Gelsenkirchen-Ückendorf. Im Wissenschaftspark Gelsenkirchen ist ab Donnerstagabend die eindrucksvolle Fotoausstellung „An den Rändern der Seidenstraßen“ zu sehen.

Das Bild dieser geheimnisvoll golden schimmernden Moscheekuppel zieht sofort alle Blicke auf sich. Es ist aus jener Perspektive aufgenommen, als hätte sich Fotograf Eckhard Gollnow dafür flach auf den Boden gelegt und sein Objektiv kerzengerade auf die Decke des imposanten Gebäudes gerichtet. Dieser absolute Hingucker zählt zu jenen 5800 Aufnahmen, die der langjährige Werkstattleiter des Farblabors an der Folkwangschule Essen auf seiner fünfwöchigen Reise durch Asien und den mittleren Orient aufgenommen hat. 120 ausgewählte Exemplare davon sind in der neuen Fotoausstellung „An den Rändern der Seidenstraßen“ zu sehen, die am Donnerstagabend im Wissenschaftspark eröffnet wird.

„Eckhard Gollnow bildet die Schönheit der Orte und Landschaften ab. Er bringt den Betrachtern aber auch die Menschen, die er dort getroffen hat, und deren Lebensweise näher“, lobt Peter Liedtke, der Kurator dieser vom Pixelprojekt Ruhrgebiet initiierten Ausstellung. Liedtke hat einst selbst Fotografie an der Folkwangschule studiert. Und das Farblabor von Eckhard Gollnow sei für die Studenten Ort reger Diskussionen und eine Art kreative Herzkammer gewesen.

Die Fotos von Eckhard Gollnow strotzen vor Intensität und Farbkraft

Eine Männerrunde in Andijan zeigt dieses Foto von Eckhard Gollnow, das ebenfalls bei der Ausstellung im Gelsenkirchener Wissenschaftspark zu sehen ist.
Eine Männerrunde in Andijan zeigt dieses Foto von Eckhard Gollnow, das ebenfalls bei der Ausstellung im Gelsenkirchener Wissenschaftspark zu sehen ist. © Repro: Michael Korte | Eckhard Gollnow

„Eckhard hat uns den Umgang mit Farbe in der Fotografie gelehrt“, so Liedtke. Es sei vor 30 Jahren ja noch verpönt gewesen, nicht mit Schwarz-Weiß-Filmen zu arbeiten. „Farbe galt lange als kitschig und amateurhaft“, ordnet der Kurator ein.

Das hat sich längst geändert. Gollnows Motive aus Pakistan, Usbekistan, Kirgistan und China strotzen geradezu vor Farbkraft. Das gilt für die Aufnahmen von einem Markt im pakistanischen Peshawar genauso wie für jene Motive, die er in einer kleinen Werkstatt zur Seidenproduktion in Samarkand (Usbekistan) aufgespürt hatte. Diese beiden Länder bildeten auch den Schwerpunkt seiner Fünf-Wochen-Tour.

Fast vor jedem seiner in der Arkade des Wissenschaftsparks gehängten Bilder bleibt der inzwischen 81-Jährige stehen und beginnt zu erzählen. Es sind seine Erlebnisse von unterwegs, an die er sich sofort erinnert, aber auch Geschichten und Anekdoten, die er von den Einheimischen aufgeschnappt hat. „Die Menschen dort sind aber grundsätzlich Fremden gegenüber eher etwa scheu. Ich musste erst Kontakt suchen und mir ihr Vertrauen erarbeiten, damit ich sie dann auch fotografieren durfte“, schildert Gollnow seine Herangehensweise. Vor allem bei Frauen und Kindern sei das in diesen Kulturkreisen keine einfache Angelegenheit gewesen.

Atemberaubende Landschaftsaufnahmen und faszinierende Porträts

Ein imposanter Blick auf das zentralasiatische Gebirge Karakorum, das Eckhard Gollnow mit seiner Kamera festhielt.
Ein imposanter Blick auf das zentralasiatische Gebirge Karakorum, das Eckhard Gollnow mit seiner Kamera festhielt. © Repro: Michael Korte | Eckhard Gollnow

Auffällig ist die gelungene Mischung zwischen atemberaubenden Landschaftsaufnahmen – etwa die unwirtliche Gebirgswelt in der Grenzregion zwischen Pakistan und China – und faszinierenden Porträts. Diese zerfurchten, gegerbten Gesichter, die da in Nahformat gezeigt werden, erzählen von ganz allein ein Stück Lebensgeschichte. Die Zahl der Bilder aus China hält sich hingegen in engen Grenzen. „Das lag an der Schikane, der wir an der Grenzstation bei der Einreise ausgesetzt waren“, so Gollnow. Alles sei penibelst kontrolliert und überprüft worden. „Das war Schikane, die sich über Stunden hinzog“, erzählt der Fotograf. Genau deshalb zog er nach wenigen Tagen weiter.

Länger war sein Aufenthalt hingegen im pakistanischen Lahore. Dort entdeckte Gollnow einige Männer, die in der Kunst des Buchdrucks geschult waren. „Sie fertigen Koran-Ausgaben an, die bis zu 1,20 Meter groß sind. Diese sind wunderbar kunstvoll verarbeitet“, erzählt Gollnow und zeigt als Beleg auf das entsprechende Foto. Auch das ist wahrlich eine Farbpracht – wie die gesamte Ausstellung.

Daten und Fakten zur Ausstellung

Die Ausstellung „An den Rändern der Seidenstraßen“ mit Fotografien von Eckhard Gollnow wird am Donnerstag, 10. Oktober, um 18.30 Uhr im Wissenschaftspark (Munscheidstraße 14) eröffnet. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt ist frei. Interessierte Foto- und Kunstfreunde sind herzlich willkommen.

Nach der Begrüßung durch Wissenschaftspark-Geschäftsführer Wolfgang Jung wird Yukiyo Kasai von der Ruhr-Uni Bochum eine Einführung zum Thema „Seidenstraße“ geben. Musikalische Begleitung des Abends: Kioomaars Musayyebi.

Die Ausstellung läuft bis einschließlich Samstag, 25. Januar 2020. Der Wissenschaftspark ist geöffnet: montags bis freitags 6 bis 17.30 Uhr sowie samstags 7.30 bis 14.30 Uhr.

Dies ist die vierte Einzelausstellung von Gollnow. Der gebürtige Stettiner lebt in Essen.