Gelsenkirchen-Altstadt. . Bei der letzten Heiligen Messe ziehen Besucher durch die St. Georgskirche. Mit dem Ende der pastoralen Nutzung ist die Zukunft des Gebäudes offen.

Diese Vorabendmesse ist gut besucht, auch wenn das Schneetreiben die Menschen eher zu Hause bleiben lässt. Es ist auch keine Messe wie viele zu „Mariä Lichtmess“, 40 Tage nach Weihnachten. Es ist der letzte Gemeindegottesdienst in dieser Form in der St. Georgskirche, dem als Denkmal geschützten und augenfälligen Gebäude an der Florastraße. Die Leitung der Pfarrei St. Augustinus hat beschlossen, in St. Georg aus pastoralen Gründen keine Gottesdienste mehr stattfinden zu lassen.

Das Schicksal teilt sie mit Liebfrauen, dort wurde dieser Schritt eine Woche zuvor getan. In diesem Zuhause in der Gemeinde, der bisherigen Filialkirche, würden sonst an diesem Abend die Kerzen für das ganze Jahr geweiht, erläuterte Propst Markus Pottbäcker. „Aber das brauchen wir hier nicht mehr.“ Daher lud er die zahlreichen Besucher dieses Abends ein, mit kleinen Kerzen zu einer Lichterprozession durch das Kirchenschiff zu gehen. „Es soll ein besonderes Licht des Mutes von hier ausgehen,“ hoffte Pottbäcker, wenn auch sicher bei einer letzten Heiligen Messe in dieser Form bei vielen Trauer, Zorn und Enttäuschung herrschten.

Unausweichlicher Schrumpfprozess

Noch steht die große Krippe im Hintergrund des Altarraums, doch wird die größte ihrer Art in der Stadt hier wohl zum letzten Mal zu sehen gewesen sein.
Noch steht die große Krippe im Hintergrund des Altarraums, doch wird die größte ihrer Art in der Stadt hier wohl zum letzten Mal zu sehen gewesen sein. © Michael Korte

„Aber wie in der vergangenen Woche in Liebfrauen können wir auch dankbar auf die Geschichte in diesen Mauern blicken,“ erinnerte der Probst, „und auf die Menschen in dieser Geschichte.“ Aber man dürfe nicht vergessen, „dass wir sichtbar, deutlich weniger werden, kleiner werden.“ Auch wenn längst nicht alles gut sei, so wünschte der Geistliche, solle man „in Frieden scheiden, sich mit einem inneren Frieden auf einen neuen Weg machen.“

Erinnerung an das Zusammenrücken

Das Relief an der Seitenwand der St. Georgskirche fasst es vielleicht zusammen, nach vielen Jahren gar nicht mehr bemerkt. „Treue, Hingebung und Starkmut bauen das Gottesreich“, erinnert es. Und an anderer Stelle liegen dicke Seile heute zwar am Boden. Doch sie sollten die hinteren Bänke quasi abtrennen, weil ein Zusammenrücken der Menschen weiter nach vorn im Kirchenraum vormals ausdrücklich gewünscht war.

Sebastian Glenz, Verein der „Freunde und Förderer der St. Georgskirche“
Sebastian Glenz, Verein der „Freunde und Förderer der St. Georgskirche“ © Jakob Studnar

Doch auch die schwindenden Besucherzahlen bei den regelmäßigen Gottesdiensten sprachen eine nüchterne und deutliche Sprache für das Bistum, das über die Zukunft seiner Kirchen entscheidet.

Draußen dokumentieren die Tischgruppen des im Winter ungenutzten Biergartens nicht allein die Nähe von Kirche und Alltag. Sondern auch die Änderung der Werte.

>> Ein Ende nach 13 Jahren Einsatz für die Kirche

Sebastian Glenz vom Verein der Freunde und Förderer der St. Georgskirche, der sich seit 13 Jahren vehement für den Erhalt der Kirche einsetzt, macht sein Unverständnis deutlich. „Sie ist nicht offiziell geschlossen, kann nicht einfach abgerissen werden, es ist keine eigenständige Gemeinde mit einem Pfarrer mehr. Wie ein schleichendes Sterben.“