Gelsenkirchen. Die neue Leiterin des Kulturreferates der Stadt Gelsenkirchen heißt Andrea Lamest. Die 50-Jährige war zuvor Chefin des Künstlerhauses Schwandorf.

Bei der Premiere von Jan Dvoráks Oper „Frankenstein“ am Musiktheater im Revier war sie bereits zugegen. Aber auch bei einem Punkrock-Konzert in einem kleineren Club hat Andera Lamest schon einen heißen Satz auf die Ohren bekommen. Diese Auswahl lässt erahnen, dass sich die neue Leiterin des städtischen Kulturreferates künftig tatsächlich um die gesamte Bandbreite des reichhaltigen Kulturangebots in dieser Stadt kümmern will. „Ich werde mir natürlich aber auch mal ein Schalke-Spiel anschauen. Denn Fußball“, sagt die 50-Jährige im Brustton der Überzeugung, „ist hier im Ruhrgebiet schließlich auch Kultur“.

Die alten Kollegen des Künstlerhauses in Schwandorf haben ihr in weiser Voraussicht als Abschiedsgeschenk einen blau-weißen Fanschal mit auf den Weg ins ferne Ruhrgebiet gegeben. Dort in der Oberpfalz hatte Lamest seit 2013 die Leitung des Künstlerhauses inne. Sie organisierte nicht nur Ausstellungen und Konzertabende, sondern federführend auch einen internationalen Künstleraustausch plus Stipendiatenprogramm. Unter ihrer Leitung entstand zudem eine Siebdruck-Werkstatt. „Die lag mir besonders am Herzen“, erzählte Lamest bei ihrer offiziellen Vorstellung im Hans-Sachs-Haus.

Kinofan und Konzertgängerin

Andrea Lamest ist bereits n ach Gelsenkirchen umgezogen. Sie wohnt seit vergangener Woche in ihrem Domizil in der Altstadt.

Auch im Privatleben von Lamest spielt die Kultur eine wichtige Rolle. So besucht sie als Hobby regelmäßig Konzerte, darunter viel Klassik, sie geht aber auch gern ins Kino. Besonders gefallen hat ihr zuletzt der mehrfach ausgezeichnete deutsche Film „Gundermann“, doch auch das jüngste Tarantino-Meisterwerk „Once Upon a Time... in Hollywood“ war für sie ein großes Leinwand-Ereignis.

Erfahrungen im Kulturmanagement, aber auch in der bildenden Kunst

Bei der Premiere der Oper „Frankenstein“ am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier saß die neue Kulturreferatsleiterin Andrea Lamest bereits unter den Zuschauern.
Bei der Premiere der Oper „Frankenstein“ am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier saß die neue Kulturreferatsleiterin Andrea Lamest bereits unter den Zuschauern. © Monika und Karl Forster

Begrüßt wurde die neue Referatsleiterin auch von Frank Baranowski. „Wir freuen uns, dass sie sich auf Gelsenkirchens Kulturlandschaft einlassen“, sagte der OB in Richtung seiner neuen Mitarbeiterin. Ihm gefalle es besonders, dass Lamest nicht nur über Erfahrungen im Bereich Kulturmanagement verfüge, sondern selbst auch Kunst und Malerei studiert habe, betonte Baranowski. „Das ist eine wirklich spannende Kombination.“

Kulturdezernentin Annette Berg stellte heraus, dass Lamest in ihrem Vorstellungsgespräch die Auswahlkommission besonders überzeugt habe. „Sie hat ein großes Interesse am Ruhrgebiet im Allgemeinen und an Gelsenkirchen im Speziellen gezeigt. Sie wird die Menschen hier mit großer Offenheit und Neugierde erleben und kennen lernen“, lobte Berg. Sie betonte, dass bei der Suche für die Nachfolge des in den Ruhestand gewechselten Vorgängers Dr. Volker Bandelow sechs Kandidaten zur engeren Auswahl gehörten – Lamest machte das Rennen.

Neue Referatsleiterin will Kontakt zu den Kulturschaffenden suchen

„Ich betrachte meine Funktion als wichtige Schnittstelle zwischen Politik, Verwaltung und Kulturschaffenden in dieser Stadt“, so die Frau, die gebürtig aus Trier stammt. Bei ihren ersten Recherchen sei ihr gleich aufgefallen, „wie viele kulturell engagierte Leute es in dieser Stadt gibt, die wirklich etwas machen und bewegen wollen“ – gerade auch in der Freien Kulturszene und im ehrenamtlichen Bereich. Auch mit ihnen will die neue Referatsleiterin das Gespräch suchen, Kontakte knüpfen und Witterung aufnehmen. Das seien nun die wichtigsten Aufgaben in ihren ersten Wochen in neuer Funktion.

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Lamest kann in ihrer beruflichen Vita schon manch spannende Station auflisten: Vor ihrem Engagement in Schwandorf leitete sie fünf Jahre das Europäische Künstlerhaus in Freising. Davor war sie im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung als Kulturmanagerin in der Ukraine unterwegs, vornehmlich in Odessa. „Ich wollte schon immer nach Osteuropa. Diesen Traum habe ich mir glücklicherweise bereits erfüllen können“, sagt sie. Auch deshalb will sie sich nun mit vollem Elan und ganz viel Herzblut auf ihre neue Aufgabe in Gelsenkirchen stürzen.