Gelsenkirchen. Zu einem „Spaziergang“ kommen 15 Teilnehmer nach Gelsenkirchen. Zur Gegendemo versammeln sich 200. Hooligans wollen Versammlungen stören.

Ein für die Fußgängerzone angekündigter „Spaziergang im Stadtgebiet“ entpuppte sich am Montagabend als Rumstehmaßnahme von etwa 15 Personen. Eine Art „Bürgerwehr“ hatte die Versammlung laut Polizei ordnungsgemäß angemeldet, den als Startpunkt vorgesehenen Bahnhofsvorplatz letztlich aber gar nicht verlassen. Als Reaktion ebenfalls angemeldet wurde eine Kundgebung unter dem Motto „Niemand braucht rechte Bürgerwehren“. Dazu trafen sich ab 18 Uhr zunächst etwa 150 Teilnehmer, in der Spitze waren es laut Polizei sogar 200.

Polizei Gelsenkirchen mit vielen Beamten vor Ort

Etliche Polizeibeamte sind vor Ort, um beide Gruppen voneinander zu trennen. Während sich die „Spaziergänger“ die ganze Zeit über unter dem Vordach der Sparkasse aufhalten, versammeln sich die Gegendemonstranten vor dem gegenüberliegenden Verwaltungsgericht. Dazwischen sorgen die Polizisten für einen ausreichend großen Puffer.

Aufgerufen zur Gegendemo hatte das Gelsenkirchener Aktionsbündnis gegen Rassismus und Diskriminierung; offiziell angemeldet wurde sie von der Partei „Die Partei“. Deren erster Vorsitzender des Kreisverbandes Gelsenkirchen, Marc Meinhardt, sagte im Vorfeld: „Wir wollen ein Zeichen gegen Rassismus und Spaltung setzen.“

Taner Ünalgan (SPD): „Wir sind mehr“

Natürlich schwenken viele Teilnehmer Fahnen mit dem Logo der Satire-Partei, auch Handzettel mit der Aufschrift „Nazis töten.“ werden verteilt. Zwar verweist Paul M. Erzkamp, Sprecher des Aktionsbündnisses, auf den Punkt am Ende des Satzes: „Es ist ja kein Ausrufungszeichen. Es ist also nicht als Aufruf zu verstehen.“ Dennoch gefällt diese durchaus missverständliche Message nicht jedem.

Viele Demonstranten haben Transparente mitgebracht und ausgerollt.
Viele Demonstranten haben Transparente mitgebracht und ausgerollt. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Viele Demonstranten haben Transparente mitgebracht und ausgerollt. „Ende im Gelände! Und jetzt ab nach Hause mit euch!“ ist die zentrale Botschaft auf dem größten Plakat. „Rechts ist da wo Hirne fehlen“ ist auf einem anderen zu lesen. Ein paar Frauen halten einen blau-weißen Schal der Schalker Fan-Initiative hoch: „Schalker gegen Rassismus“. Auch Fahnen der MLPD und des Frauenverbands Courage sind zu sehen.

Doch die Botschaften sind nicht nur lesbar, einige sind auch hörbar. Marc Meinhardt am Mikrofon fordert die „Spaziergänger“ immer wieder auf, endlich nach Hause zu gehen. Taner Ünalgan (SPD) macht klar: „Wir sind mehr. Und wir werden nicht zulassen, dass Sie jemals in der Mehrheit sein werden.“ Etliche Botschaften werden zudem von der Masse skandiert: „Ob Ost, ob West, nieder mit der Nazi-Pest“ oder „Alle zusammen gegen den Faschismus“.

Bilanz der Polizei Gelsenkirchen

Laut Polizei verlief die Veranstaltung ruhig. „Bislang ist alles ohne besondere Vorkommnisse über die Bühne gegangen“, sagte Polizeisprecher Christopher Grauwinkel unserer Redaktion gegen Ende der Demo. Selbst einen kurzen sorgenvollen Moment hatten die Polizisten sofort im Griff: Gegen 18.45 Uhr tauchte plötzlich eine Gruppe von 30 Personen links der Sparkasse auf. Von „Fußball-Hooligans“ sprach Grauwinkel. Offenbar hatten sie die Absicht, die Veranstaltung zu stören und Versammlungsteilnehmer in eine Auseinandersetzung zu verwickeln. „Das konnte von uns erfolgreich verhindert werden.“

Auch Paul M. Erzkamp zog ein positives Fazit der Veranstaltung: „Ich bin sehr zufrieden. 200 Leute ist schon eine gute Zahl – vor allem für die Kürze der Zeit, die uns zur Verfügung stand.“ Angemeldet wurde der „Spaziergang“ Ende vergangener Woche. Erzkamp hofft, dass die „Spaziergänge“ jetzt nicht häufiger stattfinden, so wie es bereits in Essen-Steele oder Herne der Fall war.