Gelsenkirchen. Die Stadt geht inzwischen rigoros vor und lässt Autos abschleppen und vernichten. Bürger melden immer häufiger verlassene Pkw am Straßenrand.
Die Stadt kämpft mit immer mehr Schrottautos, die am Straßenrand vergammeln und das Stadtbild negativ beeinträchtigen. „Die Fallzahlen sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen“, so Stadtsprecher Oliver Schäfer auf WAZ-Anfrage. Zuletzt zählte die Stadtverwaltung rund 1500 Fälle zwischen Hassel und Ückendorf.
Und die Stadt geht inzwischen rigoroser vor: Reagiert der Besitzer des Schrottautos nicht auf den roten Aufkleber mit der Bitte auf eine schnelle Entfernung, der an solchen Fahrzeugen vom Kommunalen Ordnungsdienst oder Politessen angebracht wird, „schleppen wir ab und das Auto landet in der Schrottpresse – egal ob Golf oder Porsche“, so Schäfer. Die Stadt wolle erreichen, dass Schrottautos aus dem öffentlichen Raum verschwinden.
Zuletzt registrierte die Stadt 3000 Fälle im Jahr
Von den zuletzt pro Jahr registrierten rund 1500 Fällen reagierten die meisten Besitzer und entfernten ihr Altauto. Aber dennoch: Rund 100 Autos wurden abgeschleppt und vernichtet. Der rote Aufkleber kommt, so Schäfer, immer an Schrottwagen, die ohne Kennzeichen am Straßenrand oder anderen öffentlichen Plätzen stehen. In der Regel habe der Besitzer vier Wochen Zeit, das Auto zu entfernen. Werde nicht reagiert, so der Stadtsprecher, werde der Alt-Pkw als Müll angesehen, an den Haken genommen und entsorgt.
An Hand der Kfz-Identifizierungsnummern oder Fahrgestellnummer versuche die Stadt, die Besitzer und Verursacher der „Müllsituation“ ausfindig zu machen. Dann werde eine saftige Gebühr von 278,50 Euro fällig. Hinzu kämen die Abschleppkosten. Wenn erkennbar sei, dass etwa durch ein Abkleben der Identifizierungsnummer versucht werde, die Herkunft des Schrottautos zu verschleiern, werde sofort abgeschleppt, ohne die Vier-Wochen-Frist abzuwarten. Auch dann werde versucht, die Gebühr einzutreiben.
Die Aufmerksamkeit der Bürger hat zugenommen
Verlassene Autos sofort melden
Bürger, denen sich selbst überlassene Autos am Straßenrand auffallen, können über die Melde-App – „GE-meldet“ – die Stadt Gelsenkirchen die Leitstelle per Telefon unter der 169-3000 informieren.
In der Vergangenheit gab es laut Stadtverwaltung Fälle, da standen verlassene Autos ohne Kennzeichen bis zu zwei Jahren am Straßenrand, ohne dass sich jemand kümmerte. Wenn der Verwaltung solche Fälle bekannt werden, reagiere man sofort, so Stadtsprecher Oliver Schäfer.
Gründe für die hohe Zahl an Schrottautos, die registriert werden, gibt es nach Erkenntnissen der Stadtverwaltung gleich zwei: Der Bürger habe in letzter Zeit ein größeres Bedürfnis nach Ordnung und Sauberkeit und melde deutlich schneller derartige Vehikel. „Die Aufmerksamkeit hat zugenommen, die Leute sehen genauer hin.“ Da wirke sich dann, so Schäfer, auch die Melde-App der Stadtverwaltung („GE-meldet“) aus. Auf 60 Prozent der Schrottautos würde über die Melde-App hingewiesen. „Die Stadt reagiert dann innerhalb von 24 Stunden.“
Aber auch die aufgestockte Zahl von Mitarbeitern beim Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) auf 30 Beschäftigte (2021 wird die Zahl nochmals auf dann 50 erhöht) und bei den Politessen (männlich: „Politeure“) auf inzwischen 50 Köpfe wirke sich aus. Auch die neue Quartiershilfe mit 65 Mitarbeitern achtet auf verlassene Pkw. Sofort werde übrigens reagiert, wenn eine Gefahr von dem Auto ausgehe – da reiche es schon aus, wenn die Fahrzeugtür nicht abgeschlossen sei und Bremsen gelöst werden könnten.