Gelsenkirchen. Neuer Bildband „Gelsenkirchen von oben“ zeigt die knapp 100 schönsten Luftbilder von Hans Blossey. Auch Schalker Arena spielt eine Hauptrolle.

Auf den ersten Blick erscheint es so, als würde da ein Fluss, prall gefüllt mit flüssigem Gold, sich seinen Weg schnurstracks durch die Stadt bahnen. Bei genaueren Hinsehen ist es aber die Emscher, die dank der untergehenden Abendsonne in ein geheimnisvolles, edel glänzendes Licht getaucht wird. Dies ist nur eines von insgesamt 94 spektakulären Bildern, die im neuen Buch von Fotograf Hans Blossey einen Platz gefunden haben. Es heißt: „Gelsenkirchen von oben – Die schönsten Luftbilder der Stadt“. Und seinen Beinamen hat es sich wirklich mehr als verdient.

„Aus der Luft lässt sich wunderbar beobachten, wie unterschiedlich und wie wunderschön Gelsenkirchen wirklich ist“, verteilt der leidenschaftliche Fotograf, der für drei Jahrzehnte als Fotoredakteur für die WAZ gearbeitet hat, gleich zu Beginn des Gesprächs artig Komplimente. Der Perspektivwechsel in die Lüfte schärfe den Blick und die Sinne, so Blossey. „Dort oben erkennt man Details und Besonderheiten, die man beim Blick vom Boden aus niemals vermuten würde.“ Und weil nicht viele Menschen die Chance haben, sich in ein Kleinflugzeug zu setzen und ihre Stadt aus der Luft zu entdecken, bietet Blossey ihnen nun die Möglichkeit – in Form dieses im Klartext-Verlag erschienenen Buches.

Eine Auswahl aus den 1000 schönsten Bildern hat es ins Buch geschafft

Wie ein goldenfarbener Strom, so bahnt sich die Emscher im Abendlicht der untergehenden Sonne ihren Weg durch Gelsenkirchen.
Wie ein goldenfarbener Strom, so bahnt sich die Emscher im Abendlicht der untergehenden Sonne ihren Weg durch Gelsenkirchen. © www.blossey.eu | Hans Blossey

120 Seiten umfasst es. Und weil richtig viele Bilder von wirklich atemberaubender Klasse und Detailschärfe mit dabei sind, haben sich die Macher entschieden, zahlreiche Doppelseiten damit auszufüllen. Das Buch ist in sechs Kapitel unterteilt: „Ansichten“, „In & am Wasser“, „Stadtleben“, „Fußballstadt“, „Wohnwelten“ sowie „Formen & Farben“. Rund 1000 Bilder aus seinem Fundus durfte Blossey zur Vorlage auswählen. „Ich durfte auch sagen, welche Bilder aus meiner Sicht die wichtigsten sind“, so Blossey. Denn nicht nur die Schönheit der Motive war bei seiner Auswahl ausschlaggebend, sondern er hat auch journalistische Kriterien angelegt. Das letzte Wort hatten dann die Verlags-Mitarbeiter.

An jedem seiner Flugtage ist Blossey für zwei bis viereinhalb Stunden in der Luft. Wie klappt das denn eigentlich, einerseits den Steuerknüppel der Propellermaschine in der Hand zu halten und gleichzeitig zu fotografieren? Da lacht Blossey und antwortet: „Grundsätzlich dürfte ich das. Aber in 99 Prozent der Fälle fliegt ein zweiter Pilot mit. Dann kann ich mich besser aufs Bildermachen fokussieren“, so Blossey.

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Die Luftbilder sind das Markenzeichen von Hans Blossey

Schloss Berge ist nicht nur vom Boden, sondern auch aus der Luft betrachtet ein echter Hingucker.
Schloss Berge ist nicht nur vom Boden, sondern auch aus der Luft betrachtet ein echter Hingucker. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Bereits seit 1983 fertigt er solche Luftbilder an, sie sind längst zu seinem Markenzeichen geworden. Und nachdem er 2009 seinen Redakteurs-Job bei der WAZ aufgegeben hatte, folgte der Wechsel in die Selbstständigkeit. „Meine ersten Luftbilder waren noch in Schwarz-Weiß und auf Analogfilm“, erinnert sich der in Hamm lebende Blossey. Im Jahr 2000 stieg er auf die Digitalfotografie um. Rund 250.000 Luftbilder haben seither den Weg in sein Luftbilder-Archiv gefunden. Zweite tragende Säule in seinem Portfolio ist die Reisefotografie.

Drei- bis viermal im Jahr überfliegt der Fotograf die Stadt Gelsenkirchen. „Und ich weiß inzwischen ganz genau, wo die Stadtgrenzen verlaufen“, sagt Blossey – obwohl die Übergänge hier und im gesamten Ruhrgebiet ja größtenteils fließend und für den Laien entlang der Häuserreihen kaum zu erkennen sind. Zu den Punkten, die er bei jeder Tour in den Fokus nimmt, gehört natürlich die Schalker Arena und das gesamte Areal rund herum. „Ich habe auch den Abbruch des alten Parkstadions von Beginn an begleitet. Beim Blick auf die Bilder ist es gerade spannend, die Entwicklung über die Jahre zu beobachten.“ Aber auch die Zoom-Erlebniswelt, Schloss Berge oder Schloss Horst überfliegt er eigentlich jedes Mal.

Mit drei Kameras an Bord auf 500 Meter Flughöhe

Wenn Blossey zum Fotografieren gen Himmel abhebt, erreicht seine Maschine Flughöhen zwischen 300 und 500 Metern. Mit einer Geschwindigkeit von 100 bis 120 km/h zieht er dann auch seine Kreise über Gelsenkirchen und zückt eine seiner drei Digitalkameras, die er bei jedem Aufstieg im Gepäck hat. Natürlich hat er auch seine bevorzugten Objektive mit an Bord. Die Palette reicht dabei vom 17- bis zum 600-Millimeter-Objektiv.

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Doch nicht nur die Bildmotive sind Blossey wichtig, die jeweiligen Licht- und Wetterverhältnisse sind es auch. Weil diese ganz besondere Stimmungen in die Szenerie hineinzaubern können. So wie bei dem golden-glänzenden Fluss, der in Wirklichkeit die Emscher ist.