Gelsenkirchen. Ab dem Herbst könnte die Kita-Anmeldung in Gelsenkirchen für alle Beteiligten einfacher werden: Die Stadt will ein neues Online-System auflegen.

Es passiert jedes Jahr aufs Neue. Zahlreiche Eltern sind aufgeregt, manche sogar sorgenvoll noch dazu. Wird mein Kind einen Kita-Platz bekommen? – ist die bange Frage, die junge Eltern in Gelsenkirchen nur allzu gut kennen. Die Stadt Essen musste kürzlich Zwangsgeld zahlen, weil sie einer Familie keinen Platz anbieten konnte. In dieser Stadt soll das nicht passieren. Vielmehr wird es noch in diesem Jahr eine Neuerung geben, mit der es alle Beteiligten in Sachen Kita-Platz-Vergabe leichter haben könnten.

Im Herbst 2020 soll es ein Online-System für Gelsenkirchen geben

Um es konkreter zu machen: Die Stadt plant die Einführung eines Online-Systems, das bereits in den Städten Bonn, München oder Nürnberg installiert ist. „Das Programm soll im Herbst an den Start gehen und die Platzvergabe für das Kindergartenjahr 2021/2022 abwickeln“, berichtet Gelsenkirchens Bildungsdezernentin Annette Berg. Bereits am 22. Januar seien die Kita-Leitungen aller Träger bei einer Großveranstaltung über die Planungen informiert worden. Aktuell, so heißt es, würden alle notwendigen Schritte durch GeKita, Träger von über 70 städtischen Tageseinrichtungen für Kinder, eingeleitet, um einen reibungslosen Start zu ermöglichen.

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Für den Start eines Online-Verfahrens, über das auch schon in den Nachbarstädten Oberhausen oder Essen Kita-Plätze vergeben werden, gibt es gleich mehrere Gründe. So sollen Gelsenkirchener Eltern einen einheitlichen Überblick über alle Kindertagesstätten und Kindertagespflegepersonen erhalten. Gleiches gilt für die Stadt selbst – für sie gibt es mithilfe des Programms exakte und schnelle Daten zur Bedarfsplanung. Auch sollen Doppelanmeldungen vermieden werden. Hinzu kommt: Die Träger bekommen einen Überblick über die Belegung der eigenen Einrichtung, heißt es seitens der Stadt.

Zum Kindergartenjahr 2020/2021 sollen in Gelsenkirchen 9179 Plätze vorhanden sein

Alternativen in der Betreuung

Bislang erfolgte die Vergabe durch den jeweiligen Träger der Kita, ganz direkt. Die städtischen Einrichtungen verteilen die Plätz im Vier-Augen-Prinzip mit den Leitungen.

Die Stadt sucht mit allen Betroffenen, die keinen Betreuungsplatz bekommen, den Austauschs. Und bietet auch weitere Alternativen: So bietet GeKita für die unterschiedlichen Altersgruppen verschiedene Angebote an. So zum Beispiel die Känguru-Gruppen für Kinder von einem bis zum zweiten Lebensjahr oder die KonLab-Gruppen ab dem dritten Lebensjahr an. Für Kinder im Vorschulalter gibt es die Erdmännchengruppen.

Niedrigschwellige Spiel- und Förderangebote bietet die Mobile Kita (Moki) in Ückendorf an.

In Gelsenkirchen sollen für das Kindergartenjahr 2020/2021 insgesamt 9179 Betreuungsplätze vorhanden sein, so Annette Berg. In der Tagespflege stehen darüber hinaus weitere rund 425 Plätze zur Verfügung. Zum Vergleich: „Aktuell werden in Gelsenkirchen 8.867 Kinder in Tageseinrichtungen und 307 Kinder in der Kindertagespflege betreut“, erläutert die Dezernentin. Die Versorgungsquote bei Kindern unter drei Jahren lag laut einer Statistik (wir berichteten im September 2019) bei 25 Prozent – eigentlich aber sind Plätze für 36 Prozent der Ü 3-Kinder vorgeschrieben. Die Quote bei den über Dreijährigen lag bei 89 Prozent.

„Wir brauchen einfach mehr Plätze“ – mit dieser einfachen Formel beschreibt Annette Berg auch das großangelegte Kita-Ausbau-Programm der Stadt. Ein Ziel: Allen Kindern in Gelsenkirchen die gleichen Chancen zu ermöglichen. In dieser Stadt würden viele Kinder leben, die aus sozialen Gründen benachteiligt seien, so Annette Berg.

Für 2020 und 2021 sollen in Gelsenkirchen 460 neue Plätze geschaffen werden

Für dieses und auch für das kommende Jahr sollen 460 neue Plätze geschaffen werden, sowohl im Norden, als auch im Süden der Stadt. Im ersten Halbjahr 2020 sollen die Einrichtungen Am Bowengarten 9 mit 75 Plätzen, Blumenstraße 11 mit 45 Plätzen, Bochumer Straße 119 mit 30 Plätzen, Cranger Straße 2 mit 10 Plätzen, Freytagstraße 6-8 mit 75 Plätzen und Olgastraße 13 – 15 mit 75 Plätzen ihren Betrieb aufnehmen.

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„Zur weiteren Bedarfsdeckung sollen in 2021 die Einrichtungen Kanzlerstraße mit 75 Plätzen und Ostpreußenstraße mit 75 Plätzen fertiggestellt werden“, sagt Annette Berg. Letztere wird in Trägerschaft vom Deutschen Roten Kreuz an den Start gehen. Weitere Projekte würden sich in der Planungsphase befinden. Die Stadträtin fügt hinzu: „Es bestehen aktuell zahlreiche Kontakte mit möglichen Investoren und Trägern, um das Betreuungsangebot in Gelsenkirchen weiter auszubauen.“

Bislang gab es in Gelsenkirchen keine Klageverfahren

Wie viele Kinder für das neue Kindergartenjahr noch einen Platz benötigen – dazu kann aktuell „keine realistische Aussage getätigt werden“, betont die Bildungsdezernentin. Noch läuft das Verfahren um die Vergabeplätze. Annette Berg rechnet damit, dass im Frühjahr, also etwa Februar, März die Entscheidungen fallen. Sie versichert: „Es ist der Stadt Gelsenkirchen bislang gelungen, bedarfsdeckend Plätze zur Verfügung zu stellen.“

Klageverfahren, wie in Essen, habe es bislang in Gelsenkirchen nicht gegeben. Ziel der Stadt sei es, so Annette Berg weiter, mithilfe von zielgenauen bedarfsorientierten Angeboten und den dazu erforderlichen persönlichen Gesprächen, eben diese Verfahren zu vermeiden.