Gelsenkirchen. Nach dem Messeranschlag auf zwei Beamte wurde sowohl den Polizisten als auch den Angehörigen des getöteten Gelsenkircheners Hilfe angeboten.

Nach den tödlichen Polizeischüssen auf einen mit einem Messer bewaffneten 37-jährigen Gelsenkirchener arbeiten Staatsanwaltschaft und Polizeibehörden an der Aufarbeitung des schrecklichen Angriffs. Dass so ein traumatisches Ereignis Spuren hinterlässt, ist klar. Doch wer kümmert sich um betroffene Polizeibeamte und Angehörige? Christopher Grauwinkel, Pressesprecher der Gelsenkirchener Polizei, hat diese Frage beantwortet.

Angehörige haben unmittelbar Hilfsangebote erhalten

Demnach ist den Angehörigen des erschossenen Türken unmittelbar, also noch am Tatabend am vergangenen Sonntag (5. Dezember), psychologische und seelsorgerische Hilfe angeboten worden, um mit diesem Trauma fertig zu werden. „In einem Fall ist das Betreuungsangebot bislang noch nicht an Anspruch genommen worden“, sagte der 1. Polizeihauptkommissar auf Nachfrage dieser Zeitung. Die Behörde arbeite mit einer Vielzahl von Opferschützern und Hilfsorganisationen zusammen, greift bei schlimmen Ereignissen auf eine Liste von Experten zurück. Ähnliches gilt für die Rettungskräfte der Feuerwehr.

Tatort Polizeiwache Süd in Gelsenkirchen: Die Spurensicherung bei der Arbeit am vergangenen Sonntag, 5. Januar 2020.
Tatort Polizeiwache Süd in Gelsenkirchen: Die Spurensicherung bei der Arbeit am vergangenen Sonntag, 5. Januar 2020. © Foto:


PSU-Team kümmert sich um traumatisierte Beamte

Auch den beiden unmittelbar betroffenen Beamten des Messeranschlags und anderen, am Einsatz beteiligten Polizisten steht diese Hilfe zur Verfügung, bei der Polizei übernimmt diese Aufgabe das so genannte PSU-Team. Das Kürzel steht für „Psychosoziale Unterstützung“. „Dieses Team besteht aus Ärzten der Polizei und speziell ausgebildeten Beamten“, sagte Christopher Grauwinkel.

Die tödlichen Schüsse bei dem Messerangriff fielen vor Polizeiwache Süd an der Wildenbruchstraße in Gelsenkirchen.
Die tödlichen Schüsse bei dem Messerangriff fielen vor Polizeiwache Süd an der Wildenbruchstraße in Gelsenkirchen. © Foto: Kimerlis

2016 eilte das PSU-Team mehr als 100 Mal zur Hilfe

Dieses PSU-Team „wird recht häufig angefordert“, so Grauwinkel weiter. Denn das Aufgabengebiet der Polizei umfasst viele Arbeitsbereiche. Schreckliche Bilder, die womöglich Risse in der Seele entstehen lassen, liefern Unfalleinsätze mit Verletzten und Toten oder auch die Ermittlungen zum Thema Kinderpornografie. „2016 wurde das PSU-Team in mehr als 100 Fällen eingesetzt.“ Koordiniert werden diese Helfer über das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste in Duisburg. Wie aus einer älteren Kleinen Anfrage (16/11500) aus dem NRW-Landtag hervorgeht, war das PSU-Team 2010 insgesamt 51 Mal und in den vier Jahren danach 49, 40, 46 und 59 Mal zur seelischen Unterstützung im Einsatz.

Messerangriff direkt vor der Polizeiwache Süd in Gelsenkirchen

Am vergangenen Sonntag, 5. Dezember, hatte laut Staatsanwaltschaft und Polizei ein 37-jähriger Türke zunächst einen Streifenwagen vor der Polizeiwache Süd an der Wildenbruchstraße in Gelsenkirchen mit einem Knüppel angegriffen, danach soll er mit einem Messer auf die Beamten losgegangen sein. Ein 23-jähriger Polizeikommissaranwärter schoss darauf vier Mal, worauf der Angreifer tödlich verletzt wurde. Er verstarb noch am Tatort. Der Mann aus Gelsenkirchen-Ückendorf galt als Sonderling und geistig verwirrt.

Lesen Sie dazu auch: Polizisten dürfen bei Gefahr für Leib und Leben schießen

Polizei in NRW warnt vor immer mehr Messer-Attacken

Zahl der Messerattacken nimmt drastisch zu