Gelsenkirchen-Buer. Absperrung und Einkauf nach Aufruf: Auf dem Wochenmarkt in Gelsenkirchen-Buer halten Kunden Abstand. So läuft das Geschäft, auch mit Klopapier.
„Der Nächste, bitte.“ Ein Satz, den viele noch vom Arztbesuch kennen, erklingt Samstag unzählige Male auf dem buerschen Wochenmarkt. Er lädt jene ein, näher zu treten, die zuvor hinter der Markierung in gebührendem Abstand zu anderen Kunden ruhig gewartet haben, bis sie dran sind. Meistens klappt das ganz von allein, helfen die Markierungen auf dem Boden oder die Wegweiser aus Flatterband. An einem Stand unterstützt ein Ordner die Kunden dabei, sich in der neuen Situation einzufinden.
Gelsenkirchener zeigen sich beim Einkauf diszipliniert
„Ich teile die Leute ein, damit der Mindestabstand gewahrt wird“, sagt er, der seinen Namen nicht nennen mag aber verrät, im Hauptberuf sei er Ordnungshüter. Immerhin: „Die Akzeptanz der Kunden für diese Maßnahmen ist groß.“ So empfindet es auch Cristina Liverani-Müller. Mit ihrer Familie vertreibt sie seit vielen Jahren Obst und Gemüse auf dem buerschen Wochenmarkt. „Ich finde, die Leute machen das super, sie stellen sich an der Linie auf und halten Abstände ein. Einige tragen sogar einen Mundschutz. Ich glaube, wir machen das alle ganz gut“, sagt sie und erzählt, regelmäßig desinfiziere sie auch die Taschenablage ihres Standes. Es könne ja sein, dass die jemand angefasst habe.
Händler rechnen mit „ein bisschen weniger Umsatz“
Ob sie heute einen normalen Samstagsumsatz gemacht hat? Das wisse sie noch nicht. Wohl eher nicht. „Ein bisschen weniger war es wohl. Aber die Kunden kamen ab sechs Uhr morgens her und seitdem durchgehend“, meint die Geschäftsfrau. Die Kunden jedenfalls sind dankbar, dass sie sich hier noch mit frischen Lebensmitteln versorgen können. „Ich bin begeistert davon, wie das hier läuft“, sagt Ludger Gatzemeier, der aus Resse her gekommen ist. „Besser kann man das ja kaum organisieren. Die Leute müssen sich nur alle dran halten.“
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Stand aufgebaut mit Desinfektionsmittel und Toilettenpapier
Dass der Einkauf nun länger dauere als sonst, das macht ihm gar nichts aus. Man habe doch Zeit in diesen Tagen. „Wir sind einfach froh, dass es den Wochenmarkt in Buer überhaupt noch gibt.“ Während der Einkauf so normal wie eben möglich abläuft, ist eines dann doch außergewöhnlich: Ein neuer Händler hat am Rande seinen Stand aufgebaut – mit Desinfektionsmittel und Toilettenpapier. Das Hagener Unternehmen mit einer Außenstelle in Erle beliefert eigentlich gastronomische Betriebe mit Putzmitteln und Artverwandtem. „Die Idee, hier her zu kommen, entstand dadurch, dass wir den Menschen diese Produkte vor Ort anbieten wollten“, erklärt Jeffrey Arens, Mitarbeiter von „Reinigungsmittel 24“.
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Ganz offen erklärt er, das Desinfektionsmittel sei ein teures Produkt, weil es in einer Apotheke hergestellt werde, von Hand. Industriell gefertigte Mittel sind im ganzen Lande ja Mangelware. Ein halber Liter kostet hier 23 Euro. Auch das Toilettenpapier hat seinen Preis: 4,50 Euro pro Paket.
Lieferketten sind unterbrochen
„Mit der Not der Leute Geld machen“, schimpft darüber ein Kunde. Jeffrey Arens bleibt ruhig und erklärt, weil die Lieferketten nicht mehr funktionierten, sei er selbst zur Fabrik nach Düren gefahren und habe eine Marge abgeholt. Ein Krisenpreis, also? „Ja, entstanden durch den Aufwand, den wir betreiben mussten, um es zu bekommen.“
Optionen für eine Entzerrung
Die neue Situation erforderte auch eine neue Standordnung. So sind alle Stände mit Textilien derzeit nicht auf dem Wochenmarkt vertreten. Verkauft werden weiterhin Lebensmittel – und Blumen, die am Samstag ziemlich gefragt waren. Sie bezeichnet Siegbert Panteleit als „emotionale Grundversorgung“.
Sollten die Auflagen noch strenger werden, habe man die Option, den Markt zu entzerren über die Einbeziehung des Robinienhofes oder gar der Domplatte. Das sichere auch für die kommenden Wochen den Marktbetrieb.
Ein positives Resümee zieht Dr. Siegbert Panteleit, der den Marktbetrieb vor Ort organisiert. „Wir haben uns seit einer Woche vorbereitet, am Dienstag und Donnerstag schon geübt. Heute läuft der Betrieb so, dass wir glauben, einen Standard gefunden zu haben, der für die nächsten Wochen Bestand hat. Die Situation ist für uns alle neu“, erzählt er, dass alle Beteiligten regelmäßig im telefonischen Austausch seien darüber, was man noch besser machen könne.
Jetzt, so Panteleit, zeige sich etwas, wovon er schon lange überzeugt gewesen sei: „Dass die Wochenmärkte auch ein Teil der Lebensmittelversorgung in Krisenzeiten sind.“
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