Gelsenkirchen. Das Einsatzaufkommen für die Gelsenkirchener Feuerwehr steigt weiter an. Im vergangen Jahr eilten die Retter zu 44.153 Einsätzen.

Die Einsatzbelastung der Gelsenkirchener Feuerwehr ist so hoch, dass sie Jahr für Jahr Rekordzahlen erreicht. Bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2019 wurde die neue Höchstmarke präsentiert: Im abgelaufenen Jahr eilten die Retter insgesamt zu 44.153 Einsätzen.

Den Löwenanteil stellten mit 26.763 Fällen die Rettungsdiensteinsätze, darunter waren allein 13.930 Krankentransporte. Zu Brandeinsätzen wurden die Rettungskräfte im Vorjahr 1215 Mal gerufen. Insbesondere die Zahl der Rettungsdiensteinsätze betrachtet die Feuerwehr mit wachsender Sorge. „Innerhalb der vergangenen fünf Jahre hat sich ihre Zahl um rund 20 Prozent erhöht“, sagte Feuerwehr-Chef Michael Axinger im Gespräch mit dieser Zeitung. 2014 lag sie noch bei 21.440.


Einsatzaufkommen innerhalb von fünf Jahren um rund 20 Prozent gestiegen

Ähnlich geartet ist der Zuwachs bei den Krankentransporten im Fünf-Jahres-Vergleich, vormals wies die Statistik in dieser Kategorie 11.014 Fahrten aus. Lediglich die Zahl der Rettungseinsätze, bei denen auch ein Notarzt hinzugezogen worden ist, wuchs in einem geringeren Verhältnis – und zwar im Schnitt um rund vier Prozent von ehemals 5123 auf aktuell 5796.


Gelsenkirchens Stadträtin Karin Welge und Feuerwehr-Chef Michael Axinger präsentierten am Freitag den Jahresbericht der Feuerwehr.
Gelsenkirchens Stadträtin Karin Welge und Feuerwehr-Chef Michael Axinger präsentierten am Freitag den Jahresbericht der Feuerwehr. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Ein Grund dafür ist die größere Kompetenz der Rettungswagenbesatzungen. „Heutzutage sind es Notfallsanitäter, die auch invasive Maßnahmen wie das Intubieren eines Patienten oder das Zuganglegen an einer Vene übernehmen“, erklärte Axingers Stellvertreter Daniel Hüwe. Tätigkeiten, die früher ausschließlich Ärzten vorbehalten waren.

Stadträtin Karin Welge und Feuerwehrchef Axinger führen das steigende Einsatzaufkommen auf das tief verwurzelte Selbstverständnis innerhalb der Bürgerschaft zurück, im Notfall einfach die 112 zu wählen. Grundsätzlich sei das richtig, arte aber im Alltag allzu oft aus, so das Duo. Bei einer harmloseren Schnittwunde am Finger würde vorzugsweise lieber der Notruf gewählt, statt den Hausarzt aufzusuchen.

Auch der ärztliche Bereitschaftsdienst ist kein Erfolgsmodell: Hier wie in der Krankenhausambulanz sind von echten Notfällen mal abgesehen, Wartezeiten üblich. Das schreckt Patienten ab. Zuverlässige Abhilfe, so die Idee vieler, schaffe die Feuerwehr: „112 wählen, dann kommt man direkt dran.“ Gern auch mittwochnachmittags, wenn die meisten Praxen geschlossen sind.

Ideen für Organisationsreform von Notruf und ärztlicher Bereitschaft

Kommunen und Kassenärztliche Vereinigung seien deshalb in Gesprächen, wie Stadt und Feuerwehr erklärten. „Wir sprechen über Zukunftsmodelle“, hieß es. „Diskutiert wird darüber, den ärztlichen Bereitschaftsdienst an die Feuerwehr anzudocken, einen Notarzt in der Leitstelle einzusetzen“. Spruchreif sei da aber noch nichts. In der Frage „Notfall oder nicht?“ müssten die Bürger „künftig zu mehr Selbstständigkeit erzogen werden“, sagte Feuerwehrsprecher Carsten Jost. Denn eines sei klar: Dem ständigen Aufrüsten an Mensch und Material sind Grenzen gesetzt. „Man kann jeden Euro nur einmal ausgeben“, sagte Karin Welge, zugleich Kämmerin der Stadt.