Gelsenkirchen/Yokohama. Zeitgenössische Musik aus Gelsenkirchen ist im fernen Japan hoch im Kurs: Komponist Michael Em Walter und Pianist Rainer Maria Klaas berichten...

Wie klingt zeitgenössische Musik in Japan? Und welche Parallelen gibt es zu deutschen Kompositionen aus dem Jahr 2019? Antworten auf diese Fragen gab es Ende August in der Kanak-Hall, einem Konzerthaus im japanischen Yokohama. Der Gelsenkirchener Komponist Michael Em Walter (37) erlebte hier die Uraufführung seines neuen Werks für Schlagzeug und Klavier.

Der große Wunsch: Einmal nach Japan reisen

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„Schon der Titel, ‘All in One’ hatte im Vorfeld für große Erheiterung bei den Musikern gesorgt“, erzählt der Rotthauser jetzt nach seiner Rückkehr lachend. Gemeinsam mit seiner Frau Barbara, mit Thomas Schöps von der Bleckkirche und mit dem Pianisten Rainer Maria Klaas machte sich Walter Mitte August auf die Reise in das Land der aufgehenden Sonne. „Ich wollte immer schon ‘mal nach Japan – aber dass einmal eines meiner Werke dort uraufgeführt wird, hätte ich nie gedacht“, erzählt der Gelsenkirchener Komponist. Die Verbindung zur Pazifik-Insel entstand schließlich durch den Schlagwerker Yukinobu Ishikawa, der die Idee zu einem ungewöhnlichen Konzert hatte: Kompositionen des Gelsenkircheners mit den Klangideen von japanischen Komponisten zu kombinieren.

Eine sehr fruchtbare Kooperation

Auch Rainer Maria Klaas ließ sich schnell für die Konzertreise begeistern: „Ich war zwar schon viel im asiatischen Raum unterwegs, habe China, Südkorea und Indonesien besucht, aber in Japan war ich zuvor noch nie“, merkt der Pianist an. Auch die Zusammenarbeit mit den zwei am Konzertabend beteiligten japanischen Komponisten reizte den Musiker. „Ich habe diese Zusammenarbeit als sehr fruchtbar empfunden, wir sind auch weiterhin in Kontakt – und vielleicht ergibt sich noch die ein oder andere weitere Kooperation“, erzählt er.

Konzert erklingt auch in Gelsenkirchen

Auch dem heimischen Publikum möchte man den Klanggenuss natürlich nicht vorenthalten: Am Freitag, 8. November, soll der Konzertabend in der Bleckkirche in Bismarck wiederholt werden.

Wer mag, kann sich den Termin schon vormerken: Um 20 Uhr beginnt das Konzert in der Kirche der Kulturen an der Bleckstraße 62 neben dem Zoom-Eingang. Ein Gegenbesuch von japanischer Seite ist dann nicht ausgeschlossen.

Dabei war die Zeit, sich in die Werke einzuarbeiten, vor Ort denkbar knapp. Michael Walters Werk kannte Klaas vor der Abreise bereits, die japanischen Klangwerke mussten in Yokohama zusammengefügt werden. „Es war gar nicht so leicht, einen Übungsraum mit Klavier zu finden“, erinnert sich Rainer Maria Klaas. Auch die Verständigung vor Ort sei gar nicht so einfach gewesen, fügt Michael Walter hinzu: „Viele Japaner sprechen kein oder nur wenig Englisch – und schon die Schriftzeichen sind schwer zu entschlüsseln. Ohne Yukinobu Ishikawa als Übersetzer wären wir wahrscheinlich verloren gewesen“, so Walter.

Das Konzertpublikum zeigte sich begeistert

Doch gemeinsam überwand man auch die Sprachbarriere – und eroberte das japanische Klassik-Publikum im Sturm. „Die Zuhörer haben viel Interesse an unserer Arbeit gezeigt und die Komposition, die auf einem einzigen fünftonigen Akkord basiert, sehr wohlwollend aufgenommen“, berichtet Michael Walter. Auch ein Werk des ebenfalls aus Gelsenkirchen stammenden Jung-Komponisten Mark L. Vogler sei bei diesem Konzert aufgeführt worden. „Mit weiteren Werken, unter anderem für Klavier und Marimba, fügte sich das zu einem großen Ganzen zusammen“, schwärmt Michael Em Walter.