Rotthausen. In Gelsenkirchen drehen Teenager und Jugendliche der Arbeiterwohlfahrt unter Anleitung von Profis einen Film zum Thema Mobbing und Rassismus.
„Achtung, Kamera läuft! Und Action!“. Im Wald um den Sportplatz Auf der Reihe blitzen LED-Strahler auf, die Digi-Cam von Wayne Graves surrt und setzt eine Gruppe im Unterholz nach einer Verfolgungsjagd in Szene. Kollege Urs Kessler balanciert derweil geschickt das Mikro über den Köpfen der Protagonisten, um jede sprachliche Nuance der nach Luft schnappenden Laien-Darsteller einzufangen.
Filmdreh in Gelsenkirchen. Mittlerweile die sechste Auflage. Das Thema dieses Mal: „Mobbing und Rassismus“. Etwas, was die beteiligten 15 Kinder und Jugendlichen aus ihrem Alltag kennen. „Ein Mitschüler musste sich dumme Sprüche über Sklaverei anhören, weil er eine dunklere Hautfarbe hat“, erzählt Kevin. Der 16-Jährige aus Bismarck geht auf das Gauß-Gymnasium. Seyhan aus Schalke, elf Jahre alt, hat mitbekommen, wie ein Flüchtlingsmädchen gehänselt wurde, weil „es nicht so gut deutsch sprechen konnte.“ Und auch die zwölfjährige Darja aus Ückendorf kann von „Sticheleien“ berichten, nur „weil jemand etwas anders ist als die anderen“.
Filmdreh fördert das Miteinander, Alter und Herkunft spielen keine Rolle
Diesen Ressentiments möchten die Kinder und Jugendlichen gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Gelsenkirchen/Bottrop etwas entgegensetzen. Der Film, der Ende September im Awo-Begegnungszentrum an der Grenzstraße Premiere feiert, und ebenso sie selbst „sind dann die besten Multiplikatoren“ für die Botschaft „Respekt statt Rassismus“, wie Carolin Plöger von der Awo sagt. Der Streifen wird als DVD zur Verfügung stehen, eine Ausleihe ist ebenso möglich und erwünscht, gern auch an Schulen, um mehr „in der Breite zu wirken. So wie die bereits abgedrehten anderen Streifen.
50 Stunden Arbeit für zwei Minuten Film
Gemeinsam mit der professionellen Filmcrew des Gelsenkirchener Medienunternehmens „Quest Media & Entertainment Services“ stehen Kinder und Jugendliche aus Gelsenkirchen und angrenzenden Städten vor der Kamera und wollen mit ihrem Filmprojekt auf das Thema „Mobbing und Rassismus“ aufmerksam machen. Botschaft: Fremde Kulturen und Menschen kennenlernen, respektieren und die Zukunft gemeinsam und freundschaftlich gestalten.
Der Aufwand ist beträchtlich. Finanziell steht eine vierstellige Summe im Raum für den Dreh, Förderer ist die Awo-Stiftung. Und es dauert, bis alles im Kasten ist. Kameramann Wayne Graves: „Mitunter gehen zwei Minuten Film 50 Stunden Arbeit voraus.“
Wirkung zeigt schon der gemeinsame Dreh über zweieinhalb Wochen, werktags von 10 bis 16 Uhr, Pausen, in denen viel geflachst wird und Snacks inbegriffen. „Wir unterstützen uns gegenseitig“, sagen Kevin, Seyhan und Darja. Sie gehören zu den neueren Mitgliedern der Awo-Jugendgruppe. Da hilft der Ältere und Erfahrenere dem Jüngeren mit dem Text, falls der Neuling mal einen Hänger hat, da erinnert der Frischling den alten Hasen, auf welcher Position er zuletzt gestanden hat, wenn es weiter geht. „Es ist wie ein Puzzle, an dem viele Hände werkeln und ständig neue Teile hinzu kommen.“ Alter, Herkunft - „völlig schnurz.“
Der Plot: Auf einer Klassenfahrt müssen sich die Schüler vor Dieben retten
Und der Plot, worum geht es in dem Film, ohne zu viel zu verraten? Um einen Jungen, der von Haus aus eine Fülle von Ressentiment mitbringt, der Hass gegenüber Fremden in der Schule lebt, unter seinen Freunden, im Internet und auf der Straße verbreitet. Auch mit Gewalt. „Bei einem Ausflug findet er sich plötzlich in einer Schicksalsgemeinschaft mit seinen Mitschülern wieder, Verbrecher sind ihnen auf den Fersen“, erzählt Cirsten Piduhn vom Filmteam Quest Media. Und die tun alles, um an die gesuchten Diamanten zu kommen.“