Gelsenkirchen-Scholven. Jürgen Hansen, früher Gesicht der Piratenpartei in Gelsenkirchen, ist jetzt SPD-Mitglied. Was er konkret vorhat und welche Ziele er verfolgt.

Spekuliert wurde schon lange, doch nun macht er es öffentlich: Jürgen Hansen, einst als Pirat in den Rat der Stadt Gelsenkirchen eingezogen, heuert bei der SPD an. Der 62-Jährige strebt im September eine zweite Ratsperiode an – diesmal also als Sozialdemokrat. Ins Rennen geht er als Spitzenkandidat des Ortsvereins Scholven.

„Jetzt ist die Zeit gekommen“, sagt Hansen im Gespräch mit der WAZ. „Jetzt bekenne ich mich. Ich bin Sozialpolitiker. Für mich gibt’s zur SPD keine Alternative.“ Dabei hatte er diese einst in der Piratenpartei gefunden. 1,8 Prozent holte er bei der Kommunalwahl 2014 – gerade genug, um in den Rat einzuziehen. Doch nur ein Jahr später war Schluss: Hansen trat wegen der, wie er sagt, „Selbstzerlegung der Partei“ bei den Piraten aus. Das sei dann auch das Ende der Piratenpartei in Gelsenkirchen gewesen.

Gelsenkirchen: Aus „Pirat Hansen“ wird „SPD-Mann Hansen“

Hansen wurde zum partei- und fraktionslosen Einzelmandatsträger. Fraktionslos ist er noch heute. Sein Eintritt in die SPD, der nach seinen Angaben Ende 2019 erfolgte, machte ihn nicht automatisch zum Teil der SPD-Ratsfraktion. Das wollte er auch nicht. „Meine Wähler haben ja den Piraten Hansen gewählt und nicht den SPD-Mann Hansen.“ Den sollen sie, so sein Ziel, erst bald wählen: im September.

Zur Person: Jürgen Hansen

Jürgen Hansen wurde 1957 in der Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt geboren. 1986, drei Jahre vor dem Fall der Mauer, kam er nach Gelsenkirchen.

Neben seiner politischen Tätigkeit übt er auch einen ganz normalen Beruf aus: Hansen führt einen Maurer- und Betonbetrieb.

Einen Namen hat sich der 62-Jährige vor allem in der Bewältigung der Flüchtlingskrise gemacht. Hansen ist heute noch Vorsitzender der Task Force Flüchtlingshilfe.

Warum Scholven? „Scholven hat gepasst wie Arsch auf Eimer“, sagt er mit seiner ihm typischen Art. „Der Ortsverein passt am besten zu mir. Die tragen meine Ideen mit.“ Die da wären? „Ich stehe für eine neue Politik-Kultur“, so der Ex-Pirat. Es dürfe kein „Weiter so“ geben. „Wir müssen den Menschen wieder neu zuhören. Das haben wir verlernt.“ Und so geht mit seiner neuen politischen Heimat auch hart ins Gericht: „Es wird hier in Gelsenkirchen eine neue SPD geben, weil viele erkannt haben, dass es so nicht weitergehen kann.“ Die „Zeit der Traumergebnisse“ sei vorbei. Nichtsdestotrotz hat er ein Ziel: „Wir werden alles daran setzen, die SPD wieder zur bestimmenden Kraft in Gelsenkirchen zu machen.“

Kommunalwahl 2020: Jürgen Hansen unterstützt Karin Welge

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Dazu gehört für Jürgen Hansen auch, Karin Welge auf dem Weg zur Oberbürgermeisterin zu unterstützen. „Sie ist die beste Lösung für Gelsenkirchen: weiblicher Charme, gepaart mit fachlicher Kompetenz.“ Er glaubt, dass Welge es im ersten Anlauf schaffen wird. „Eine Stichwahl wird nicht nötig sein.“

Was sonst noch zu seinen Ideen gehört: „Die fähigen jungen Leute sollen in die erste Reihe.“ Dass er mit 62 Jahren selbst nicht mehr zu den jungen Leuten gehört, räumt er ein – und räumt damit auch gleich Gerüchte aus der Welt, er selbst hätte Ambitionen auf höhere Aufgaben. Für ihn muss die neue SPD-Führung im Rat folgende Eigenschaften verkörpern: „Gesucht wird ein Generalist, jemand, der den Überblick über alle Bereiche hat, jemand, der Strömungen einen kann und Kompetenz ausstrahlt.“ Klaus Haertel, noch Fraktionsvorsitzender der SPD, sei so einer. „Da gibt es nicht so viele junge Leute, die das alles in sich tragen.“ Konkrete Namen, die ihm durch den Kopf gehen, will Hansen aber nicht nennen.