Gelsenkirchen. Gorden Skorzik ist neuer Leiter des Berufskollegs Königstraße in Gelsenkirchen. Gereizt hat ihn an der Aufgabe die Gestaltung einer Talentschule.
2300 Schülerinnen und Schüler werden am Berufskolleg Königstraße inklusive dem Standort Augustastraße auf den Einstieg in das Berufsleben vorbereitet, auf unterschiedlichsten Wegen. Seit diesem Schuljahr leitet Gorden Skorzik (46) diese Schule. Seit 2006 bereits unterrichtet er hier, zuletzt als Bildungsgangleiter der Fachoberschule Sozialwesen. Schulleiter – „das wollte ich eigentlich nie werden“, versichert er.
Was ihn dazu trieb, sich dennoch darauf zu bewerben, als Hannelore Pohl in den Ruhestand wechselte? „Die Bewerbung als Talentschule“, antwortet er ohne jedes Zögern. „Das macht so vieles möglich, dass wir Talentschule werden konnten. Ich bin eher unorthodox, auch mein Führungsstil. Wir haben jetzt viele Projekte gestartet, weil wir die Möglichkeit dazu bekommen haben. Dabei dürfen auch Fehler gemacht werden – wenn sie bei Erkennen eingestanden und das Projekt abgebrochen wird.“ Unorthodox: Damit meine er auch, dass Kollegen trotz traditionell hierarchischer Strukturen an Schulen verantwortlicher eingreifen dürfen, selbst Dinge anstoßen.
Talentschul-Status hilft auch, neue Kollegen für das Team zu finden
„Dass wir Talentschule sind, zieht auch neue Kollegen an, das haben wir bei den Neueinstellungen gemerkt. Und es hilft, dass wir jetzt auch zwei Sozialarbeiterstellen haben. Wir leisten da ganz viel Einzelfallhilfe“, erklärt Skorzik. Der Mann mit dem schicken Tweedanzug mit Weste und dem langen Haar plus Bart besitzt nicht nur Selbstironie, wie eine große Karikatur in seinem Büro ahnen lässt. Er ist auch Überzeugungstäter in Bezug auf die Schulform Berufskolleg: „Bei uns erleben viele Schüler erstmals überhaupt Wertschätzung. Deshalb bemühen wir uns auch so sehr um Praktikumsplätze in allen Bereichen. Viele haben Angst vor dem praktischen Arbeiten. Wenn sie aber spüren, dass sie das können, dass sie arbeiten können, gibt ihnen das einen Schub“, versichert Skorzik. Ein Beispiel: Das Schulcafé, dass jetzt als Projekt von Schülern betrieben wird, inklusive Einkauf und Buchhaltung.
Durchlässigkeit der Bildungsgänge im Haus als große Chance
Internationale Förderschüler, die zum Teil noch nie eine Schule besucht haben, zählen am BK Königstraße ebenso zur Schülerschaft wie Heranwachsende, die Gelsenkirchener Schulen ohne jeden Abschluss verlassen haben oder auch Schüler, die hier ihr Abitur machen wollen. Möglichst vielen Jugendlichen den Weg zu einem Schulabschluss und in eine Berufsausbildung zu ebnen – das ist für Skorzik das Hauptziel. Er arbeitet eng mit dem Talentzentrum zusammen, um Schüler optimal fördern zu können. Was ihn auch fasziniert: Die Durchlässigkeit der Bildungsgänge an seiner Schule. Soll sagen: Jeder kann sich hocharbeiten. Wie das geht, weiß Skorzik als Arbeiterkind aus eigener Erfahrung. Auch wenn er sich an einem Gymnasium mit Kindern aus bildungsnahen Haushalten durchgekämpft hat. „Aber ich hatte Rückhalt von meinen Eltern, sie haben an mich geglaubt. Das würde ich mir heute von Eltern auch öfters wünschen.“
Nach seiner Zufriedenheit mit den Schulgebäuden befragt, schluckt er, bevor er die Räumlichkeiten „nicht heruntergekommen, aber abgenutzt“ nennt. Ein frischer Anstrich, neue Fenster, endlich der lang versprochene Neubau für den naturwissenschaftlichen Zweig – schön wäre das schon. Aber er weiß auch zu schätzen, wenn zunächst die anstehenden Digitalisierungsschritte funktionieren. Da ist er auch zuversichtlich. Am pädagogischen Konzept für die Nutzung der neuen technischen Möglichkeiten arbeite man intensiv, im Team. Das ist ihm besonders wichtig.