Gelsenkirchen. Auf Parteienliste zur Europawahl sind auch Kandidaten aus Gelsenkirchen zu finden. Sie treten an für Freie Wähler, MLPD und Familien-Partei.

40 Parteien sind auf dem Wahlzettel zur Europawahl aufgelistet, darunter mehr als die Hälfte kleine Parteien, deren Kandidaten weniger prominent sind. Bei drei der kleineren Parteien stehen Kandidaten aus Gelsenkirchen auf der Liste: Bei der Partei „Freie Wähler“, der „Familien-Partei Deutschlands“ und der MLPD, die die Spitzenkandidatin plus drei weitere auf der Liste aus Gelsenkirchen stellt.

Frank Perlik wirbt für die Partei „Freie Wähler“ – und mehr Bürgerbeteiligung

Frank Perlik verweist auf erste beachtliche Erfolge seiner Partei „Freie Wähler“ in Nordrhein-Westfalen.
Frank Perlik verweist auf erste beachtliche Erfolge seiner Partei „Freie Wähler“ in Nordrhein-Westfalen. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

170 Plakate für die Europawahl haben Frank Perlik, Parteimitglieder und Unterstützter in Gelsenkirchen für die „Freie Wähler“-Partei aufgehängt. Er steht auf Platz neun der Liste, rechnet nicht damit, seinen Arbeitsplatz in Essen mit einem in Brüssel zu tauschen. Dabei habe seine Partei – in NRW seit acht Jahren aktiv – schon manch beachtlichen Erfolg vorzuweisen. Die Initiative zur Abschaffung der Straßenausbaubeiträge für Bürger etwa, die man per Online-Aktion und später mit Unterstützung des Steuerzahlerbundes bei einer Unterschriftenliste in den Landtag brachte zum Beispiel. Ohnehin sei mehr Bürgerbeteiligung ein sehr zentrales Anliegen der Partei. Sicherheit, Stärkung der mittelständischen Wirtschaft, Stärkung von Kleinbauern auf EU-Ebene („Tierschutz ist Klima - und Umweltschutz“) und ein modernes Verkehrswesen liegen den Freien Wählern am Herzen. „Modernes Verkehrswesen meint aber nicht primär Fahrrad, sondern öffentlichen Nahverkehr“, stellt er klar. „Da muss man umdenken, bei Taktung und Steuerung mit kleinen Bussen und flexiblen Einsatzstrecken und -zeiten.“ Und er ist davon überzeugt, dass moderner kostenloser Nahverkehr finanzierbar ist, weil viele Rahmenkosten z. B. für Ticketproduktion, -verteilung und -kontrolle dadurch entfielen.

Andres Friedrich will mit der „Familien-Partei Deutschlands“ ein Signal für bessere Familienpolitik setzen

Andres Friedrich tritt für die „Familien-Partei Deutschlands“ an. Er will damit ein Signal setzen.
Andres Friedrich tritt für die „Familien-Partei Deutschlands“ an. Er will damit ein Signal setzen. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Andres Friedrich steht bei der Europawahl auf Platz 8 der Liste der Familien-Partei Deutschlands. Der 48-Jährige ist Vater einer elfjährigen Tochter, geschieden und arbeitet als Call-Center-Agent. Friedrich ist vor zehn Jahren in die Partei eingetreten, „um ein Signal für Familienpolitik zu setzen. Gerade Kleinparteien setzen Akzente und Werte in der Parteienwelt, die aufgegriffen werden sollten!“ so Friedrich. Die Familien-Partei ist seit 2014 im Europaparlament vertreten. Andres Friedrich unterstützt mit seiner Nominierung die Familien–Partei Deutschlands (FAMILIE) und ihren Spitzenkandidaten Helmut Geuking. Zentrale Forderungen der Partei sind unter anderem: Ein europäisches Kindergeld zusätzlich zum nationalen Kindergeld und eine europäische Zusatzrente für Eltern als Grundpfeiler einer neuen sozialpolitischen Ausrichtung, um Kinderarmut und Altersarmut direkt zu bekämpfen. Darüber hinaus ist Andres Friedrich persönlich ein Doppelresidenzrecht für Kinder getrennt lebender Eltern ein wichtiges Anliegen, da in Deutschland auch heute noch in aller Regel den Müttern der Vorzug beim Residenzrecht gegeben werde, selbst das Informationsrecht für Väter nicht immer gewahrt werde. Obwohl das den geltenden Gesetzen widerspricht und auch im Europarat bereits eine Resolution für das Doppelresidenzrecht verabschiedet wurde, die die Mitgliedsstaaten auffordert, ein solches zu verankern.

Die MLPD stellt gleich vier Kandidaten aus Gelsenkirchen – darunter die Spitzenkandidatin Lisa Gärtner

Lisa Gärtner bei einer Podiumsdiskussion mit Bundestagskandidaten in einer Schule.
Lisa Gärtner bei einer Podiumsdiskussion mit Bundestagskandidaten in einer Schule. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Lisa Gärtner hat das kommunistische Manifest quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Monika Gärtner-Engel (66), ihre Mutter, steht auf Listenplatz Nummer 8. Die Sozialpädagogin sitzt als Stadtverordnete für AUF Gelsenkirchen im Rat der Stadt. Tochter Lisa ist von Beruf Mechatronikerin, hat die Ausbildung bei Opel in Bochum gemacht, später bei ZF in Gelsenkirchen gearbeitet. Dabei habe sie „selbst erlebt, wie notwendig der Sozialismus“ sei, wie stark die Ausbeutung. Heute ist die 32-Jährige jugendpolitische Sprecherin der Marxistisch-Leninistischen-Partei Deutschlands, bei der Jugendorganisation Rebell aktiv. Ihr geht es um „Rebellion gegen die imperialistische EU, die kein geeignetes Mittel ist, eine friedliche Welt“ zu befördern. Die EU sei ihren Augen ein „Machtbündnis gegen andere wie die USA“, um den Weltmarkt zu beherrschen. Die MLPD sein nicht nationalistisch, sondern strebe „die Vereinigten Staaten der Welt an, die erst im echten Sozialismus möglich“ seien. Weitere Kernanliegen: Solidarität mit Flüchtlingen statt Abschottungspolitik wie von der EU betrieben, Klimaschutz, Kampf gegen Lobbyismus und Widerstand gegen rechte Bewegungen.