Gelsenkirchen. . Bastian Bielendorfer kommt in die Emscher-Lippe-Halle. Sein bisher größter Auftritt. Im Interview spricht er über Prüfungsangst und Kinderwunsch.

In Rotthausen aufgewachsen, Abitur am Grillo-Gymnasium und von da aus auf die Bühnen des Landes. Lehrerkind Bastian Bielendorfer ist ein echtes Gelsenkirchener Original. Vor dem Interview mit WAZ-Volontärin Lena Reichmann in der Redaktion durfte ein Döner von Topkapi deshalb nicht fehlen.

Der Justin Bieber Gelsenkirchens sitzt persönlich vor mir...

Bielendorfer (lacht): Beeindruckend, nicht? Aber ja, so wurde ich mal im Café Arminstraße genannt. Da habe ich gesessen, als mich eine Teenagerin angesprochen hat und ein Autogramm wollte. Ihre Freundin wusste aber nicht, wer ich bin und fragte. Und da sagte sie das.

Jetzt haben Sie Gelsenkirchen aber den Rücken gekehrt und sind nach Köln gezogen. Wie viel Gelsenkirchener steckt denn noch in Ihnen?

Ich bin immer noch zu 100 Prozent Gelsenkirchener. Ich bin im tiefsten Rotthausen geboren und ich komme auch immer noch häufig hier hin. Und auch wenn ich nicht mehr hier wohne, ich glaube, meinen Ruhrpott-Einschlag kann man immer noch ganz gut raushören.

Was halten Sie dann von der Diskussion um den letzten Platz im Städteranking?

Was war denn da?

Das ZDF hat Gelsenkirchen auf den letzen Platz der Städte und Gemeinden gerankt.

Ich dachte immer, das wäre Herne? Herne ist jetzt vor Gelsenkirchen? Da müssen wir mal hingehen und in Herne ein paar Mülltonnen anzünden! Aber echt? Wir sind ganz hinten?

Ja.

Das ist ja was, was Gelsenkirchen ausmacht. Wir rollen das Feld von ganz hinten auf. Außerdem, es gibt ja diesen alten Spruch: Berlin kann jeder, Ruhrpott muss man wollen. Ich finde aber, dass die Leute hier mit ihrer geraden Art viel angenehmer sind als in vielen anderen Landesteilen. Ein etwas angenehmeres Städtebild könnte man Gelsenkirchen mittlerweile schon mal verpassen.

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Das heißt, Sie sind trotzdem stolz darauf, von hier zu kommen?

Ja und ich erzähle das überall. Ich finde auch, wenn Leute sagen, sie kommen aus Gelsenkirchen-Buer, dann ist das so wie zu sagen: Ich komme aus New York, aber von der Upper East Side. Ich fände es aber schön, wenn die Gelsenkirchener Innenstadt mehr aussehen würde wie Buer.

Im März sind Sie das nächste Mal zu Gast. Dieses Mal in der Emscher-Lippe-Halle. Das ist bis jetzt Ihr größter Auftritt, oder?

Ja, zumindest der größte Solo-Auftritt. Der größte Auftritt, den ich je hatte, war bei der Comedy-XXL Nacht von Eins Live in der Lanxess-Arena mit 15.000 Leuten. Das werde ich alleine wahrscheinlich in diesem Leben nicht mehr reißen. Aber 2000 Plätze ist schon sehr groß. Das wird definitiv der besonderste Abend meiner Tour werden und ich freu mich da drauf, auch, weil es Heimat ist.

Gibt es da Prüfungsangst?

Nie! Ich penne manchmal sogar vor Auftritten ein, weil ich so ruhig bin.

Kommen die Eltern auch zum Heimspiel?

Meine Mutter tut sich sowas nicht an. Aber mein Vater sitzt in der ersten Reihe und wenn ich ihn anspreche, segnet er das Publikum. Dann steht er auf und verschränkt die Arme, das ist herrlich.

In Ihrem Programm geht es dann auch wieder um Sie und Ihre Vergangenheit. Macht der studierte Psychologe da Vergangenheitsbewältigung?

Ich habe vier Bücher über meine Kindheit geschrieben. Mehr Vergangenheitsbewältigung kann man gar nicht machen. Ich habe auch sicherlich nicht nur Schönes erlebt. Es gab in meiner Schulzeit durchaus Mobbing. Aber das hat meine Person und meinen Humor sehr geprägt.

Prüfungsvorbereitung im Wohnzimmer GE: Bielendorfer probte im Oktober letzten Jahres sein neues Programm.
Prüfungsvorbereitung im Wohnzimmer GE: Bielendorfer probte im Oktober letzten Jahres sein neues Programm. © Oliver Mengedoht

„Ich werde ein ziemlich schräges Elternteil sein“

Jetzt machen wir einen kleinen Zeitsprung. Heute: Mitte 30, verheiratet, Mopsbesitzer, aber keine Kinder...

Das ist bedauerlich. Soll das auf meine Zeugungsfähigkeit anspielen? Nein, es ist einfach noch nicht dazu gekommen. Kinder sind aber ein Thema. Ich meine, wir sind seit 14 Jahren zusammen. Wir bereiten uns gerade auf unser erstes Mal vor. Ich kaufe Kerzen und koche und so. Mal schauen, vielleicht kommt es ja dazu.

Das klingt romantisch. Und wenn es erfolgreich ist, machen Sie dann alles besser als Ihre Cousine Cordula, die Waldorflehrerin?

Das sind ja keine schlechten Eltern, nur schräge Eltern. Ich glaube, ich werde auch ein ziemlich schräges Elternteil sein. Vielleicht nicht ganz so tragisch wie mein Vater, der mich damals in Unterhose zur Schule geschickt hat...

Wo würden Sie Ihre Kinder aufziehen? In Gelsenkirchen oder Köln?

In Köln. Da ist jetzt seit fast zehn Jahren mein Lebensmittelpunkt. Und ich mag den Menschenschlag, weil er dem Ruhrpott recht ähnlich ist. Der Kölner ist so: Da kann oben der Dachstuhl brennen und unten trinkt man noch das Bier aus.

Das Leben geht also weiter für Sie. Was kommt, wenn die Schulzeit in Ihrem Programm abgearbeitet ist?

Mein Leben geht ja weiter. Ich erzähle auch in meinem jetzigen Programm gar nicht mehr so viel von früher. Das sind größtenteils Sachen, die mein Leben jetzt bestimmen. Beispielsweise mein Heiratsantrag, den ich meiner Freundin gemacht habe und der sehr lustig geworden ist. Es ist einfach so, dass die Reihe der Absurditäten, die mein Leben bestimmen, immer weiter geht. Wenn Kinder kommen, werde ich natürlich von meinen Kindern erzählen. Und wenn keine Kinder kommen, erzähle ich davon, wie es ist, keine zu haben.