Gelsenkirchen-Bismarck. 16 Brillenpinguine bekommen eine Anlage im Gelsenkirchener Zoo. Mit einem 60-Tonnen-Autokran wird vorab der Baustellenkran zusammengesetzt.

Es rückt alles ein bisschen näher zusammen als in der freien Wildbahn. Die Nashörner im Zoom werden wohl ab dem nächsten Frühjahr freie Sicht auf eine Pinguin-Kolonie haben. Da die drei Bewohner der Gras-Savanne allerdings ziemlich kurzsichtig sind, werden sie nicht soviel von diesen neuen Nachbarn haben wie die Besucher. Die sollen die Schwimmvögel schließlich sogar unter Wasser bewundern können.

Feinarbeit erfordert das Aufsetzen der Elemente neben der Afrika-Lodge von Kranfahrer Albert Tenbusch.
Feinarbeit erfordert das Aufsetzen der Elemente neben der Afrika-Lodge von Kranfahrer Albert Tenbusch. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Bevor es aber in diese Tiefe geht, muss Platz geschaffen werden. Und weil die Topographie in der Afrika-Erlebniswelt recht verwinkelt und mit üppigem Grün versehen ist, muss ein Kran das Material in die bereits ausgehobene Baugrube hieven. Der muss zurzeit direkt neben der Afrika-Lodge erst einmal zusammengebaut und aufgestellt werden. Was wiederum ein massiger Autokran erledigt, der mit seinen unabhängig ansteuerbaren Doppelachsen vorn und hinten für seine stattlichen Maße noch recht wendig ist.

Tonnenschwere Elemente

Wendig wird sowieso relativ bei der Betrachtung der Details. Schon die Sattelzüge, die die leiterartigen Elemente des Krans und die Beton-Gewichte herankarren, müssen rückwärts den Hang hinauf bewegt werden. Der 60-Tonnen-Autokran mit seinen 2,75 Metern Breite hat vorgelegt und die Strecke über die Wirtschaftswege bewältigt, wenn auch vorwärts, und harrt in Parkposition auf Stempeln fixiert der Tonnen, die da gehoben werden wollen.

Schon das erfordert eine detaillierte Planung, denn üblicherweise sind die Baustellen größer. So kann Kranfahrer Albert Tenbusch die Baukran-Elemente in der Reihenfolge von unten nur behutsam neben dem Lodge-Gebäude ablegen, um sie dann hochkant wieder an den Haken zu nehmen und hinüber auf das Gestell zu hieven. Abgesehen von der ungewöhnlichen Kulisse haben die Monteure die Ruhe weg, „ist wie Lego“. Die Beton-Gewichte, die das Stahlskelett sicher am Boden halten sollen, haben allerdings pro Stück mal eben neun Tonnen. Der Ausleger des Autokrans lupft aber auch bis zu 60 Tonnen, je nachdem, wie weit er ausgefahren wird.

Die Pinguin-Anlage zeigt sich im Moment noch als gewöhnliche Baugrube. Im Frühjahr kommen die Tiere in ihr neues Becken.
Die Pinguin-Anlage zeigt sich im Moment noch als gewöhnliche Baugrube. Im Frühjahr kommen die Tiere in ihr neues Becken. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Immerhin soll der Baukran am Ende 25 Meter hoch werden. Und dessen Ausleger stattliche 55 Meter breit. Die werden am Boden zusammengesetzt, aber dann im Ganzen eingeschwenkt. Was erklärt, warum für diesen Teil der Baustelle allein zwei Tage angesetzt sind. Anschließend können bis Ende März, Anfang April nächsten Jahres, die verschiedenen Gewerke ihre Arbeit aufnehmen: ausschachten, betonieren, Leitungen legen, Becken bauen, die Trockenbereiche gestalten und bepflanzen.

Panorama über das Becken in die Savanne

240 Quadratmeter, 1,6 Meter tief, 315 Kubikmeter Fassungsvermögen“, das verrät Zoom-Sprecherin Nataly Naeschke vorab. Die 16 Tiere, Männchen und Weibchen, sind als sehr gesellig bekannt und werden aus Bristol in England kommen.

Mit rosa Fleck

Der rosafarbene Fleck hat dem Brillenpinguin seinen Namen gegeben. Er stellt die einzige in freier Wildbahn lebende Pinguinart in Afrika. Die Tiere werden 50 bis 70 cm groß und wiegen zwischen 2,5 und 3 Kilogramm. Kurz vor der Mauser, denn sie wechseln als Vögel ihr Gefieder, kann das Gewicht auf 4 Kilo steigen.

Da die Pinguine während des Federwechsel allerdings nicht tauchen und nicht jagen können, verlieren sie diese Pfunde umgehend wieder. Im afrikanischen Klima, selbst auf der Atlantikseite, ist die isolierende Fettschicht der Tiere ein Nachteil, so dass sie tagsüber vorwiegend im Wasser bleiben, um sich abzukühlen.

Sie müssen sie bis zur Neubesiedelung des Bereiches, in dem vorher nur ein Teich war, zunächst noch in Quarantäne. Aber dann, dann sollen sie hinter massiven Glasscheiben unter Wasser ihre Wendigkeit zeigen. „Und von der Terrasse der Lodge hat man dann ein reizvolles Panorama zur Steppenlandschaft mit Zebras, Straußen und Nashörnern“, verspricht Naeschke. Auch deren Areal wird gerade saniert. Vielleicht haben sie dann bessere Sicht auf die schwarz-weißen Nachbarn.