Korrektes Benehmen hängt auch mit dem richtigen Händedruck und verständlicher Kommunikation zusammen. Das haben die Schüler der Frankampstraße-Hauptschule gelernt.
Gleich zu Beginn des Unterrichts geht Petra Schlüter auf jeden Schüler zu, lässt sich die Hand geben und den Namen nennen. «Die Endsilben der Namen bitte richtig aussprechen und lieber langsamer als zu schnell sprechen», sagt die 58-Jährige zu den Schülern der Klasse 10 b.
Nuschelnde Schüler
Dennoch nuschelt so mancher Schüler seinen Namen eher, als dass er ihn sagt. Schlüter macht deshalb gleich nach dem ersten Durchgang den Praxistest: «Wie viele haben den Namen jetzt verstanden?», fragt sie die Mitschüler. Die 58-Jährige ermahnt die Schüler, ihre Namen klar und deutlich auszusprechen. «Wenn ich ein Arbeitgeber bin, habe ich keine Lust, fünfmal nach dem Namen zu fragen», erläutert sie den Jugendlichen.
Für die Schüler der Klasse 10 b steht an diesem Tag nicht Mathematik, Deutsch oder Geschichte, sondern Benimmunterricht auf dem Programm. Petra Schlüter führt die Schüler im Alter von 15 bis 17 Jahren in die Feinheiten der Etikette ein - unterstützt wird sie dabei von ihrer 61-jährigen Mitstreiterin Regina Klein. Beide Frauen sind ehrenamtliche Mitarbeiterinnen der Projektwerkstatt «50 plus». Seit Anfang 2008 bietet die Initiative Benimmunterricht für Hauptschüler an. Das Thema des Unterrichts lautet «1 mal 1 des guten Tons». Rund zehn Benimmkurse hat Schlüter bereits gegeben.
Der richtige Gebrauch von Messer und Gabel
«Ich habe mich schon immer mit Fragen des guten Benehmens befasst», sagt Schlüter, die im Hauptberuf selbstständige Versicherungskauffrau ist. Durch den Kontakt zu der Projektwerkstatt kam sie auf die Idee mit dem Benimmunterricht. «Als ich meinen Söhnen davon erzählt hab, sagten die nur: 'Du weißt nicht, auf was du dich da einlässt'», erzählt sie. Dennoch ließ sie sich nicht entmutigen.
Bei den Lehrern lief Schlüter mit ihrem Angebot offene Türen ein. «Wir sind alle ganz angetan von dem Unterricht. Vor allem das Abschlussessen in dem Hotel tut den Schülern gut und gibt ihnen Sicherheit», sagt die für Berufsorientierung zuständige Lehrerin Irmtraut Milobinski. Zum Benimmunterricht gehören nämlich auch der richtige Gebrauch von Gabel und Messer sowie die weiteren Tischmanieren. Mitdozentin Klein malt auf die Schultafel, wie Besteck und Teller angeordnet werden. Zudem gibt sie Tipps, wie sich die Schüler richtig an einem Büfett zu verhalten haben. «Den Teller bitte nicht zu voll laden», rät sie.
Übungsstunde Vorstellungsgespräch
Und natürlich zählt auch das richtige Verhalten bei einem Vorstellungsgespräch zum Unterricht. Schließlich sind die Schüler in einem Alter, in dem das Thema auf sie zukommt. «So was kann einem weiterhelfen. Diese Art von Unterricht könnte man ruhig öfter machen», sagt der 17-jährige Liridon, nachdem er gerade mit einer Mitschülerin ein Vorstellungsgespräch simuliert hat. Auch Schulkollege Orkan stimmt zu: «Der Unterricht war interessant. Wir haben viel gelernt», sagt der 15-Jährige.
Das Projekt der Zukunftswerkstatt hat in Gelsenkirchen schon finanzielle Unterstützer gefunden. Zudem bewarb sich Schlüter mit ihrem Vorhaben bei dem transatlantischen Ideenwettbewerb «USable», den die Körber-Stiftung in diesem Jahr unter dem Motto «Beweger gesucht» ausgeschrieben hat.
Wie positiv der Unterricht bei den Schülern ankommt, hat Schlüter auch schon in der städtischen Fußgängerzone bemerkt. Da kamen Hauptschüler, denen sie Benimmunterricht gegeben hatte, auf sie zu und gaben ihr die Hand. «Die haben mich sogar zur Hochzeitsfeier eingeladen», berichtet Schlüter. Über so viel Zuspruch kann sich ein ehrenamtlicher Lehrer nur freuen. (ddp)