im Münsterland geboren und aufgewachsen, ist der 38-Jährige viel in der Welt herum gekommen, um nun wieder am Ausgangspunkt der bisherigen Reise zu leben. Bereits früh begeistert er sich für die Natur, für die Biologie. Aber auch Sprachen hätten ihn immer interessiert, erzählt er und überrascht: „Ich habe meinen Weg gefunden – aber ich hätte vieles machen können, hätte Arzt werden können oder auch Schauspieler.“ Nun ist Conrad Speth von Schülzburg Förster. Weil das eine Arbeit in der Natur sei und mit ihr.

Für die Arbeit mit dem Rückepferd braucht es blindes Verständnis

Conrad Speth von Schülzburg, Förster im Westerholter Wald: „Wir wollen den Menschen etwas erzählen über den Wald.“
Conrad Speth von Schülzburg, Förster im Westerholter Wald: „Wir wollen den Menschen etwas erzählen über den Wald.“ © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

„Brrrr“, klingt es durch den Wald. Harald Henßen spricht mit Max – und der versteht. Das beeindruckt schon sehr, geht aber noch besser. Im vergangenen Jahr war der Pferdeführer noch mit „Carlos“ hier. Jahrelang kannten sich die beiden, waren ein eingespieltes Team. Bis das Tier im Frühjahr verstirbt. Seither arbeitet Harald Henßen mit Max. Das klappt schon ganz gut. „Es dauert aber seine Zeit, bis das blinde Verständnis da ist.“

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Immer wieder, berichten die Waldarbeiter, nehmen Spaziergänger Anteil, halten interessiert inne. Der Wald und das, was darin geschieht, berührt Menschen von jeher. Insbesondere in den vergangenen Jahrzehnten sei wieder ein neues Bewusstsein dafür entstanden, sagt Conrad Speth von Schülzburg. Im vergangenen Jahrhundert habe es Zeiten gegeben, in denen hätten Förster die Menschen des Waldes verwiesen. Das sei heute ganz anders.

Waldpädagogik soll Schwerpunkt im Westerholter Wald werden

So soll denn auch die Waldpädagogik ein Schwerpunkt seiner Arbeit im Westerholter Wald sein. „Wir wollen den Menschen etwas erzählen über den Wald, seine Tiere, über Forstwirtschaft und vielleicht auch über die Mythologie des Waldes. Unsere germanischen und keltischen Vorfahren hatten ja eine ganz andere Beziehung zum Wald.“ Da sei im Moment wieder viel im Wandel. Zwar solle es demnächst nicht unbedingt Seminare im Waldbaden geben, Waldführungen aber schon. Mit gewissen Schwerpunkten, mit besonderen Erlebnissen. „Das Ziel ist schon, den Wald mit allen Sinnen zu erfahren.“

Die regelmäßigen Besuche der Pferderücker werden ganz sicher eingebunden in die pädagogischen Angebote. Dieses Mal jedoch ist die Arbeit nahezu erledigt. „Ein paar Tage noch“, sagt Harald Henßen, länger brauche man nicht. Max spitzt derweil die Ohren, behält die Besucher, die da durch das Dickicht stapfen, immer im Blick. Obwohl er freundlich und zugänglich ist. Das liege in seiner Persönlichkeit, weiß sein menschlicher Arbeitspartner Harald Henßen. „Er ist hochsensibel – manchmal ein kleiner Angsthase.“ Der Pferdeführer lacht, weiß, dass man das ob der Erscheinung des Tieres kaum glauben mag. „Das ist so – trotz der Größe.“