Gelsenkirchen. . Ein Mitarbeiter betreut im Gelsenkirchener Jugendamt 37 Familien pro Jahr. Die Stadt sei gut aufgestellt, meint Jugenddezernentin Annette Berg.
Nach dem massiven Kindesmissbrauch in Lügde stehen jetzt vor allem die dortigen Behörden unter Druck. Wer hat wann wo nicht genau genug hingesehen? Gab es genügend Personal?
In einer Umfrage des WDR zur Personalsituation in nordrhein-westfälischen Jugendämtern hat sich auch die Stadt Gelsenkirchen geäußert. Der Allgemeine Soziale Dienst betreut hier 37 Familien im Jahr – die Bundesarbeitsgemeinschaft Allgemeiner Sozialer Dienst hatte sich bereits vor einigen Jahren für eine Fallzahlobergrenze von 35 pro Stelle ausgesprochen. Im Durchschnitt liegt die Fallrelation in der WDR-Umfrage, an der sich landesweit 139 von 186 Jugendämter beteiligt hatten, bei 39.
139 Teilnehmer landesweit
,,Ein Fall wie Lügde muss uns alle dazu anregen, unsere Standards und Verfahrensweisen zu prüfen“ , sagt Gelsenkirchens Jugenddezernentin Annette Berg. „Ich finde es gut, dass hieraus abgeleitet die Qualität im Kinderschutz weiterentwickelt wird und wir uns interkommunal verständigen, um einheitliche Standards zu erreichen.“
In Gelsenkirchen sei man angemessen aufgestellt. „Wir sind auch ständig dabei, unsere Qualitätstandards im Jugendamt und insbesondere im Kinderschutz zu verbessern und haben mit 37 Fällen pro Mitarbeiter eine gute Quote“, erklärt Berg. Sie beklagt, dass es landesweit keine einheitlichen Standards zur Fallzahl gebe. „Natürlich ist das ein Problem, dass die Betreuung der Familien in jeder Stadt unterschiedlich erfolgt und oftmals an Kassenlagen orientiert ist. Es darf im Kinderschutz keinen Mangel geben.“
Im WDR hatten einige Kommunen Überlastung in ihren Jugendämtern beklagt.
Den Fall Lügde beurteilt die Gelsenkirchener Jugenddezernentin differenziert: „Sexualtäter gehen sehr manipulativ vor und sind hoch kriminell, das war auch in Lügde so. Es muss uns gelingen, Anzeichen früher zu erkennen, Standards im Kinderschutz für alle Jugendämter festzuschreiben.“ Auch deswegen müsse sich das Jugendamt immer wieder prüfen.