Gelsenkirchen-Altstadt. . 700 Gäste strömen ins Gelsenkirchener Hans-Sachs-Haus, um Obdachlosenhilfe-Organisationen zu unterstützen. Ein starkes Solidaritätsbekenntnis.
Volles Hans-Sachs-Haus am sonnigen Sonntagnachmittag, die Stuhlreihen beginnen schon im lichtdurchfluteten Foyer, ein Meer von rund 700 Gästen erstreckt sich bis zur Bühne. „Die Benefizgala Strassenfeuer ist mittlerweile ein Selbstläufer“, erklärt Helmut Hasencox, Geschäftsführer der Emschertainment, gut gelaunt. „Wir kleben kein Plakat, schalten keine Werbung, und trotzdem sind alle Eintrittskarten vergriffen“. Bei 20 Euro Ticketpreis macht das glatte 14.000 Euro für den guten Zweck, denn die gesamte Organisation wird ehrenamtlich durchgeführt, alle Künstler treten ohne Gage auf, sprich es gibt keine Kosten. „Und der beste Verkäufer ist Norbert Labatzki, er hat immer Karten im Jackett und zückt sie während des Jahres bei jedem noch so zufälligen Gespräch“, sagt Hasenkox und lacht.
Sechste Auflage der Spenden-Gala
Das wundert nicht, ist der Gelsenkirchener Musiker doch Initiator von „Strassenfeuer“, zum sechsten Mal sammelt er so Spenden für „Gelsenkirchen packt an – warm durch die Nacht“ und das „Arzt Mobil“. Die Obdachlosen der Stadt sind die Zielgruppe, warme Suppen, heißer Tee und ärztliche Versorgung für die, die ein Leben in der Mitte der Gesellschaft aus eigener Kraft nicht mehr schaffen. „Dazu gehören aber vor allem auch Begegnungen und Gespräche auf Augenhöhe“, erklären die Streetworker der Organisation.
„Ein Bekenntnis zum Miteinander und Solidarität“, nennt Oberbürgermeister Frank Baranowski in seinen Grußworten die Arbeit vor Ort und die großzügige Unterstützung der Anwesenden.
Film über Norbert Labatzki gedreht
Dem Publikum wird für ihre Spende eine Menge Unterhaltung geboten. Pianist Bernhard Stengel und Sängerin Boshana Milkow vom Musiktheater im Revier machen den Anfang mit Liedern aus dem Jazz-Repertoire. Dann schlägt die Stunde von Norbert Labatzki. Mit Klarinette und Klezmerklängen schlängelt er sich von hinten durch die Reihen, auf der Bühne begleitet von Erick Paniacqua (Bass) und Ruslan Maksimikowski (Knopfakkordeon). „Bei mir biste scheen“ singt Labatzki, sprüht vor Lebensfreude.
Schulfreund und eloquenter Moderator Frank Bürgin gratuliert dem Musiker zu seinem 30-jährigen Berufsjubiläum und lüftet vor den Zuschauern ein Geheimnis: ein Film wurde über Labatzki gedreht, es geht um seine Musik, aber eben auch um sein gesellschaftliches Engagement seit Jahrzehnten. „Im Herbst zu sehen in der Schauburg“, so Bürgin, der die Macher, die Universitätsstudenten Lars Matura und Stefan Gonska, vorstellt. Ausschnitte flimmern über die Leinwand, dazu singt Labatzki seinen alten Song „Ein Tag mit mir am Meer“, südfranzösische Tagträume eines Obdachlosen im kalten Gelsenkirchen. „Damit fing vor fünf Jahren des Engagement für Warm durch die Nacht an“, erinnert der Künstler.
Zwei Gemälde von Stefanie Albers versteigert
Nach der Pause versteigert Bürgin erfolgreich zwei Gemälde von Stefanie Albers und schlägt dann mit dem Bergwerks-Orchester Consolidation den Bogen zurück zum Akkordeon „In den 1950er Jahren gab es bei den Sommerfesten auf Schloss Berge einen Bandoneon-Wettbewerb zwischen den einzelnen Zechenorchestern“. Stadtgeschichte, Bergbaugeschichte, das liegt allen Anwesenden immer noch im Blut, das „Steiger-Lied“ wird gemeinsam gesungen.
Apropos Akkordeon, das bunte Programm wurde von der Vollblut-Musikerin und Komödiantin Carmela de Feo mit eben diesem Instrument abgeschlossen. „Es ist das schönste, man kann es in den Arm nehmen, es seufzt wie ein Rentner und ist nicht so ekelig voll mit Spucke wie eine Trompete“. Lachsalven zum Höhepunkt der Veranstaltung. „Dieser Einsatz hier ist eine bemerkenswerte Sache, man spürt, Gelsenkirchen hält zusammen“, sagt die gebürtige Oberhausenerin, die in ihrer Wahlheimat Essen ebenfalls karitativ im Bereich der Obdachlosenhilfe unterwegs ist.
>> Geschlechter trennen
Stargast Carmela de Feo spulte nicht nur einfach ihr Programm runter. Sie verfolgte die Gala von Beginn an, um sich perfekt auf das Publikum einzustellen.
Interesse zeigte de Feo auch bei „Arzt mobil“ und informierte sich über spezielle Programme für obdachlosen Frauen. „Dieses Thema verfolge ich intesniv in Essen, es ist wichtig, die Schlafgelegenheiten für Frauen und Männer zu trennen, um nächtliche Übergriffe zu vermeiden.“