Gelsenkirchen. Ibuprofen 800, Blutdrucksenker und Mehrfachimpfen für Kinder sind derzeit knapp in Gelsenkirchener Apotheken. Der Sprecher weiß auch, warum.

Immer häufiger müssen Apotheker in Gelsenkirchen ihren Kunden sagen: Dieses Medikament ist leider derzeit nicht lieferbar. Apothekersprecher Rainer Grummel spricht von einer sich dramatisch zuspitzenden Situation bei manchen Medikamenten. „Es gab auch im vergangenen Jahr schon Engpässe, vor allem wegen der entdeckten gefälschten Blutdruckmittel. Aber in diesem Jahr hat sich die Situation noch verschlechtert“, versichert der Apotheker, der selbst zwei Filialen betreibt. Es gibt eine Liste des Gesundheitsministeriums mit Pharmazeutika, bei denen die Versorgung nicht gesichert ist. „Die genaue Zahl schwankt, aber etwa 500 Medikamente sind schon betroffen“, sagt Grummel.

Auswirkungen bei Ausfällen von Herstellern sind lange spürbar

Seltenheitswert haben in Gelsenkirchen vor allem Ibuprofen-Präparate mit hoher Wirkstoffkonzentration.
Seltenheitswert haben in Gelsenkirchen vor allem Ibuprofen-Präparate mit hoher Wirkstoffkonzentration. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Derzeit ist in Gelsenkirchen vor allem Ibuprofen 800 Mangelware, also die stärkere Variante des Schmerzmittels. „Ende 2017 gab es in den USA einen Brand in einer Fabrik der weltweit nur vier Hersteller des Mittels. Aber die Auswirkungen sind eben lange zu spüren.“

65 Apotheken in der Stadt

65 Apotheken gibt es in der Stadt. Je Betreiber darf es höchsten vier Filialen geben, so schreibt es der Gesetzgeber vor. Vor 20 Jahren waren es noch 95, erinnert sich der Apothekersprecher Grummel. In den Innenstädten gebe es zwar dennoch immer noch genug, in den Stadtteilen am Rande allerdings würden die Lücken größer.

Wenn Medikamente des Rabattpartners der Krankenkasse nicht lieferbar sind, kann der Apotheker nicht einfach ein anderes herausgeben. Auch eine Zuzahlung des Differenzbetrages durch den Kunden sei nicht ohne weiteres möglich, betont Grummel. Medikamente anderer Hersteller seien für Apotheken nicht abrechenbar.

Rabattverträge spitzen Situation zu

Die meisten Gelsenkirchener Apotheken beziehen ihre Waren über drei Großhändler in Essen und Herne, in der Regel mit einem Hauptlieferanten und zwei Ausweichhändlern. Besonders dramatisch sind die Auswirkungen von Engpässen freilich bei den Blutdrucksenkern, die für viele Patienten unverzichtbar sind. Die Rabattverträge der Krankenkassen, wegen der nur Kosten für Medikamente bestimmter Hersteller übernommen werden, spitzten die Situation zu, so Grummel. Derzeit baue BASF zwar eine neue Fabrik in den Niederlanden, aber bis die liefern könne, werde es voraussichtlich 2022.

Wartezeit bei Mehrfachimpfstoffen für Kinder

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Schwer zu bekommen sind derzeit laut Apotheker in Gelsenkirchen auch einige Mehrfachimpfstoffe für Kinder, auf die zum Teil bis Dezember gewartet werden müsse. Der neue Vierfach-Grippe-Impfstoff hingegen treffe in diesen Tagen in den Apotheken ein; bislang auch in ausreichendem Umfang. Auch normale Antibiotika seien derzeit in Gelsenkirchen in der Regel vorrätig, versichert Grummel. Allerdings werden derzeit fast alle Antibiotika in Asien hergestellt, auch die gegen multiresistente Keime. Und gerade bei denen gebe es immer wieder Lieferschwierigkeiten.