Gelsenkirchen. Frau Jahnke lästerte in Gelsenkirchen mit ihren wortgewandten Gästinnen gekonnt über Männlein und Weiblein. Selbst High Heels waren ein Thema.
„Sehr gering.“ meint die Dame im Foyer des MiR auf die Frage, wie hoch denn etwa der Männeranteil im Publikum abzuschätzen sei. War das Lächeln jetzt sarkastisch oder mitleidig? Aber ganz so dürftig ist der Anteil im ausverkauften Hause denn ja doch nicht bei „Frau Jahnke hat eingeladen“. Es geht unter die Gürtellinie, ja, es geht um die Marotten, um das Typische, auch das Stereotypische, Frau Jahnke wird auch zotig, und es fällt mehrfach das unartige Wort mit „f“.
Aber: Frau Jahnke, manchmal sagt sie ja auch fast kokett „Gerburg“, sie nimmt auch beide Geschlechter aufs Korn, hat ja „geladen“. Wenn sie auch gleich erst einmal klar macht, „Ich erzähl’ keine Männerwitze. Das sind keine Witze. Und unter der Gürtellinie: Ja, geht nicht anders.“
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Von ganz schwerer Tupper-Kulose bis zum Prosecco-Bollerwagen
Denn was für Männer zum „Vatta-Tach“ das „betreute Saufen mit Bollerwagen“ ist, das könnte sie sich anders herum auch für den Muttertag vorstellen: „So’n Bollerwagen mit Prosecco-Dosen statt noch mehr blöder Bilder von den Blagen.“
Oben auf ihrer „Gästinnen“-Liste steht diesmal Frieda Braun, Sauerländer Stil-Ikone in einem Tapeten-Muster-Kostüm, die gleich ein „erfahrenes Lachen“ aus dem Publikum ausmacht, als sie von „unser Mia“ erzählt, vom „Loslassen, vor allem mit dem guten Service in der Hand“, oder von der „ganz schweren Tupper-Kulose“ in allen Dosenformen, der wiedergefundenen „Knabberschalen-Etagere, unten die Fischlis rein“, oder von der Auswahl der geeigneten „Wurfgeschosse“ beim Andre Rieu-Konzert („dieser David Garrett für Reife, kenn’ se doch“) für den südwestfälischen Fanclub.
Alleinerziehend: Kinder behalten, Kerl abgetrieben
Es bleibt westfälisch, mit Lisa Feller übernimmt aber eine Münsteranerin ganz anderen Schlages. Für sie als Alleinerziehende mit zwei Kindern ist der Auftritt gleich „’ne Art Anwendung“, und auf die lästige Frage, wie das denn so kam: „Ganz einfach, Kinder behalten, Kerl abgetrieben.“ Immerhin, so vor dem Spiegel „steht die Mutti doch noch saftig im Kittel für 50. Aber ich bin erst 43.“
Kontrastprogramm steht drauf: Tamika Campbell macht „Rebel Comedy“, kommt aus New York, „aber ich sage aus Kanada, so lange Trump noch lebt“, und sie räumt auch mit anderen Klischees auf. Denn an Deutschland liebt sie „Apfelschorle, Malzbier und Maggi“.
Für Richard Gere wären sogar High Heels eine Option
Ganz anders wirbelt das Liedermacher-Duo „Suchtpotenzial“ mit der schwäbischen Pianistin Ariane Müller und der Berliner Sängerin Julia Gámez Martin über die Bühne und persifliert stimmgewaltig und virtuos, was geht, wenn man sich in der Selbsthilfegruppe anonymer Musicaldarsteller kennen lernt. Vor allem weiß nun jeder, wofür der Flügel auf der Bühne gut ist. Nicht nur zum Dranschmachten für Frau Jahnke, wenn sie an „Pretty Woman“ Julia Roberts denkt. Mehr an Richard Gere. Da würde sie sogar Julias High Heels tragen, sagt sie.