Gelsenkirchen. Die Emschergenossenschaft feiert ihren 120. Geburtstag. Ihr größtes Projekt läuft seit 1992 und betrifft auch Gelsenkirchen: der Emscher-Umbau.
Wasser macht an Stadtgrenzen nicht Halt – es war diese Erkenntnis, die vor 120 Jahren zur Gründung der Emschergenossenschaft im Dezember 1899 führte. Ihre bekannteste Maßnahme ist das Generationenprojekt Emscher-Umbau, ihre aktuell größte Herausforderung die Anpassung an die Folgen des Klimawandels.
Deutschlands erster Wasserwirtschaftsverband
„Als öffentlich-rechtliches Unternehmen erbringen wir damals wie heute sowie auch in Zukunft effizient Aufgaben für das Gemeinwohl, mit dem Genossenschaftsprinzip als ständige Leitidee unseres eigenen Handelns: Wir investieren nachhaltig in die Modernisierung der Infrastrukturen in unserer Region – ohne Gewinnorientierung, sondern im Sinne der öffentlichen Daseinsvorsorge“, sagt Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. Die Emschergenossenschaft war 1899 Deutschlands erster Wasserwirtschaftsverband und Vorbild für weitere Unternehmen ähnlicher Art. 1913 etwa wurde die Sesekegenossenschaft gegründet, aus der 1926 der Lippeverband hervorging.
Die bekannteste Maßnahme der Emschergenossenschaft ist das weltweit beachtete Generationenprojekt Emscher-Umbau. Wegen der durch den Bergbau verursachten Erdsenkungen sind unterirdische Kanäle früher nicht möglich gewesen, da sie beschädigt worden wären. Daher wurden die Emscher als zentraler Fluss des Ruhrgebietes und ihre Nebenbäche als offene Schmutzwasserläufe verwendet. Seit der Nordwanderung des Bergbaus sind keine Bergsenkungen mehr zu befürchten, so dass auch unterirdische Kanäle gebaut werden können.
Emscher-Umbau seit 1992 – auch in Gelsenkirchen
Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft in enger Abstimmung mit Land und Kommunen den Emscher-Umbau um. Jedes Gewässer erhält ein unterirdisches Pendant, durch das die Abwässer zu den Kläranlagengeleitet werden. Die Bäche sind damit abwasserfrei und könnennaturnah umgebaut werden. Über einen Zeitraum von rund drei Jahrzehnten investiert die Emschergenossenschaft mehr als fünf Milliarden Euro.
Auch Gelsenkirchen ist eine Emscher-Stadt: Hüller Bach und Sellmannsbach gehören wie natürlich die Emscher selbst zum Emscher-System, das sich derzeit stark verändert. Das Ziel des Emscher-Umbaus, eine vom Abwasser befreite Emscher, wird Ende 2021 erreicht sein.
Nächste Herausforderung: Klimawandel
Auch interessant
Die nächste große Herausforderung steht jedoch nicht nur vor der Tür, sondern praktisch schon im Haus: der Klimawandel und seine Folgen. „Wir müssen lernen, mit den Auswirkungen des Klimawandels umzugehen und entsprechende Anpassungsmaßnahmen vorantreiben. Das kann man aber nicht alleine schaffen. Einmal mehr müssen wir als Region an einem Strangziehen und die Möglichkeit ergreifen, die Vorstellung von einer„Klimaresilienten Region mit internationaler Strahlkraft“ in die Tat umzusetzen“, sagt Paetzel.
Der Grundstein dazu wurde am 15. November dieses Jahres gelegt: Knapp 120 Jahre nach der Gründung der Emschergenossenschaft unterzeichneten in Recklinghausen alle 16 Kommunen der Emscher-Region eine Verpflichtungserklärung mit dem Ziel, gemeinsam mit der Emschergenossenschaft als koordinierende Service-Stelle das Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ bereits ab Anfang 2020 mit Leben zufüllen. Paetzel: „Damit gehen wir auch die Herausforderung Klimawandel gemeinsam als Region an.“
Gründung im Dezember 1899
Es war im Bochumer Ständehaus, als sich die damaligen Stadt- und Landkreise des Ruhrgebietes zwischen Dortmund und Duisburg zur Emschergenossenschaft zusammenschlossen.
Zuvor hatte es in den jeweiligen Städten bereits Versuche gegeben, die Abwasserproblematik in der Region zu beheben, die jedoch allesamt erfolglos blieben. Daher ordnete der Staat an, einen Wasserwirtschaftsverband zur Lösung der Situation zu gründen.