Gelsenkirchen. . Einen Tag lang diskutierten Politiker und Kulturschaffende in der „Flora“, was Europa ausmacht. Sie forderten mehr Zusammenhalt.

„Wir sind Europa!“ Für viele Gelsenkirchener ist dieser Satz nicht nur eine leere Floskel. „Wir waren tatsächlich erstaunt, wie viele Menschen gerade in dieser Stadt für Europa brennen“, zog Sprecherin Nicole Reuter zum Abschluss der Initiative „Wir sind Europa!“ am Mittwochabend im Kulturraum „Die Flora“ überaus positive Bilanz. Einen Tag lang drehte sich in Workshops und Talkrunden alles rund um den Zusammenhalt der Nationen.

Der „Open Space“, konzipiert vom Zusammenschluss von Stiftung Zukunft Berlin, von Humboldt-Universität Berlin und der Internationalen Journalisten-Programme, er öffnete tatsächlich viele Türen.

Und weckte nicht nur das Interesse von sogenannten Funktionsträgern, wie Nicole Reuter betonte: „Gerade in Gelsenkirchen mischten zahlreiche interessierte Bürger mit, mehr als an allen bisherigen Veranstaltungsorten.“ Und Bürgermeisterin Martina Rudowitz war sich am Ende des Abends in der Flora ebenfalls sicher, „dass all die, die heute hier sind, die Europawahl im Mai nicht vergessen werden.“

Fragen an Politiker und Kulturschaffende

TV-Moderatorin Anke Plättner, die durch den Abend führte, forderte vor allem Politiker dazu auf, den Menschen zuzuhören und zu fragen: „Wie stellen Sie sich Europa vor?“

Diskutieren und zuhören, das funktionierte beim Open Space. An zehn Stehtischen stellten sich Menschen aus Politik und Kultur dem Gespräch. Darunter die Grünen-Europaabgeordnete Terry Reintke oder der SPD-Landtagsabgeordnete Sebastian Watermeier. Fragen, wie sich Europa in der Kultur formiert, beantworteten unter anderem der Chefdramaturg des Musiktheaters, Olaf Roth, oder Georg Kentrup vom Consol-Theater.

Dr. Volker Hassemer aus Berlin und die Fernsehmoderatorin Anke Plättner.
Dr. Volker Hassemer aus Berlin und die Fernsehmoderatorin Anke Plättner. © Heinrich Jung

Von Frieden und Gerechtigkeit

Terry Reintke zum Beispiel hörte sich interessiert Klagen eines Bürger darüber an, dass so viele Populisten über den „Wasserkopf“ des Europaparlaments schimpfen würden: „Stellen Sie das doch öfter richtig, so viele sitzen da doch gar nicht!“ Themen, über die ansonsten diskutiert wurde: offenen Grenzen, soziale Gerechtigkeit, der notwendige Bildungsaustausch zwischen den Ländern, Nationalismus., Friede.

Den Blick auf Menschen aus ganz Europa richtete ein Foto-Workshop, dessen Ergebnisse in der Flora auf großes Echo stießen. Gesichter standen im Mittelpunkt, als sich die Teilnehmer mit der Kamera auf die Pirsch durch Gelsenkirchen machten.

Workshop über das Leben der Roma

Wie Integration in Gelsenkirchen funktioniert, das untersuchte der Workshop über das Leben der Roma in dieser Stadt. Einer der Teilnehmer, der aus den Niederlanden dazu gestoßen war, staunte ob der Leistung der Stadt: „Ich bin wirklich beeindruckt, was hier alles geschieht.“

Ein Workshop rund ums Thema Fußball kam schließlich zu dem Ergebnis, dass auch Fans etwas zu Europa beitragen können, in dem sie gegen jede Form von Rassismus kämpfen. Einig waren sich am Ende alle Teilnehmer des Projektes, Nicole Reuter zog Bilanz: „Das Thema Europa muss auch emotionaler gestaltet werden, um die Menschen stärker mitreißen zu können.“ Der „Open Space“ trug sicherlich bei.

>> Mehr Verantwortung durch „Wir sind Europa!“

Die Mitglieder von „Wir sind Europa!“ sind Frauen und Männer aus Wissenschaft, Medien und Kultur. Ziel des Projektes ist es zu sensibilisieren. Die Akteure wollen die Städte und die Menschen aus der Rolle des besorgten Zuschauers in die Mitverantwortung führen. Infos: wirsindeuropa.blog/events