Gelsenkirchen. Die Gelsenkirchener Naturschutzbehörde hat als meldepflichtige Tiere eine Krustenechse, eine Rotknievogelspinne und 55 Würgeschlangen erfasst.

Weil es in Nordrhein-Westfalen keine Gefahrtierverordnung gibt, darf sich theoretisch jeder Bürger exotische und gefährliche Tiere anschaffen. Auch ohne Genehmigung dürfen giftige Schlangen, Spinnen, Frösche und Skorpione gehalten werden – solange die Unterbringung nicht gegen Tier- oder Artenschutzschutzregeln verstößt. Falls so ein Exot – wie jetzt in Herne eine hochgiftige und geschützte Monokel-Kobra – entwischt, haben Feuerwehr und Spezialfirmen alle Hände voll zu tun, die Gefahr zu bannen.

Im Milieu sind gefährlich Tiere in Mode

Die fehlende Meldepflicht für Tiere, die nicht unter den Artenschutz fallen, ist es auch, die dazu führt, dass die Gelsenkirchener Verwaltung „kein einziges giftiges Tier registriert hat“, wie Stadtsprecher Martin Schulmann sagt. Kenntnisse habe die Stadt praktisch über jeden Hund über 40 Zentimeter Größe, alles andere bleibe für die Stadt aber im Dunkeln. Die Stadt geht davon aus, dass in Gelsenkirchen ganz sicher giftige und gefährliche Tiere gehalten werden, und zwar in bestimmten Kreisen, die „häufig in Verbindung mit Prostitution stehen“. Augenscheinlich hält es diese Klientel gefährliche Tiere für très chic.

Krustenechse, Vogelspinne, Riesenschlangen

Einer, der Tier- und Artenschutzregeln streng auslegt, ist Detlef Müller, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde. Er begrüßt eine bundeseinheitliche gesetzliche Regelung zu Gefahrtieren ausdrücklich, weil seiner Auffassung nach „gefährliche und exotische Tiere nicht in private Hände gehören.“ 2014 hatte es dazu bereits einen Gesetzesvorstoß gegeben, letztlich bekam er aber keine Mehrheit. Müller sagt: „Ohne eine umfassendere gesetzliche Regelung zu Gefahrtieren haben Kommunen keine Handhabe, ihre Haltung und die Halter zu kontrollieren.“ Die Naturschutzbehörde führt als artgeschützte und somit meldepflichtige Tiere eine Krustenechse, eine Rotknievogelspinne (beide giftig) und etwa 55 Riesenschlangen (Würgeschlangen) in Gelsenkirchen.