Gelsenkirchen. Die Zinsflaute setzt Sparkasse und Volksbank immer mehr zu. Die Institute kritisieren die Zinspolitik, planen aber noch keine Gebühren-Erhöhung.
Die anhaltende Zinsflaute setzt den örtlichen Banken mehr und mehr zu. „Wir bleiben im Zinstief, damit entwickelt sich eine ganz entscheidende Ertragssäule dramatisch rückwärts“, sagt Sparkassenchef Bernhard Lukas im WAZ-Gespräch. Peter Bottermann, Chef der Volksbank Ruhr-Mitte mit Sitz in Buer, sieht das genauso: „Die andauernde Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) belastet fortschreitend unsere Ertragslage.“
Zu einer „wirtschaftlichen Belastung“ seien inzwischen die aktuell diskutierten Altverträge beim „Prämiensparen“ geworden, so Sparkassenchef Lukas. Die Sparkasse prüfe daher die Kündigung derartiger Vereinbarungen. Zurzeit gibt es rund 12.000 dieser Altverträge bei der Sparkasse. Lukas: „Sollte es zu Kündigungen kommen, werden wir Alternativen anbieten.“ Volksbank-Direktor Bottermann verspricht dagegen, dass sein Haus an den Altverträgen nicht rüttelt, „auch wenn das schmerzhaft“ sei. Gut 10.000 dieser Prämiensparverträge hat die Volksbank noch in ihren Beständen.
Die Sparkasse Gelsenkirchen könnte 2020 die Gebühren erhöhen
Beide Institute verzichten einstweilen auf eine Erhöhung von Gebühren, um dem Druck auf die Ertragslage entgegenzuwirken. „In diesem Jahr passiert da nichts mehr, möglicherweise im neuen Jahr“, so Lukas, es gebe aber weder eine endgültige Entscheidung noch einen Termin dazu. Auch die Volksbank schließt nicht aus, 2020 die Gebühren anpassen zu müssen. Beide Institute verweisen darauf, dass es seit mehreren Jahren keine Gebührenerhöhungen gegeben habe.
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Bei der Sparkasse beträgt derzeit die Kontoführungsgebühr fürs Girokonto inklusive Girokarte 7,95 Euro im Monat. Lukas schließt eine drastische Erhöhung 2020 aus, sie bleibe – wenn sie denn komme – auf alle Fälle unter 10 Euro. Keine Hoffnung macht Lukas den Sparkassen-Kunden bei den Zinsen. Auf dem traditionellen Sparbuch gibt es derzeit 0,001 Prozent Zinsen, auf dem Tagesgeldkonto gar nichts. „Daran wird sich auch nichts ändern.“
Banken diskutieren über Weitergabe der Minuszinsen
Der Volksbank-Chef denkt angesichts der verschärften Minuszinspolitik der EZB weiter: „Je länger diese Geldpolitik andauert, desto schwieriger wird es, die Kunden vor der Weitergabe des Negativzinses, den wir an die EZB zahlen müssen, zu verschonen.“ Bislang habe man Privatkunden nicht mit Negativzinsen belastet. Die Thematik komme aber regelmäßig auf den Prüfstand. Bottermann: „Für die Zukunft können wir nicht ausschließen, dass für Guthaben im sechsstelligen Bereich Negativzinsen berechnet werden.“ Sparer mit durchschnittlichen oder kleinen Guthaben müssten aber auch auf absehbare Zeit nicht mit Negativzinsen rechnen.
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Auch Sparkassen-Chef Lukas versichert, „so lange wie möglich, die Weitergabe der Negativzinsen an Privatkunden zu vermeiden.“ Das sei aber keine Zusage „auf immer und ewig“. Firmenkunden müssten allerdings schon jetzt ab einer bestimmten Größenordnung für geparktes Geld Negativzinsen zahlen.
Minuszinsen bringen kein Plus an Investitionen
Kontinuierlicher Personalabbau
Die Sparkasse setzt weiter auf sozialverträglichen Personalabbau, um Kosten zu senken: 50 der derzeit 525 Vollzeitstellen (700 Mitarbeiter) sollen in den nächsten fünf Jahren abgebaut werden. Filialschließungen sind nicht geplant.
Auch die Volksbank schließt Personalanpassungen in Zukunft nicht aus, kann dies aber über die normale Jahresfluktuation lösen. Filialänderungen gingen mit der Umrüstung auf die digitalen „Next“-Center einher. Die nächste sei in Buer 2020 geplant.
Beide betonen, dass noch niedrigere oder gar Negativzinsen nicht zu mehr Investitionen führen. Lukas: „Da spielen andere Parameter wie etwa Umsatzerwartungen eine größere Rolle.“ Ähnlich Bottermann: „Die von der EZB in Aussicht gestellten weiteren Lockerungsschritte bringen der Konjunktur immer weniger neue Impulse.“
Volksbank wie Sparkasse raten Privatkunden dringend, ihren Anlagemix zu überprüfen und ihre Gelder in Anlageformen umzuschichten, die höhere Erträge erzielen – etwa in Wertpapiere. In einem größeren Wertpapiergeschäft sieht Lukas auch eine Möglichkeit, die Erlössituation der Banken zu verbessern. „Nicht durch Erhöhungen der Gebühren, sondern durch eine Ausweitung des Geschäftes.“