Gelsenkirchen. Nach dem Tod eines Zweijährigen im Sport-Paradies Gelsenkirchen laufen die Ermittlungen. Viele Fragen sind noch offen.

Wie es zu dem tödlichen Badeunfall am frühen Montagabend im Sport-Paradies an der Adenauerallee kommen konnte, ermittelt jetzt die Polizei. Der Leichnam wird nach Auskunft der Staatsanwaltschaft von Gerichtsmedizinern obduziert. Zudem läuft die interne Aufarbeitung beim Badbetreiber, den Stadtwerken. Konkret zu den bislang bekannten Umständen, die zum Tod des Kindes führten, äußert man sich dort nicht.

Schwimmbadbesucher hatten Montag gegen 17.45 Uhr an der Wasseroberfläche den leblosen Körper eines Kleinkindes entdeckt. „Trotz sofort durch das Schwimmbadpersonal eingeleiteter und durch die Rettungskräfte der Feuerwehr fortgesetzter Reanimationsmaßnahmen verstarb der Junge“, so die Polizei in der Nacht zum Dienstag in ihrer ersten Stellungnahme. Der zweijährige Junge ist syrischer Herkunft. Die Familie kam aus Bochum zum Schwimmbadbesuch nach Erle.

Sieben Schwimmmeister waren im Einsatz

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Pfingstsamstag war im Sportparadies erst die Freibadsaison eröffnet worden. Pfingstmontag war um die Zeit des Unglücks „normaler Betrieb“, heißt es im Sport-Paradies. Über den Montag verteilt tummelten „sich insgesamt 1300 Badegäste im Sport-Paradies“, sagt Stadtwerke-Sprecherin Janin Meyer-Simon. Montagabend waren sieben Schwimmmeister im Einsatz – „eine komplette Schicht“, wie die Sprecherin betont. „Wir hatten ausreichend Aufsichtspersonal im Badbereich.“

Vor Ort anwesende Familienangehörige des Kindes wurden betreut. Das Bad wurde geschlossen. „Wir haben alle Gäste gebeten, zu gehen“, so die Stadtwerkesprecherin. Dienstag lief der Badbetrieb wieder an. „Weitere Stellungnahmen zum Fall wird es aus unserer Sicht heute nicht geben“, erklärte die Stadtwerke-Mitarbeiterin.

Das Sport-Paradies verfügt nach eigenen Angaben über sieben Schwimmbecken. Dazu gehören im Hallenbad ein 50-Meter-Wellenbecken, ein nicht für reguläre Besucher zugängliches Kursusbecken sowie ein Planschbecken, der sogenannte „Wasserzirkus“. Im Freibad hat die Anlage jeweils ein Ausschwimm-, Nichtschwimmer-, Plansch-, Springer- und Mehrzweckbecken.

Derzeit sind noch viele Fragen offen

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Viele Fragen sind offen: Wo und in welchem Becken befand sich das Kind, wo die Angehörigen? War es in Begleitung im Wasser? Man sei dabei, das Unglück intern aufzuarbeiten, betont Meyer-Simon. „Wir werden alles tun, um die Informationen zur Aufsichtspflicht der Eltern noch zu verbessern.“

Fragen zur Besucheranzahl zur Unglückszeit und zur generellen Personalstärke von Schwimm- und Bademeistern respektive Saisonkräften blieben am Tag nach dem tragischen Unfall unbeantwortet. Die Stadtwerke verwiesen darauf, dass sie sich „in allen Bädern bei der Schichtplanung und dem Einsatz unseres Aufsichtspersonals sowie unserer Schwimmmeister an das Regelwerk der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen e. V. halten.“ Dabei handelt es sich aber eher um Richtlinien und nicht um gesetzliche Vorschriften.

Bäder haben oft Probleme, Aufsichtspersonal zu finden

Im vergangenen Jahr berichtete diese Zeitung noch darüber, wie schwer es für Badbetreiber ist, Aufsichtspersonal zu finden. Die Verdienstmöglichkeiten sind gering, die Arbeitszeiten eher unattraktiv. Oftmals behelfen sich die Städte mit der zeitlich befristeten Anstellung von ausgebildeten Rettungsschwimmern. Aktuell bestehe aber kein Bedarf an Aufsichtspersonen, die aktuellen Stellenausschreibungen beträfen andere Arbeitsbereiche, so Janine Meyer-Simon.

Ziel sei es nun, „die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls noch weiter zu verringern“. Auszuschließen sei er jedoch leider nie, selbst wenn noch mehr Personal eingesetzt würde. Auch denke man derzeit darüber nach, mit welchen Maßnahmen Besucher zu mehr Vorsicht angehalten werden könnten. Meyer-Simon: „Das Thema ist, sie für die Gefahren zu sensibilisieren, bevor sie ins Schwimmbad gehen.“