Gelsenkirchen-Ückendorf. . Ärzte und Pflegekräfte absolvieren in Gelsenkirchen ein Training für Einsätze mit Verletzten. Die Abläufe und das Verhalten im Team werden geübt.

Der Ernstfall bedeutet, auf alles vorbereitet zu sein. Bedeutet, alle Technik hochzufahren, die Mannschaft fertig zum Einsatz zu haben. Dies ist eine Übung, aber es hängt knisternde Spannung in der Luft, in einem Raum, der im Normalbetrieb der Aufwachraum im Marienhospital an der Virchowstraße ist. Für heute ist er Schockraum, ausnahmsweise freigehalten zur Schulung für das Verhalten bei der Versorgung von schwer verletzten Patienten.

Die Schulung wird hier einmal im Jahr durchgeführt

Was hier von der Alarm-Meldung des Rettungsdienstes bis zur Übergabe des Patienten zur Weiterbehandlung passiert, wird drei Stockwerke höher von vielen Augen live mitgesehen und später mit dem Schockraum-Team analysiert. „Wir haben ein Riesenfeedback für das Training,“ schildert Stephan Rodepeter, Anästhesiologe und Notfallmediziner. Die Schulung wird hier einmal im Jahr durchgeführt, „dabei nimmt das Haus richtig Geld in die Hand, fünfstellig, und das seit sechs Jahren“, erklärt er.

Der „Heimvorteil“ wird gern genutzt, denn der Vorteil für Ärzte und Pflegepersonal der verschiedenen Fachabteilungen ist die bekannte Umgebung, die bekannte Technik.

Wie die anderen Tutoren hat Rodepeter beim Training ein Klemmbrett in der Hand, greift nicht mit ein, als der „junge Mann, in eine Baugrube gefallen, nicht intubiert, nicht beatmet“ mit Tempo hereingefahren wird.

Schusswunden und Messerstiche nehmen zu

Die Teamleiterin am Tisch, heute in greller Weste, muss die Übersicht über die einzelnen Fachbereiche behalten, wer was macht, auch wenn das Stimmengewirr auf einen Schlag einsetzt, während der geschminkte Patient, Dr. Sascha Ostrowski, deutlich stöhnt.

Fortbildung in bekannter Umgebung einmal im Jahr

Bis um 18 Uhr war der Aufwachraum im Marienhospital für das Schockraum-Training reserviert. Sechs bis sieben Teams wurden hier durch angenommene Unfall-Szenarien geschickt.

Die Fortbildung ist von der Ärztekammer Westfalen-Lippe anerkannt.

Stürze, Verkehrsunfälle, Badeunfälle sind oft die Ursachen für die Verletzungen, mit denen das Team zu tun bekommt. „Und immer mehr Schusswunden,“ räumt Rodepeter ein, „Messerstiche nehmen auch stark zu. Deshalb muss das geübt werden.“

Das Trauma-Team bekommt einen „Tunnel-Blick“, jeder kümmert sich um den Bereich, für den er eingesetzt ist. Blutdruck, Sauerstoffsättigung, Puls, Standardparameter, die laufend abgefragt werden.

Universelle Schockraum-Sprache

Und das Schema muss eingehalten werden, die Reihenfolge A,B,C. „A“ wie Atemwege, „B“ für Belüftung, „zuerst behandeln, was zuerst tötet“, erklärt Rodepeter. „Wir brauchen diese universelle Schockraum-Sprache,“ und er führt aus, „zunächst muss sichergestellt sein, dass der Patient atmen kann, bevor wir uns um Blutungen oder Fehlstellungen von Extremitäten kümmern“. Deshalb wird zu Anfang auch geballte Man-Power eingesetzt, sobald möglich ziehen sich die Einzelnen zurück. Die Spannung löst sich, die gerade vergangenen fünf Minuten werden am Bildschirm analysiert. „Lieber heute ein Problem, als im Einsatz,“ macht Oberarzt Florian Schmidt deutlich, „und Sprechen ist ganz wichtig.“

Hat auch der „Verletzte“ gemeint.