Altstadt. Der Gelsenkirchener Hans Frey stellt sein neues Science-Fiction-Sachbuch „Aufbruch in den Abgrund“ vor. Lesestoff nicht nur für Genre-Fans.
Eigentlich wollte Hans Frey am Mittwoch, 18. März, in der Buchhandlung Junius sein neues Werk offiziell einem größeren Publikum vorstellen. Doch das Coronavirus machte auch diesem Plan einen dicken Strick durch die Rechnung. Sein neues Sachbuch „Aufbruch in den Abgrund“ ist aber trotz dieser Präsentationsverschiebung ab sofort erhältlich. Und wenn unsere Gesellschaft in Zeiten eingeschränkter Sozialkontakte nun etwas im Überfluss hat, dann ist es die Zeit zum Lesen.
Und die Lektüre von Freys Buch lohnt: Der 70-jährige Germanist und frühere Lehrer und SPD-Landtagsabgeordnete erzählt in „Aufbruch zum Abgrund“ die Literaturgeschichte der deutschen Science Fiction weiter. Dies ist nämlich bereits der zweite in einer auf insgesamt sechs Bände konzipierten Reihe. 2018 war Teil eins mit dem Titel „Fortschritt und Fiasko“ erschienen. Darin beleuchtete Frey, dass auch in der deutschen Literatur der Jahre 1810 bis 1918 schon visionäre Ideen und Gesellschaftsmodelle entwickelt werden. Die Science Fiction der Frühzeit, sozusagen – auch wenn dieser Terminus damals noch gar nicht existierte. Band zwei rückt nun den Zeitraum von 1918 bis 1945 in den Fokus, also die Jahre von Weimar bis zum Ende der Nazidiktatur.
Ein großer Fan der Comicreihe „Nick – Der Weltraumfahrer“

Die Science-Fiction als bevorzugtes Genre hat der Gelsenkirchener bereits in Kinder- und Jugendjahren für sich entdeckt. „Nick – Der Weltraumfahrer“ hieß die von Hansrudi Wäscher konzipierte Comicserie, die Ende der 50er Jahre auf den Markt kam und auf Anhieb Freys Herz eroberte. „Die fand ich sowas von toll, die habe ich geliebt“, sagt er und lacht. Das galt auch für die später erschienenen Romanheft-Serien „Utopia“ oder „Perry Rhodan“.
Nicht alles, aber vieles von jenem Lesestoff, der ihn einst so fesselte und faszinierte, gehört noch heute zu seiner üppigen Science-Fiction-Sammlung. Diese füllt komplett die Regale seines Arbeitszimmers. Neben Comics gehört noch mehr Sachliteratur dazu. „Darunter einige uralte Schätzchen, die unter Sammlern inzwischen einen gewissen Wert haben“, erzählt Frey. Als Beispiel nennt er die Erstausgabe des Romans „I, Robot“ aus der Feder des russisch-amerikanischen Autoren Isaac Asimov.
Daten und Fakten
„Aufbruch in den Abgrund“, Hans Frey, Memoranda Verlag Berlin, 528 Seiten, 26,90 Euro, ISBN 978-3-948616-02-1.
Autor Frey stellt nicht nur ausgewählte Werke der deutschen Science-Fiction-Literatur vor, er setzt diese auch stets in Kontext mit den gesellschaftlichen und politischen Zuständen, die in der jeweiligen Epoche herrschten. Das erlaubt dem Leser, sich ein genaues Bild über das Umfeld zu verschaffen, in dem die Bücher einst entstanden sind.
Zum Schreiben kam der frühere Studienrat, der am Grillo-Gymnasium einst die Fächer Deutsch und Sozialwissenschaften unterrichtete, nach seinem Absprung aus der Politik. Der frühere Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Gelsenkirchen saß 25 Jahre bis einschließlich 2005 als Abgeordneter im NRW-Landtag. „Danach habe ich erste Artikel und Aufsätze verfasst und diese auch im Eigenverlag veröffentlicht“, erzählt Frey. Es war dann der Verleger Hardy Kettlitz, der den entscheidenden Impuls gab, dass Frey eine Gesamtübersicht über die deutsche Science-Fiction-Literatur erstellen solle.
Eine Auswahl von Werken mit literaturhistorischer Relevanz

Das war 2015. Es folgten Jahre der intensiven Recherche, ehe 2018 Band eins und nun eben Band zwei veröffentlicht werden konnte. „Ich erhebe aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Dies ist keine alles umfassende Enzyklopädie, sondern eine Präsentation ausgewählter Werke. Diese sind zum einen mir selbst sehr wichtig, besitzen aber auch allesamt eine literaturhistorische Relevanz“, stellt der Autor klar.
Blättert der geneigte Leser durch den Band, fallen ihm sofort die Abbildungen zahlreicher Buchtitelseiten auf, die Frey stets zu den jeweiligen Werken präsentiert – darunter auch jene der wegweisenden Romane „Utopolis“ von Werner Illing und „Metropolis“ von Thea von Harbou. Letztere war die Ehefrau des Filmregisseurs Fritz Lang, der mit „Metropolis“ auch den ersten und bis heute mit bedeutendsten Science-Fiction-Film schuf. Hans Frey serviert sein Wissen und seine Recherche-Resultate für den Leser mundgerecht in kleinen Häppchen. Doch wer das Genre Science Fiction liebt, der wird dieses Buch eh in einem Rutsch verschlingen.