Essen/Gelsenkirchen. . Ein Busfahrer wird in Gelsenkirchen von einem Fahrgast verprügelt. Es fließt Blut. Vor Gericht taucht der mutmaßliche Täter jedoch nicht auf.
Es müssen dramatische Szenen gewesen sein. Vor knapp einem Jahr ist in Gelsenkirchen ein Busfahrer während der Fahrt von einem Fahrgast angegriffen und verletzt worden. Am Montag sollte dem mutmaßlichen Täter eigentlich der Prozess gemacht werden. Doch der Platz des Angeklagten blieb leer.
Die Richter am Essener Landgericht haben fast zwei Stunden gewartet – dann griffen sie durch: Sie erließen Haftbefehl. Die Fahndung soll so schnell wie möglich anlaufen. Es war der 17. Mai 2018, gegen 17.25 Uhr: Laut Anklage stieg der 30-Jährige im Bereich der Polsumer Straße in einen Bus der Linie 222 ein, rastete kurz darauf auch schon aus.
Fahrer war vier Wochen arbeitsunfähig
„Fahr vernünftig, Du ..., sonst kriegst Du Schläge!“ So oder so ähnlich soll der Angeklagte den Busfahrer beleidigt und bedroht haben – nur, weil die Anfahrt offenbar etwas ruckelig war. Dann ging es auch schon drunter und drüber. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 30-Jährige den Busfahrer mit der Faust ins Gesicht und gegen den Kopf geschlagen und ihm dann auch noch einen Kopfstoß verpasst hat. Die Folgen: Nasenbeinbruch, Blut, Prellungen. Der Busfahrer konnte das Fahrzeug gerade noch sicher an den Straßenrand fahren. Vier Wochen war er danach arbeitsunfähig. Im Prozess war von einer psychischen Belastungsstörung die Rede.
Angeklagter hat angeblich falschen Bus genommen
Der Angeklagte hatte Verteidigerin Nadine Leszczynski am Montag zwar mehrfach telefonisch versichert, dass er sich auf dem Weg nach Essen befinde, aufgetaucht ist er dort jedoch nicht. Angeblich hat er den falschen Bus genommen. Die letzte Nachricht, die er durchgab, soll so gelautet haben: „Ich schaffe es heute nicht mehr.“
Die Richter hoffen nun, dass die Polizei den 30-Jährigen bis Donnerstag festnehmen kann. Dann soll ein erneuter Versuch gestartet werden, ihm den Prozess zu machen.
Polizistin konnte Schlimmeres verhindern
Dem Gelsenkirchener wird außerdem vorgeworfen, einem anderen Busfahrer nach einem Streit um ein angeblich manipuliertes Sozialticket ein Handy geklaut zu haben. Auch da soll er versucht haben, den Busfahrer mit der Faust zu schlagen – mit einem Karabinerhaken, den er sich zuvor angeblich über die Finger gestülpt hat. Eine Polizistin, die in der Nähe war, hatte jedoch Schlimmeres verhindern können.
Außerdem geht es um einen Original-Wohnungsschlüssel, den der Angeklagte seinem Ex-Vermieter nicht zurückgegeben haben soll und um den Diebstahl einer Geldbörse an einer Gelsenkirchener Bushaltestelle.