Erle. Von Lärm wie ein „Bombenfeuer“ sprechen Anwohner in Erle nach vier Proben und zwei Konzerten in der Veltins-Arena. Stadt prüft Beschwerden.
. Regina Meyer ist ärgerlich. Die letzten frühlingshaften Tage in ihrem Garten wollte sie genießen, nachmittags auf der Liege eine Pause machen. Doch an Ruhen war für die Erlerin, die anderthalb Kilometer von der Veltins-Arena entfernt wohnt, nicht zu denken.
Lärm bis durch die Rollladen
„Ich bin sehr in Mitleidenschaft gezogen worden durch das akustische ,Bombenfeuer’, das seit Mittwoch über Erle herein prasselt“, erklärt Meyer in einem Schreiben an das Umweltamt der Stadt, das auch der Redaktion vorliegt. Und sie ergänzt auf Nachfrage am Telefon: „Nicht nur der Lärm, sondern auch der Druck der Bässe waren körperlich spürbar.“
In ihrem Schreiben an das Umwelt amt geht die Erlerin weiter: „Am Sonntagabend ist durch die mit Rollladen gesicherten und geschlossenen (Lärmschutz-)Fenster das gesamte Konzert einschließlich des Feuerwerks um 22.30 Uhr in mein Wohnzimmer (Arena abgewandte Seite) übertragen worden. Mit Ausnahme von Samstag gab es hier in Erle an allen Tagen extreme Lärmimmissionen, die meiner Wahrnehmung nach die erlaubten Grenzwerte erheblich überschritten haben.“
Mehrere Beschwerden bei „heißen Proben“
Konzerte müssen um 23 Uhr enden
Laut Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) muss ein speziell ausgebildeter Lärmgutachter, in Absprache mit der Stadt, bei „seltenen Ereignissen“ regelmäßige Messungen an festgelegten Punkten vornehmen. Sowohl bei den heißen Proben, als auch bei den Rammstein Konzerte hätten Messungen stattgefunden, erklärt die Stadt.
Die Konzerte in der Veltins-Arena müssen aus Lärmschutzgründen spätestens um 23 Uhr beendet sein.
Die Polizei bestätigt auf Anfrage, dass Regina Meyer nicht die einzige war, die sich in der vergangen Woche über die extrem hohe Lärmbelästigung beschwerte. „Am Samstag sind bei uns mehrere Beschwerden über die Rammstein-Probe eingegangen“, sagt Polizeisprecher Torsten Sziesze. Tätig geworden sei man aber nicht. „Es handelt sich ja um eine von der Stadt genehmigte Veranstaltung.“
Tatsächlich hat die Stadt dem Arena-Management im Jahr zehn „seltene Ereignisse“ gemäß Freizeitlärmrichtlinie im Rahmen der Baugenehmigung zugesichert. Für diese Veranstaltungen gelten Ausnahmebedingungen. Zwei der vier Konzert-Proben, nämlich die, in denen Pyrotechnik eingesetzt wurde, und die beiden Rammstein-Konzerte selbst wurden als solche „seltenen Ereignisse“ eingestuft. „Unerträglich laut war es aber bei allen vier Proben“, klagt Meyer.
Keine Beschwerden bei Konzerten
Dazu Emilia Brenk vom Umweltamt: „Die Proben und Konzerte werden durch einen anerkannten Lärmgutachter begleitet und überwacht. Hierbei steht der Gutachter in Kontakt mit dem Produktionsleiter der Veranstaltung. Der Gutachter nimmt zwecks Überwachung mehrfach Lärmmessungen an vier zuvor in der Baugenehmigung repräsentativ festgelegten, nächstgelegenen Immissionsorten vor.“
Regina Meyer reicht diese Antwort nicht. „Ich möchte um die Einsicht in die Messprotokolle bitten“, fordert sie. Dass die Belastung stellenweise grenzwertig war, räumt die Stadt ein: „Bei den vorgenannten heißen Proben wurde nach vorläufiger Auswertung der Messungen einmal eine kurzzeitige Grenzwertüberschreitung gegen Ende der Veranstaltung durch den Gutachter festgestellt“, erklärt Brenk. Für die Konzerte habe der Veranstalter aber zugesichert, die Grenzwerte einzuhalten.
Dass die Konzerte offenbar etwas ruhiger abliefen als die Proben, bestätigt auch die Polizei. „Da gab es keine Beschwerden“, sagt Sprecher Torsten Sziesze.