Gelsenkirchen. Heiner Kruthoff ist tot. Der frühere Bewohner der Gelsenkirchener Künstlersiedlung Halfmannshof ist im Alter von 87 Jahren verstorben.

Über vier Jahrzehnte gestaltete und prägte er das Leben in der Künstlersiedlung Halfmannshof entscheidend mit. Am 14. April ist der Gold- und Silberschmied Heiner Kruthoff im Alter von 87 Jahren in seiner baden-württembergischen Wahlheimat Sigmaringen verstorben.

Von 1962 bis 2004 lebte und arbeitete der gebürtige Essener in der bundesweit renommierten Künstlerkolonie in Ückendorf als Schöpfer ausgefallener Schmuckstücke und als außergewöhnlicher Metallbildhauer, Objektemacher und Zeichner. Er schuf Sakralgegenstände für Kirchen, experimentierte mit immer neuen Materialien und Strukturen. Sein Atelier betrieb er in der großen Ausstellungshalle, lebte mit Frau und drei Kindern in einer der Hofwohnungen.

Zwei langjährige Weggefährten leben noch heute auf dem Halfmannshof

Von 1962 bis 2004 lebte und arbeitete der kürzlich verstorbene Heiner Kruthoff in der Künstlerkolonie Halfmannshof in  Gelsenkirchen.
Von 1962 bis 2004 lebte und arbeitete der kürzlich verstorbene Heiner Kruthoff in der Künstlerkolonie Halfmannshof in Gelsenkirchen. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Das Buchbinder-Paar Regine und Dietmar Klein kannte Kruthoff seit seinem Einzug, hielt den Kontakt auch nach seinem Weggang und trauert heute um einen „Freund und Künstlerkollegen“. Mit dem Fotografen Helmuth Kloth und dem Objektkünstler Heiner Szamida leben heute noch zwei weitere Weggefährten Kruthoffs auf dem Halfmannshof. Heiner Kruthoff erinnerte sich 2006 in dem Buch „Junge Kunst auf alter Scholle“ (erschienen zum 75. Geburtstag des Halfmannshofes) an seine erste Begegnung mit dem Hof. Damals war er gerade 15 Jahre alt und begleitete seinen Vater zu einem Besuch bei einem dort lebenden Architekten: „Der Kontakt blieb locker bestehen, beeinflusste aber meine Berufswahl.“

Kruthoff absolvierte zunächst eine Schlosserlehre, studierte dann an der Fachhochschule in Münster, wurde Lehrer an der Gewerblichen Schule Ost in Essen, später an der Fachhochschule in Wuppertal und zog 1962 endgültig auf den Halfmannshof. Hier erlebte er vor allem die Glanzzeiten des Hofes mit, darunter die legendäre Zero-Ausstellung 1963 oder Begegnungen mit Künstlergrößen wie Ferdinand Spindel oder Günther Uecker. Von 1975 bis 1981 leitete Kruthoff auch den Vereinsvorstand. 1975 initiierte der Goldschmied den erfolgreichen Kunstmarkt.

Die Toleranz vor der künstlerischen Leistung der Kollegen

Seinen verbleibenden Künstlerkollegen empfahl Heiner Kruthoff nach seinem Auszug: „Wichtig ist innerhalb der Gemeinschaft die Toleranz und die Achtung vor der künstlerischen Leistung der Kollegen.“ Ab 2012 wandelte die Stadt Gelsenkirchen den Halfmannshof mit zahlreichen Umbauten nach und nach in ein neues Kreativquartier um.