Gelsenkirchen. Ein Gelsenkirchener Arzt leitet das Institut für Notfallmedizin in Wuhan. Er warnt davor, hier Ängste vor Ansteckung mit Coronaviren zu schüren.

Der neuartige Coronavirus als Gefahr für Bürger in Gelsenkirchen schätzen die in den Kliniken der Stadt mit dem Thema befassten Mediziner und Hygieniker eher gering ein. „Bei einem Aufenthalt im Risikogebiet oder sehr engem Kontakt mit einer Person, die in den letzten 14 Tagen in der Region Wuhan in China war, ist theoretisch eine Ansteckung möglich", erklärt Dr. Norman Hecker, Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin (Kano) in den Evangelischen Kliniken. Kontakte nach Wuhan pflegen wenige Gelsenkirchener. Hecker selbst hingegen durchaus: er ist nicht nur Mitglied der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft, sondern auch Generalsekretär im Präsidium des Chinesisch-Deutschen Institutes für Notfall- und Katastrophenmedizin an der Tongji-Klinik im chinesischen Wuhan, einem Krankenhaus mit 7000 Betten. Sein letzter Besuch dort fand zwar 2019 statt (eine Gefahr stellt er selbst also nicht dar), er steht aber in ständigem E-Mail-Kontakt mit dem Institut.

„Was in Wuhan jetzt geleistet wird, ist wirklich außergewöhnlich“

Dr. Norman Hecker ist seit 2019 Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin der Evangelischen Kliniken in Gelsenkirchen. Zugleich ist er jedoch Generalsekretär im Präsidium des Instituts für Notfall- und Katastrophenmedizin in Wuhan.
Dr. Norman Hecker ist seit 2019 Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin der Evangelischen Kliniken in Gelsenkirchen. Zugleich ist er jedoch Generalsekretär im Präsidium des Instituts für Notfall- und Katastrophenmedizin in Wuhan. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Der 45-jährige Anästhesie-Facharzt und Notfallmediziner warnt vor einer Überreaktion auf das N-Coronavirus in der westlichen Welt. Man müsse „realistisch drangehen statt Ängste zu schüren“. Die Übertragungswege seien noch nicht zu 100 Prozent gesichert erforscht, aber in einem recht einfachen Verfahren könne die sichere Diagnose im Verdachtsfall binnen einem bis zwei Tagen vorliegen.

Hilferufe aus Wuhan haben ihn nicht ereilt. „Es sind viele Ärzte aus anderen Regionen Chinas nach Wuhan geholt worden, die Kollegen arbeiten sehr, sehr viel. China hat seine Lehren gezogen aus SARS.“ Die von der Vogelgrippe ausgelöste Pandemie hatte weltweit an die 800 Todesopfer gefordert. „Was man in China jetzt tut, die großflächigen Absperrungen: das ist das, was man tut, wenn man eine Epidemie vermeiden will“, verteidigt Hecker die Maßnahmen der Regierung.

Freundschaftskrankenhaus zum Austausch

Die Deutsch-Chinesische Gesellschaft für Medizin wurde 1984 gegründet, um den Austausch von Wissenschaftlern, Ärzten und Studenten sowie den Austausch von Erfahrungen im Auf- und Ausbau der medizinischen Versorgung der Bevölkerung zu fördern.

Die Gesellschaft und ihre Chinesisch-Deutsche Partnergesellschaft in Wuhan betreiben gemeinsam das Freundschaftskrankenhaus Tongji in Wuhan. „Tongji“ bedeutetet sinngemäß „zusammen in einem Boot das Ufer erreichen“.

Augustinus-Häuser haben die seit SARS vorhandenen Notfallpläne aktualisiert

Arndt Kemper, als Krankenhaus-Hygieniker bei der St. Augustinus GmbH für alle vier konzerneigenen Häuser zuständig, hält das Risiko, dass der Corona-Virus sich in Deutschland beziehungsweise gar Gelsenkirchen ausbreitet, für gering. Man habe zwar die Notfallpläne seit der SARS-Epidemie 2003 aktualisiert und überprüft, sie auch nochmal den Mitarbeitern ans Herz gelegt und nachgeschult für den Fall der Fälle. Dass dieser Fall beim N-Corona-Virus in Gelsenkirchen eintritt, hält er aber für unwahrscheinlich. „Ich informiere mich auch über chinesische Blogs, bin aktuell gut im Thema, aber ehrlich gesagt, habe ich vor Ebola deutlich mehr Angst gehabt.“

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