Gelsenkirchen-Hassel. Bis Mitte 2021 sollen Gebäude der Kohleaufbereitung der Zeche Westerholt abgerissen werden. Das bedeutet: Bis zu 30 Lkw-Fahrten pro Arbeitstag.

Der letzte Wagen Kohle wurde am 19. Dezember 2008 gefördert. Damals wurde die Zeche Westerholt stillgelegt. Die Schachtanlage Westerholt 1/2/3 ist bis heute weitestgehend erhalten geblieben. Im gleichen Jahr wurde ein Planungsbüro mit der Konzepterstellung für die künftige Nutzung des Areals beauftragt. Gut eine Dekade später steht der Masterplan für ein neues, zukunftweisendes Stadtquartier mit Gewerbe, Wohnen und Freizeitangeboten, sind die historischen Torhäuser saniert und neu eröffnet. Nun geht es ans Grobe: Auf der insgesamt 39 Hektar großen Fläche der ehemaligen Schachtanlage und Kokerei Westerholt 1/2/3 an der Egonstraße in Hassel beginnt die RAG Montan Immobilien mit dem Rückbau der ehemaligen Kohle-Aufbereitung. Betroffen sind sieben Hauptgebäude mit insgesamt rund 186.500 Kubikmeter umbautem Raum.

Vorarbeiten an Elektrik und Wasserversorgung

Die Gebäude der ehemaligen Aufbereitung auf dem Gelände der früheren Zeche Westerholt in Gelsenkirchen-Hassel werden bis Mitte 2012 abgerissen. Die Baudenkmäler werden gesichert.         
Die Gebäude der ehemaligen Aufbereitung auf dem Gelände der früheren Zeche Westerholt in Gelsenkirchen-Hassel werden bis Mitte 2012 abgerissen. Die Baudenkmäler werden gesichert.         © Rautenberg

Aktuell laufen erste operative Vorarbeiten, etwa an der Elektrik und Wasserversorgung, im nächsten Schritt werden die Altanlagen um Öle und Betriebsstoffe „erleichtert“. Bislang hat es nur eine Teildemontage gegeben, auch weil einzelne Anlagenteile demontiert und verkauft wurden. „Aber zwei Drittel der alten Anlagentechnik sind noch in den Gebäuden drin“, schätzt der bei RAG Montan Immobilien verantwortliche Projektingenieur Robert Bures. Mindestens bis Jahresende werde es entsprechend noch dauern, bis die Bagger anrückten. „Aber vielleicht gehen wir vorher noch die Bandbrücken an.“ Auch um Bewegungsfläche zu schaffen – das Gelände ist dicht bebaut.

Rückbau bis Mitte 2021

Der Baustellenverkehr wird im Wesentlichen über die Baustellenzufahrt in Höhe der neuen Grundwasserreinigungsanlage an der Egonstraße in Richtung Marler Straße und B 224 erfolgen. Die gesamten Rückbauarbeiten werden voraussichtlich Mitte 2021 abgeschlossen.

Das Büro Ahlenberg Ingenieure aus Herdecke wird kontinuierlich alle bautechnischen Maßnahmen überwachen. Die RAG Montan Immobilien will die Arbeiten so steuern, dass Belästigungen der Nachbarschaft auf ein Minimum reduziert werden. Sollten sich trotzdem Beeinträchtigungen ergeben, steht seitens der RAG Montan Immobilien der verantwortliche Projektingenieur Robert Bures zur Verfügung: 0201 378-2280, Mail: robert.bures@rag-montan-immobilien.de

Die Anlagen dienten bis zur Betriebsstilllegung der Trennung von Bergematerial und Kohle nach der Förderung von unter Tage. In der Aufbereitung durchlief das geförderte Material laut RAG Wasch- und Separationsprozesse, um die Kohle in unterschiedlichen Qualitäten für die Vermarktung vorzubereiten. Zu dem gesamten Komplex gehören Bandanlagen, Ecktürme, die Bahnverladung und Anlagen zur Schlammbehandlung. Der Abriss und Rückbau erfolgt allein auf der 29 Hektar umfassenden früheren Bergwerksfläche zwischen der Egonstraße und der DB-Trasse entlang der Straße „Zum Bahnhof“.

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Keine Sprengungen geplant

Auf Sprengungen wird auf Westerholt verzichtet. Die RAG-Begründung: „Aufgrund der angrenzenden Leitungstrassen und der denkmalgeschützten Gebäude erfolgt der Rückbau nach den derzeitigen Planungen konventionell mit schwerem Spezialgerät.“ In Abstimmung mit den beteiligten Leitungsbetreibern und Behörden werden die Arbeiten im direkten Umfeld kontinuierlich überwacht. Messtechnisch werden dabei sämtliche Erschütterungen erfasst.

Das Gelände der Neuen Zeche Westerholt wird zur Großbaustelle.
Das Gelände der Neuen Zeche Westerholt wird zur Großbaustelle. © funkegrafik nrw | Miriam Fischer

Die im Zuge des Rückbaus mit den vorher stattfindenden Dekontaminationsmaßnahmen anfallenden Reststoffe werden nach Angaben von RAG Montan Immobilien „sorgfältig nach Materialarten getrennt und ordnungsgemäß entsorgt. Bautechnisch geeigneter und umwelttechnisch dafür zugelassener Bauschutt wird auf dem Gelände verbleiben und im Zuge der Revitalisierung der Fläche unter anderem zur Verfüllung von Hohlräumen, Erstellung von Baustraßen oder Vorbereitung der landschaftlichen Gestaltung des Areals verwendet." Parallel zu dem Rückbau der Kohle-Aufbereitung werden die zur Genehmigung für die weiteren Rückbauarbeiten erforderlichen Planungsleistungen im Rahmen des sogenannten Abschlussbetriebsplanverfahrens (ABP) bearbeitet, kündigt das Unternehmen an. Größter „Posten“ hier neben Filter-, Press- und Nebengebäuden: der Wagenumlauf.

Die aktuell eingeleiteten Rückbauarbeiten werden voraussichtlich über einen Zeitraum von 21 Monaten wochentags zwischen 7 und 18 Uhr sowie gegebenenfalls samstags zwischen 8 und 16 Uhr durchgeführt. Entsprechend sei sporadisch ein erhöhtes Lkw-Aufkommen nicht auszuschließen. Dabei sei von maximal 20 bis 30 Lkw-Fahrten pro Arbeitstag auszugehen, so RAG Montan Immobilien.