Gelsenkirchen. Die Heimfinder-App erspart in Gelsenkirchen vergebliche Anrufe bei der Suche nach einem Seniorenheim. Doch was tun, wenn es keine Plätze gibt?

Plätze in Seniorenheimen sind in diesen Zeiten noch schwerer zu finden als ohnehin. Krankenhäuser versuchen, Betten für mögliche Coronapatienten frei zu bekommen und entlassen betagte Patienten so früh wie möglich, pflegende Angehörige fallen aus, wenn sie in Quarantäne gehen müssen oder auch nur Erkältungssymptome unklarer Ursache haben. Wie knapp es vor allem im Bereich der Kurzzeitpflege ist, zeigt ein Blick auf die in diesem Jahr an den Start gegangene NRW-Heimfinder-App, die auch die Gelsenkirchener Heime tagesaktuell bedienen. "Das ist ein gutes Instrument, wir hatten ja selbst ein Ampelsystem vorgeschlagen. Aber der Heimfinder ist wirklich übersichtlich" bestätigt Luidger Wolterhoff, als Dezernent für Arbeit, Soziales und Gesundheit für Heime und Kliniken zuständig.

"Gelsenkirchen kann das besser lösen als mit Hotels"

Stand Dienstag gibt es in ganz Gelsenkirchen laut Heimfinder-App nur zwei freie Kurzzeitpflegeplätze (im Haunerfeld) und neun Dauerpflegeplätze (sieben in Resse/zwei Feldmark). Zusätzlich zur erhöhten Nachfrage nach (Kurzzeit)Pflegeplätzen besetzen Seniorenheime nicht unbedingt jeden verfügbaren Platz, um die Versorgung der vorhandenen Bewohner gut gewährleisten zu können, falls Pflegepersonal coronabedingt knapper wird.

Die Frage ist: Wo sollen Senioren hin, die aus dem Krankenhaus entlassen werden, aber (vorübergehend) zuhause nicht zurecht kämen? Luidger Wolterhoff hat das Problem auf dem Schirm: "Wir überlegen schon länger, wie wir vorgehen können, wenn die Häuser überlastet sind. Es gibt ja verschiedene Modelle dafür. Ein landesweit diskutierter Vorschlag ist, Hotels zu nutzen. Das können wir in Gelsenkirchen aber auch besser lösen als mit Hotels, denke ich. Es gibt Häuser, die dafür besser geeignet sind." Eine von mehreren denkbaren Möglichkeiten wäre wohl das St. Josef-Hospital, falls dies nicht als Corona-Schwerpunktklinik genutzt wird.

Zusatzheim auf Zeit in geeignetem Gebäude als Option

Die Rede ist damit von einem quasi zusätzlichen, temporären Seniorenpflegeheim, in dem Menschen betreut werden könnten, die nur vorübergehend stationäre Pflege brauchen. So ein Haus könnte auch helfen, wenn ambulante Pflegedienste aufgrund von Erkrankungen des Personals nicht mehr alle Patienten versorgen können. Im Heim bräuchte es weniger Personal. "Zunächst würden wir aber unter den Pflegediensten die Kräfte koordinieren, um Ausfälle auszugleichen", erläutert Wolterhoff die bevorzugte Option. In so einer Situation sind die ambulanten Dienste zwar aktuell noch nicht. Doch nicht alle sind so optimistisch wie das Diakonische Werk. Dessen ambulanten Pflegedienste mit ihren 270 Mitarbeitern können noch alle Dienste anbieten, auch Schutzkleidung sei vorhanden, versichert Diakonie-Sprecherin Corinna Lee. Neben Mund- und Nasenschutz sowie Handschuhen für jeden Hausbesuch gebe es auch in jedem Fahrzeug Schutzbrille und normgerechte Maske, um auch bei einem Corona-Patienten geschützt zu sein. Die Teams arbeiteten zudem derzeit vorsorglich in zwei strikt getrennten Gruppen.

Caritas-Direktor Peter Spannenkrebs mag sich gar nicht ausmalen, was geschieht, wenn es einen Coronafall im Team oder unter den Patienten gibt. "Wir haben für so einen Fall gar keine richtige Schutzkleidung. Bisher haben wir zum Glück keinen Fall und wir können alle versorgen. Wir haben lediglich die haushaltsnahen Leistungen wie Putzen heruntergefahren, um die Kontakte so niedrig wie möglich zu halten. Das kann man am ehesten verschmerzen. Wir hoffen sehr, dass wir bald Schutzkleidung bekommen." 120 Caritas-Mitarbeiter sind in der ambulanten Pflege tätig. Claudius Hasenau, Geschäftsführer der Ambulanten Pflegedienste Gelsenkirchen GmbH, hatte schon vor Tagen gewarnt, dass die Vorräte an Schutzkleidung für Pflegepersonal nicht mehr lange ausreichten.

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