Schalke. In der Kirche St. Anna haben Gelsenkirchener Laienschauspieler in den Ferien für ihren Bühnenauftritt geprobt. Dabei bringen sie eigene Ideen ein.
„Es ist egal, ob jemand eine Behinderung hat oder nicht, man kann miteinander etwas machen – auf Augenhöhe.“ Doris Trimmborn beschreibt ein Theaterstück, das alle mitnimmt. Bei dem jeder sich einbringen kann. Am Ende der Proben sogar das Publikum. Denn hier geht es um Improvisationstheater. Inklusiv, versteht sich. Das nämlich ist die Grundlage aller Projekte in der Kirche St. Anna, die dem Sozialwerk St. Georg gehört.
Projekt des betreuten Wohnens des Sozialwerks St. Georg
„Anfang des Jahres haben wir überlegt, was wir in den Sommerferien machen können, wenn sonst nichts los ist“, erzählt Rolf Domnik-Kubarta, der Kirchenmanager. Der Kontakt zur Theaterpädagogin Sandy Weier, die auch im betreuten Wohnen mitarbeitet, ließ ein Theaterprojekt als nahe liegend erscheinen. Zumal das bevorstehende Sommerfest in der Kirche und drum herum ein guter Anlass ist, das Erlernte auf die Kirchenbühne zu bringen. „Wir haben drei Improvisationssequenzen trainiert.“ Der Vorteil daran: „Die Akteure sind ganz frei, gestalten Geschichten völlig spontan.“
Aufführung beim Sommerfest
Die drei Improvisationssequenzen der Truppe werden am Freitag, 30. August, auf die Bühne gebracht. Los geht es um 15.30 Uhr in der Kirche St. Anna an der Kapellenstraße.
Den Rahmen dafür bildet das Sommerfest des betreuten Wohnens in Gelsenkirchen-Mitte. Das beginnt um 15 Uhr mit einer Kaffeetafel und bietet bis 18 Uhr Gelegenheit, die Kirche und die Arbeit der Akteure vor Ort zu erleben.
Ein Beispiel wird sogleich vorgeführt: Drei Leute gehen auf die Bühne. Einer beginnt, eine Geschichte zu ersinnen. Nach ein paar Sätzen macht der nächste weiter. Das Publikum darf sich mit Einwürfen beteiligen. Und heraus kommt sehr viel Kreatives und zuweilen Kurioses. „Das ist sehr schön, weil keine Texte gelernt werden müssen. Das schreckt so manch einen ab“, meint Doris Trimmborn. Sie weiß noch mehr Gutes von den Proben zu berichten: „Wir sind auch altersintegrativ. Ich finde das toll. Wir haben eine Szene, da sitzen ganz viele Menschen in einem Taxi. Durch die spontane Improvisation der Schauspieler ganz verschiedenen Alters sind da sehr witzige Momente entstanden.“
Einige bringen viel Erzähltalent mit
Zumal die Darstellerin selbst schon viel Erzähltalent mitbringt, war sie doch einst als Kabarettistin aktiv.„Dieses Projekt schafft Begegnungen. Momente, die sonst nicht möglich gewesen wären“, sagt Sandy Weier. Und Andrea Gerning, auch seit kurzem begeisterte Akteurin beim Impro-Theater, ergänzt: „Wir hoffen, dass es ein Folgeprojekt gibt.“ Gut möglich sei das, sagt Rolf Domnik-Kubarta. Zumal einige Menschen ihrer persönlichen Situation wegen einfach mehr Zeit benötigten, den Schritt auf die Bühne und vor ein Publikum zu wagen. Dafür aber müsse man auch noch einen potenten Finanzier finden. „Es wird schon deutlich, dass bei einigen der Wunsch entstanden ist, eine Theatergruppe zu gründen.“
An der hätte auch Alexander Gerstner Freude. „Ich bin schon in einer Theatergruppe, dem Theater Blitzlicht“, erzählt er. Auch, dass dort feste Stücke geprobt und aufgeführt würden. Improvisieren war für den jungen Mann bislang ungewohntes Terrain. „Ich wollte hier Neues kennen lernen.“ Wie das ist? Ganz einfach: „Mir macht es Spaß.“ Dann schaut sich Alexander Gerstner um und lächelt. „Mit so netten Damen auf der Bühne zu stehen, das ist schön. Ich bin ja hier der einzige Mann.“