Gelsenkirchen. . Von der Laterne über Verdichter bis zum Speicher: Der Heimatbund Gelsenkirchen zeichnet faktenreich Geschichte der lokalen Gaswirtschaft nach.
Es werde Licht. In Gelsenkirchen galt da um 1860. Mit dem Gas kam damals das künstliche Licht in die Stadt, eben an öffentliche Orte, auf die Straßen, in die Haushalte. Achtmal heller als ein Öllicht und viermal heller als eine Kerze brannte das Leuchtgas. Es verbesserte die Lebensqualität immens. Und auch die Infrastruktur.
Der bunteste Speicher steht am Rhein-Herne-Kanal
Nicht nur, dass Gaslaternen nun Häuser und Plätze erhellten, auch ganze Industriezweige wuchsen mit der zunehmenden Gasversorgung, was nachhaltig die Stadtkulisse veränderte: Zu der gehörten nun plötzlich auch Gaswerke, Verdichterstationen oder Gasspeicher. Der größte in der Stadt stand einst auf der Kokerei der Zeche Nordstern. Er wurde nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen. Der bunteste Speicher steht nach wie vor am Rhein-Herne-Kanal: „Der Ball“, ein riesiges Kunststück von Rolf Glasmeier, der Mitte der achtziger Jahre den Entwurf für den Anstrich mit den gelben Punkten auf blauem Grund umsetzte.
159 Laternen-Standorte im Oktober 1891
Es sind zwei von zahllosen Beispielen, die der Heimatbund Gelsenkirchen in seinem 19. Heft aus der Reihe „Gelsenkirchen in alter und neuer Zeit“ aufgreift. Geradezu detailverliebt und faktenreich berichtet Karlheinz Rabas über die „Gaswerke in Gelsenkirchen“, aber auch die Geschichte des Leucht- oder Stadtgases, die ersten Gaslaternen (159 Standorte waren es übrigens am 1. Oktober 1891, gerade einmal ein Viertel brannte die ganze Nacht durch), die technische Entwicklung bei der Gasbeleuchtung oder auch, wie die Gaslaterne schließlich in den späten 1920er Jahren der Elektrifizierung weichen musste. So wie in der Volkshaus-Siedlung in Rotthausen, die 1925 gebaut wurde und in deren Häusern noch Rohre für die Gasbeleuchtung verlegt, aber nicht mehr genutzt wurden.
Gasanstalt in der Nähe des Bahnhofs
In Gelsenkirchen ging die erste Gasanstalt 1863 in Betrieb, sie lag in der Nähe des Bahnhofs an der heutigen Vohwinkelstraße. Ein zweites Gaswerk entstand Ende der 1860er Jahre auf Initiative des Industriellen Friedrich Grillo nördlich des Bahnhofs Schalke an der damaligen Grenze zu Heßler. 1877 gab es 70 Straßenlaternen – und die Stadt hatte bereits ein städtisches Gaswerk gegründet.
Bau des ersten Gaswerks nahe der Zeche Hugo
Länger dauerte die Entwicklung in Buer. Beschwerden über unzureichende Beleuchtung hatte es im Norden gegeben, aber erst 1898 kam es zum Vertrag mit der „Aktiengesellschaft für Gas und Elektrizität zu Köln“ und dem Bau des ersten Gaswerks nahe der Zeche Hugo an der Horster Straße.
Stadtgas ist als Energieträger längst von Erdgas ersetzt worden – und der Gasglühkörper mit dem sogenannten Glühstrumpf in klassischen Gaslaternen hat ebenfalls ausgedient. Ihre Nachfolgerin, die Glühbirne bald auch.
>>> Heftverkauf im lokalen Buchhandel
„Gaswerke in Gelsenkirchen“ ist das 19. Heft der Heimatbund-Reihe überschrieben, die sich mit der lokalen Vergangenheit befasst. Es kostet 5 Euro.
Für seine historische Sammlung ist der Heimatbund an Büchern, Festschriften, Bildern oder Katalogen zur Gelsenkirchener Geschichte interessiert. Kontakt: 0209 177 09999