Gelsenkirchen. . Pfingsten steht vor der Tür. Doch was bedeutet das? Kaum einer weiß das. Dabei ist es nach Weihnachten und Ostern das dritthöchste Fest.
Fragt man Menschen, was Pfingsten bedeutet, so lautet vielfach die spontane Antwort: ein langes Wochenende. Und wird im Internet eine Suchmaschine bemüht, so ist der erste Treffer in der Liste ein einladendes Urlaubsangebot. Dabei gehört Pfingsten zu den drei großen christlichen Feiertagen, die in Deutschland über zwei Tage festlich begangen werden: Weihnachten, Ostern, Pfingsten.
„Weihnachten und Ostern sind den meisten Menschen leicht zugänglich“, da sind sich Superintendent Heiner Montanus und Propst Markus Pottbäcker einig. Das liegt daran, dass den ersten beiden christlichen Festen noch eine halbwegs begreifbare Vorstellung anhaftet. Verbunden mit viel Emotionen. Weihnachten, da wird ein Kind geboren, Ostern, da ertönt die Botschaft, dass das Leben mit dem Tod nicht vorbei ist. Soweit, so erfreulich. Aber Pfingsten? Dass der Geist Gottes auf die Erde kommt, die Jünger und Menschen erfüllt mit Gewissheit, Vertrauen und Mut?
Visueller Ansatz bei Kindern
Schwer zu vermitteln, zu begreifen erst recht nicht und für Kinder ein starres verschlossenes Bildnis, das selbst sie mit ihrer blühenden Fantasie kaum mit Leben füllen können.
Pfarrerin Antje Röckemann vom Gelsenkirchener Gender-Referat und Doris Weiß vom Evangelischen Familienzentrum Harkortstraße versuchen daher, die Wandlung verzagter Jünger (siehe Info-Box) in mutige Verkünder spielerisch mit den Kindern zu visualisieren. „Ein Haus mit verriegelten Fenstern steht dabei für Angst und Mutlosigkeit, der aufkommende Wind öffnet Tür und Tor, so dass die Jünger befreit in alle Richtungen ziehen können. Ohne Einschränkungen.“ Erwähnenswert dabei: Auch Kinder mit anderen Konfessionen machen mit, das ist von den Eltern ausdrücklich gewollt.
Brückenschlag zwischen den Menschen verschiedenster Nationen
Und für die Erwachsenen, welche Botschaft hält Pfingsten für sie bereit? Dazu vorab ein kleiner Exkurs in die Geschichte, von der die Bibel erzählt. Demnach gab schon damals es in der Metropole Jerusalem Menschen aus allen Ländern. Sie hörten den Jüngern zu und stellten erstaunt fest: „Wir hören sie in unseren Sprachen [...] reden.“ Für Superintendent Heiner Montanus ist es die Botschaft von Lebensmut und Verständigung, von gegenseitigem Respekt und Akzeptanz - frei nach dem Motto: „So unterschiedlich dürft ihr sein, so unterschiedlich könnt ihr sein.“ In einer multikulturellen Stadt wie Gelsenkirchen mit all’ ihren Problemen und Konflikten sicher eine ganz wichtige Botschaft.
Lebenswirklichkeit als Gesprächsbasis
Markus Pottbäcker geht sogar noch etwas weiter. „Es ist nicht die Verständigung, auf die es allein ankommt, sondern es geht darum, die Sprache zu sprechen, die der Lebenswirklichkeit der Menschen entspricht. Wir reden zu oft über die Köpfe der Menschen hinweg“, sagt der streitbare Geistliche. Als Beispiel nannte er die Sexualmoral, Kirche und Menschen trennen da Welten. Man denke da nur an den sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker, an die oft leib- und lustfeindliche Erziehung oder an Diskriminierung homosexueller Menschen.
Um nicht den Anschluss zu verlieren, müsse man, so der Probst, darüber reden und vielleicht auch streiten. Kirche muss darüber nachdenken, wie Sexualmoral heute zu gestalten ist. Denn der Umgang mit Sexualität kennzeichnet eine Gesellschaft, prägt die Kultur und ist zentrales Thema einer Lebensgestaltung aus dem Glauben.
Aufeinander zugehen und zuhören, echte Brücken bauen zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft. Besser kann man Aufbruchsstimmung und damit Pfingsten, nicht beschreiben.