Schalke. Die Stiftung Schalker Markt setzt sich vehement für eine Aufwertung der Glückauf-Kampfbahn ein. Erste Projekte im Kiez sind bereits angestoßen.

Es gehört viel dazu, aus zwei Bierwagen auf einem Parkplatz zwei Tage nach dem Saisonauftakt Mut für eine große Entwicklung zu schöpfen. „Aber daran sieht man doch, was hier an Spieltagen los ist,“ stellt Olivier Kruschinski völlig unverdrossen fest. Was er am Ernst-Kuzorra-Platz direkt vor dem früheren Haupteingang zur Glückauf-Kampfbahn zeigen muss, zieht ihn nicht herunter, es spornt ihn an. Mit der Stiftung Schalker Markt vertritt er vehement die Projekte, mit denen die Bedeutung des FC Schalke Belebung für seinen Kiez und die Stadt bringen soll.

Ortstermin in der Kampfbahn: Markus Töns, MdB SPD, Olivier Kruschinski,und Bodo Menze, Stiftung Schalker Markt, Oliver Wittke, MdB CDU und Irene Mihalic, Mdb Die Grünen.
Ortstermin in der Kampfbahn: Markus Töns, MdB SPD, Olivier Kruschinski,und Bodo Menze, Stiftung Schalker Markt, Oliver Wittke, MdB CDU und Irene Mihalic, Mdb Die Grünen. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Beim Ortstermin holt Kruschinski weit aus und liefert aktuelle Daten und vieles aus der Geschichte. Und er mahnt immer wieder zum Zusammenschluss: „Nur Überzeugte können überzeugen.“ Fast ironisch und damit um so deutlicher und drastischer klingt, was er über die engere Topographie schildert: „Über die Kurt-Schumacher-Straße kommen hier täglich gut 160.000 Fahrzeuge vorbei, an einer der zehn bedeutendsten Sportanlagen der gesamten deutschen Geschichte, und viele von denen wissen das nicht einmal.“

Unscheinbar und ungepflegt

Wenn ich mir den Zustand der Anlagen hier ansehe, ist es vielleicht sogar ganz gut, dass das viele nicht wissen,“ räumt Peter Patziorek, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung, ein.

Weshalb Kruschinski, Patziorek und Schalke-Urgestein Bodo Menze auch nicht lange zögern, und vor den unscheinbaren und ungepflegten Kassenhäuschen am Ernst-Kuzorra-Platz 1 ein Modell präsentieren. Auf Anhieb ist es schlicht, aber hier wird „groß gedacht“, motiviert Olivier Kruschinski. „Wir wollen noch in diesem Jahr anfangen,“ blickt er nach vorn, „und haben die ersten Planungen an Büros vergeben.“

Immerhin mit eigenem Fußball-Reiseführer

Auf Unterstützung wie durch die Brost-Stiftung als starker Partner hofft er, aber unterstreicht genauso selbstbewusst: „Wir wollen keine Almosen, alles, was wir hier machen, tun wir aus Überzeugung. Wir dürfen doch stolz auf das sein, was wir hier haben. Und wer, wenn nicht wir, würde das schaffen? Wir müssen uns für nichts schämen.“ Schließlich könne wohl kaum eine andere Stadt allein schon darauf verweisen, was

Vor dem unscheinbaren Eingang präsentieren (v.l.) Olivier Kruschinski, Ingrid Remmers, Bodo Menze, Peter Paziorek, Irene Mihalic, Markus Töns und Oliver Wittke das Modell des neuen Portals.
Vor dem unscheinbaren Eingang präsentieren (v.l.) Olivier Kruschinski, Ingrid Remmers, Bodo Menze, Peter Paziorek, Irene Mihalic, Markus Töns und Oliver Wittke das Modell des neuen Portals. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Gelsenkirchen mit seinem Fußball-Reiseführer habe.

Gedenkstätte kaum erkennbar

Die vier örtlichen Bundestagsabgeordneten Irene Mihalic (Bündnis 90/Die Grünen), Ingrid Remmers (Die Linke), Oliver Wittke (CDU) und Markus Töns (SPD) können sich dem Eindruck gleich hinter dem Eingang nicht entziehen.

Denkmal Kampfbahn

Die Glückauf-Kampfbahn genießt seit 1986 Denkmalschutz. Während der Weltmeisterschaft 2006 stand sie zum Public Viewing wieder im Interesse von tausenden Fans. Deshalb hatte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das Kult-Stadion zum „Denkmal des Monats Juni“ gekürt. „Die Glückauf-Kampfbahn ist zwar nicht besonders anspruchsvoll gestaltet, sie ist aber ein Baudenkmal, weil sie eine recht gut erhaltene typische Stadionanlage aus der Zeit darstellt, in der Fußball zum Massenereignis und zur wichtigsten Sportart im Ruhrgebiet wurde.“

„Außerdem steht die Sportanlage für die Geschichte eines der bekanntesten Sportvereine Deutschlands, der hier seine größten Erfolge feierte, bis der FC Schalke 04 1973 nach Gründung der Bundesliga in das Parkstadion übersiedelte“, erklärte damals LWL-Denkmalpfleger Hartmut Ochsmann. Für den Umbau zum „Public Viewing“ musste unter anderem der Zuschauerwall an mehreren Stellen geöffnet werden.

„Das ist eine Gedenkstätte", mehr muss Kruschinski vor dem Stein zur Erinnerung an die Geschichte der Glückauf-Kampfbahn und die Aufnahme in die Denkmalliste nicht sagen. Ein paar Steinplatten, Brennnesseln, hochgeschossene Hecke, zwei Eichenstämmchen, sonst nichts.

Bei den historischen Fotos auf der Stehtribüne bekommt Kruschinski noch einmal Oberwasser. „Es geht wieder um die Menschen. In den 1930er-Jahren kamen hier 70.000 Leute her, fein angezogen nach dem Kirchgang, kletterten auf die Flutlichtmasten, auf die Bäume. Schalke hat immer für Mut, Fortschritt, Entwicklung und Visionen gestanden, und da müssen wir wieder hin.“

Erster Entwurf für Ernst-Kuzorra-Statue

„Dieser Kiez Schalke ist ein Freilichtmuseum, an jeder Ecke authentisch, ehrlich, unverfälscht. Und ich bin sicher, dass wir mit vielen begeisterten Multiplikatoren hier ein großes Rad drehen können.“ Ein weiterer Baustein auf dem Weg könnte eine Statue von Ernst Kuzorra sein, für die der Bülser Künstler Christian Nienhaus bereits einen Entwurf erstellt hat.