Gelsenkirchen-Schalke. Viele Familien kommen in Gelsenkirchen zum vierten Weihnachtssingen. Olaf Thon und die Kremers-Zwillinge singen „Wir waren noch Riesen“.
Alte Bekannte in neuer Rolle präsentierte das nunmehr vierte „Weihnachtssingen auf Schalke“, das mit exakt 30.198 Besuchern nicht ganz an die Rekordmarke des Vorjahres heranreichte. Immerhin lag die Messlatte ja auch ziemlich hoch. Denn im Vorjahr war die Arena praktischerweise schon für das Biathlon-Event vorbereitet, Tausende Tannenbäume standen auf den Rängen, der Innenraum war mit Eis und Schnee präpariert. Der vorweihnachtlichen Stimmung tat diesmal der eher nüchterne Bundesliga-Look am Tag vor dem Spiel gegen Frankfurt aber keinen Abbruch.
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Vor allem Familien mit Kindern folgten der Einladung zum Mitsingen, und sie bewiesen schon bei der Kluft Fantasie. Das Rot der Nikolausmützen gab’s natürlich auch in Blau, aber dazu kamen fantasievolle Kreationen, schillernd-rote Krawatten und ganze Lichterketten, Hunderte Blinklichter und Leucht-Bommel mit witzigen weihnachtlichen Motiven. Die Liederhefte fanden reißenden Absatz, auch wenn mancher erst noch meinte, textsicher zu sein. Immerhin half der Teleprompter auf dem Videowürfel sicherheitshalber aus.
Ihr zweites Heimspiel hatte die gerade elfjährige Lena Falkowski, vorher schon bekannt von den „Voice Kids“, die schon beim Warm-Up mit Moderator Dirk Oberschulte-Beckmann und „O Tannenbaum“ mit klarer Stimme Lust auf mehr machte. Beckmann hatte noch mehr im Ärmel, die begeisterte Begrüßung für den Stargast Nico Santos bewies es. Zuvor hatte er Volker Rosin, „den König der Kinderdisco“ darauf aufmerksam gemacht, dass seine gelbe Daunenjacke auf königsblauem Terrain gar nicht gut ankam.
Weihnachtssingen auf Schalke: Volker Rosins gelbe Jacke verschwand
Der hatte sich noch verteidigt, schließlich das erste Mal in Gelsenkirchen zu sein und als Düsseldorfer immerhin schon hier keine rote Jacke zu tragen. Nach der „Halbzeit“ ließ er sich breitschlagen und zeigte sich im grünen Weihnachtspulli. Nico Santos’ Auftritt hatte der Moderator noch geheimnisvoll-spannend angedeutet, man kenne seinen Gast bestimmt aus der Telenovela „Rote Rosen“ („Sagt nicht, ihr guckt die nicht!“) und über den „Melitta-Mann“, immerhin Santos’ Vater, Egon Wellenbrink.
Der „Steiger“ von den kleinsten Interpreten des Abends
Unter dem Weihnachtsbaum in Oberschulte-Beckmanns „schönstem Wohnzimmer“ warteten noch weitere Überraschungen. Direkt vor der Pause holte er die kleinsten Interpreten des Abends nach vorn, die Kinder der Kita Uphof aus Hamm, sämtlich in blau-weißen Pütt-Hemden. Von den über 30.000 begeisterten Besuchern musste keiner eigens aufgefordert werden, bei ihrem „Steigerlied“ aufzustehen und das Handy-Licht „bei der Nacht“ zu schwenken.
Gleich drei Legenden auf der Bühne der Schalke-Arena
Mehr Schalke als direkt nach der Pause und der Hälfte der 20 deutschen und englischen, traditionellen Lieder ging kaum, sollte man meinen. Olaf Thon trug statt der Weihnachtsgeschichte ein Gedicht aus seinem goldenen Buch vor, das launig die jüngste Fußballgeschichte aufrollte, unter anderem mit der Rückkehr von Huub Stevens als Übungsleiter und dem Derby aus königsblauer Sicht.
Damit nicht genug, gleich „drei Legenden“ taten sich am Mikro zusammen. Olaf Thon bot mit den Kremers
-Zwillingen Erwin und Helmut eine überraschende Premiere. Dass die beiden Gesangserfahrung haben, bewies ihre Platte „Das Mädchen meiner Träume“, das sie 1974 direkt vor dem 3:0-Heimsieg gegen Hertha BSC präsentierten. Immerhin über 50.000 Mal verkauft.
Ein rundes Dutzend Chöre
Den Bühnenhintergrund bildeten zwölf Chöre auf der ansonsten leeren Nordtribüne: Männerchor Frohsinn 1909, MGV Glück-Auf 01 Bismarck, Folklorechor Flandingo, Frauenchor der Polizei Bochum, Trixis - Mädchenchor Ruhrgebiet, Junger Chor Beckhausen, Pfarreichor St. Hippolytus, Jugendchor St. Laurentius, Chor des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums Buer, Antonius Gospel Singers, Polizei-Frauenchor Gelsenkirchen und Gospel „After eight“.
Die Begleitung übernahmen wiederum die Band von Wolfgang Wilger, nebenbei auch Leiter des „Rockorchesters Ruhrgebeat“, sowie ein Streicherquartett.
Mit der ganz eigenen Version „Wir waren noch Riesen, wir war’n die Fiesen“ machte das Legenden-Trio aus dem Hit „Tage wie diese“ der Toten Hosen einen neuen Ohrwurm - wenn auch nicht traditionell weihnachtlich.
Lichterwelle rollt durch die Schalke-Arena
Das war höchste Zeit für den optischen Höhepunkt des Abends, die Tribünengäste ließen sich nur zu gern zu einer „Lichter-La Ola“ animieren, die Handy-Birnchen funkelten rundum. Das Finale bestritten unten alle Stars des Abends und oben die zufriedenen Besucher mit: „O du fröhliche“ – was sonst?!